Vor einer Woche berichtete Börsenblatt online von dem Streit um PEN-Präsident Deniz Yücel. Auf einem Podium der lit.Cologne sprach sich Yücel für eine NATO-Flugverbotszone für Russland über der Ukraine aus. Er bezweifelte in seiner Rede, dass die „Waffe der Worte“ in diesem Krieg viel ausrichten könne.
Fünf PEN-Präsidenten forderten daraufhin den Rücktritt Yücels. Er habe die Befugnisse seines Amtes überschritten und gegen die Charta des internationalen PEN widersprochen.
Doch dahinter stecke mehr. Wie Gerrit Bartels im Tagesspiegel berichtet, gebe es den Konflikt bereits seit Beginn der Amtszeit von Yücel, „und sicher spielen auch persönlich Animositäten eine Rolle“. Unter anderem geht es um einen Mailverkehr innerhalb des Vereins. Darin ist die Rede von „rüpelhaften Beleidigungen“, „Frontstellung von älteren und jüngeren Mitgliedern“ und „Mobbingversuchen an zwei Mitgliedern des Vorstands“ die Rede.
Nun gibt es einen Abwahlantrag gegen das komplette PEN-Präsidium unter Yücels-Leitung wegen Mobbing, Beleidigung und „einer tiefgreifenden, systemischen Störung des Anstands und der Würde unserer Schriftstellervereinigung“. Dieser Abwahlantrag liegt der Deutschen Presseagentur vor. Im Mai soll darüber abgestimmt werden.
Jan Wiele von der FAZ merkt an, dass jedoch nicht alle PEN-Mitglieder der Meinung ihrer fünf ehemaligen Präsidenten zustimmten. „Nicht zu Unrecht wandten manche ein, dass man den Lautsprecher Yücel doch wohl eben für seine polemische öffentliche Wirkung zum Präsidenten gewählt habe“.
Bartels ergänzt in seinem Tagesspiegel-Artikel: Yücel „ist sicher vieles, nur kein Diplomat, der mit seinen Meinungen aus taktischen oder strategischen Gründen hinter dem Berg hält. Als hätte der ehrwürdige und häufig schläfrige PEN nicht gewusst, wen er sich vergangenen Oktober an seine Spitze gewählt hat.“ Er findet, dass eine Abwahl dem Ansehen des PEN und seinen Anliegen „nicht wirklich förderlich“ wäre.
Ausführlicher Bericht im Tagesspiegel: Verhärtete Fronten beim PEN Deutschland: Der Streit um Deniz Yücel geht in die nächste Runde
Jan Wieles Kommentar in der FAZ: Abwahlantrag gegen Deniz Yücel und sein PEN-Präsidium