Nachruf

Chefankläger der Nürnberger Prozesse gestorben

11. April 2023
Redaktion Börsenblatt

2020 war im Heyne Verlag seine Autobiografie "Sag immer Deine Wahrheit" erschienen, er war der letzte noch lebende Chefankläger der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse: Am 7. April ist Benjamin Ferencz im Alter von 103 Jahren in Florida gestorben.

Benjamin Ferencz

"Unermüdlich hat er sich für eine gerechte und friedliche Welt eingesetzt", schreibt der Heyne Verlag in seiner Trauermitteilung. Dieses Ziel, das Ferencz als Ankläger bei den Nürnberger Prozessen bis zur Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs mit nicht nachlassendem Engagement verfolgte, habe ihn nie ruhen lassen: "Wir müssen das Recht aller Menschen in jedem einzelnen Land schützen, in Frieden und Würde zu leben. Das ist mein Ziel. Wenn ihr dieses Ziel auch habt: Tut dafür, was immer ihr könnt", schrieb Ferencz in seiner Autobiografie.

"Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und allen, die ihm nahestanden", schreibt der Verlag und erinnert an Ferencz' Überzeugungen: "Der Sohn armer Migranten in den USA wurde als US-Soldat im Zweiten Weltkrieg und Ermittler im besiegten Nazideutschland Zeuge des Unsagbaren, das Menschen einander anzutun in der Lage sind. Dennoch verlor er nie den Glauben an die Befähigung des Menschen zum Guten. Sein Optimismus und sein Scharfsinn, seine Dankbarkeit und Demut beim Blick auf ein erfülltes Leben, seine tiefe Überzeugung, im Kampf für eine menschenwürdige Welt das Richtige zu tun, seine Energie und sein Humor: Ben Ferencz hatte viel weiterzugeben. Er hat vier Kinder mit seiner 2019 verstorbenen Ehefrau Gertrude, die beiden waren über 80 Jahre ein Paar."