Studie der IG Digital

KI in Verlagen - Unternehmen sehen auch große Risiken

13. Februar 2025
Kai-Uwe Vogt

Künstliche Intelligenz wird die Verlagswelt verändern – aber wann und in welchen Bereichen? Wo stehen die Verlage heute? Die IG Digital des Börsenvereins hat gemeinsam mit der Unternehmensberatung Highberg eine Studie zur Nutzung von KI in Verlagen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Noch steht die Branche am Anfang einer Transformation, die in der Branche durchaus auch kritisch gesehen wird.

eine menschliche und eine Roboterhand sind vor einem altmodischen Computer mit E-Mail-Symbolen zu sehen

E-Mails könnten mit automatisierter Unterstützung schneller bearbeitet werden

KI spielt heute noch keine entscheidende Rolle

139 Verlagsmenschen wurden für die Studie anonym befragt. Der Background der Teilnehmenden reicht vom Management bis zum Vertrieb, Unternehmen aller Größen und aller Sparten (vom belletristischen Verlag bis zum Fachbuch) haben sich beteiligt, besonders groß war der Rücklauf bei den mittelgroßen Verlagen im Belletristik-Bereich.

Zwei Jahre nach der Einführung von ChatGPT schätzen nur 9 % der Befragten die Bedeutung von KI aktuell als hoch oder sehr hoch ein. Gleichzeitig sind sich viele bewusst, dass  der Einsatz von KI in 5 Jahren ein entscheidender Erfolgsfaktor sein könnte: 84 % glauben, dass die Bedeutung von KI für ihr Unternehmen "hoch" oder sogar "sehr hoch" sein wird.

Das Thema KI hat viele Facetten und wird durchaus mit Sorgen betrachtet:

  • Noch nicht einmal jede:r Dritte (29%) glaubt, dass die Chancen beim Einsatz von KI die Risiken "deutlich überwiegen"
  • 53% glauben: "Chancen und Risiken halten sich die Waage"
  • Für 14% überwiegen die Risiken sogar die Chancen

Als größte Herausforderungen sehen die Befragten:

  • Fehlendes Know-how
  • Mangelende Ressourcen
  • Hohe Kosten
  • unklare Einsatzmöglichkeiten
  • Datenschutz
  • urheberrechtliche Bedenken
  • rechtliche Risken
  • Bedenken in Bezug auf die Qualität

Viele Teilnehmenden sehen außerdem ein Risiko darin, dass durch den Einsatz von KI eine Schwemme von Inhalten erzeugt werden könnte, in der Verlage mit ihren Inhalten und Produkten untergeht. Auch Sorgen um Urheberrechtsverletzungen sind ein großes Thema, genauso wie Bedenken, wie Verlage mit einer massiven Steigerung der Inhalte umgehen sollen, die an sie herangetragen werden.

73 % der Befragten gaben an, dass der größte Verbesserungsbedarf in einer Verbesserung der KI-Kompetenz der Mitarbeitenden liegt.

Obwohl die Meisten im Bereich Marketing und Vertrieb großes Potenzial sehen, setzen bisher weniger als die Hälfte KI im Marketing und Vertrieb ein.

"In welchen Bereichen setzen Sie KI bereits ein oder planen dies konkret?"

  • Content-Generierung* und -bearbeitung: 68%
  • Prozessoptimierung: 59%
  • Content-Recherche und -aggregation: 51%
  • Marketing und Vertrieb: 46%
  • Produktentwicklung und neue Formate: 28%
  • Rechtliche und ethische Fragestellungen: 12%

Gefragt nach dem größten Potential für den Einsatz künstlicher Intelligenz nannten 72 % Marketing und Vertrieb. Die Hälfte der Befragten sieht auch großes Potenzial bei den "rechtlichen und ethischen Fragestellungen" – hier ging die Schere besonders weit auseinander.

*"Content-Generierung" umfasst z. B. Zusammenfassungen für Pressemappen oder Vorschläge für Marketingtexte sowie Social-Media-Posts.

KI-Nutzung heute in Verlagen: Tabelle
Tabelle zu Erwartungen von KI-Einsatz in der Zukunft in Verlagen

Wie Verlage heute schon KI nutzen

Konkret erzeugen manche Verlage schon heute personalisierte Empfehlungen basierend auf Kundeninteressen oder nutzen Lesemotive für Empfehlungen von Büchern.

  • Auch Marketingbudgets und Kampagnen werden bereits durch KI-Einsatz optimiert oder verwaltet.
  • KI wandelt in Fachverlagen Texte in Hörbücher oder Podcasts um oder unterstützt die Barrierefreiheit durch automatisierte Audio-Versionen von Texten.
  • Bildungsverlage generieren dynamische Lernmaterialien, die sich an den Fortschritt oder die Bedürfnisse der Lernenden anpassen, in dem sie etwa automatisierte Übungen und Quizfragen erstellen – oder sogar die Hausaufgaben kontrollieren können.
  • Vor allem im Marketing wird gerne auf KI zugegriffen: Die KI hilft bei Textentwürfen oder Schreibblockaden, erstellt Fact Sheets, Zusammenfassungen, Überschriften und immer häufiger auf Buchtitel.
  • Auch die Personalisierung von Büchern und anderen Verlagsprodukten wird in Praxis bereits genutzt.

Was Verlage vom Börsenverein erwarten

Zu guter Letzt wurden die Teilnehmer der Studie gefragt: "Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom Börsenverein in Bezug auf KI"?

Hier sind es vor allem zwei Felder: Einerseits politische und andererseits gesellschaftliche Fragen:

Politische Unterstützung bei der Schaffung von Rahmenbedingungen.

Innerhalb der Branche wünschen sich die Unternehmen:

  • Austausch und Unterstützung
  • Identifikation von Best Practices
  • Schulungen / Wissenstransfer
  • und eine rechtliche Beratung zu KI-Themen

Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Studie "KI unter Verlagen" auf der future!publish Ende Januar in Berlin.