Hubert & Co. meldet Insolvenz an
Der Buchdruckspezialist Hubert & Co. in Göttingen hat Insolvenz angemeldet. Wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte, laufe der Betrieb aber weiter, die Auftragslage sei gut.
Der Buchdruckspezialist Hubert & Co. in Göttingen hat Insolvenz angemeldet. Wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte, laufe der Betrieb aber weiter, die Auftragslage sei gut.
Über den Insolvenzfall hat unter anderen das Magazin print.de unter Berufung auf eine Pressemitteilung der Eigentümer von Hubert & Co., der P2 MedienInvest Holding, berichtet. Die beiden Geschäftsführer der Holding, Peter Dankesreiter und Christopher Sommer, betrachten demzufolge "die Anmeldung der Insolvenz als notwendigen Schritt im Rahmen der Konsolidierung und als Bestandteil der strategischen Ausrichtung". Wie es in der Pressemitteilung, die dem Börsenblatt inzwischen vorliegt, weiter heißt, habe die Corona-Pandemie "einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass Hubert & Co. in Schieflage geraten ist". Im Zuge der strategischen Ausrichtung habe sich die Holding daher entschieden, die Reißleine in Form der Insolvenz zu ziehen.
Das Amtsgericht Göttingen habe den Göttinger Rechtsanwalt Daniel Goth am 14. Februar zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, so Print.de. Er soll in den nächsten drei Monaten Produktion, Löhne und Gehälter sichern. Danach werde sich zeigen, "ob und wie der Betrieb weitergeführt werden kann", so P2 MedienInvest in seiner Mitteilung.
Zu den wichtigsten Verlagskunden von Hubert & Co. gehört unter anderen der Wallstein Verlag. Verleger Thedel von Wallmoden äußert sich zuversichtlich, was die Zukunft des Druckbetriebs angeht: "Eine Insolvenz ist immer auch die Chance für einen Neustart ohne Ballast. Es gibt in diesem spezifischen Marktsegment wenige Druckereien und Buchbindereien, die eine so hohe Qualität und enorme Verarbeitungsvariabilität anbieten können. Der Wallstein Verlag gehört zu den größten Kunden von Hubert & Co. und baut auf eine Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit. Ich bin persönlich von der Kompetenz der Mitarbeiter und dem Potential dieses Betriebes überzeugt."
Hubert & Co. war im Januar 2021 von den Gesellschaftern der Familie Ruprecht an die P2 MedienInvest Holding verkauft worden. Geschäftsführerin von Hubert & Co. ist Ramona Weiß-Weber.
Die P2 MedienInvest Holding war sicher nicht der richtige Investor für Hubert & Co., denn sie hatten nie einen schlüssigen Plan wie sie das Unternehmen weiterentwickeln können. Aus unserer Sicht ist Hubert & Co. sowohl im digitalen Bereich als auch in der Buchfertigung gut aufgestellt, und gerade für das Produktionssegment Auflagen 100 bis 10.000 ein wichtiger Partner für Druckereien und Verlage.
Ich wünsche den handelnden Personen viel Glück und Erfolg, dass sie das Unternehmen ohne die "Peters" zukunftsfähig aufstellen und stabil weiterführen können.
So wie mir zugetragen wurde gab es fast ausschließlich auf Seiten von Hubert & Co massive Bemühungen, den Betrieb auf solide Füße zu stellen, die von Seiten P2 jedoch oft genug relativiert oder nicht ernst genommen wurden. Außer dem Kauf von Hubert & Co wurde wohl keine weitere, dringend nötige Investition getätigt.
Außerdem ist die Insolvenz nicht von Seiten der P2 MedienInvest Holding, sondern von der Geschäftsführung Hubert & Co ausgegangen. Das hätten auch die „Peters“ eingestehen können – wenn es schon keinen Willen zu Investitionen gab.
Und zu der Aussage „Auch ein solcher Schlussstrich gehört zur Konsolidierung“ kann ich nur sagen, dass es für P2 finanziell sinnvoller gewesen wäre, Hubert & Co zu schließen und alles zu verkaufen. Das zeugt davon, dass man sich im Hause P2 nicht im Ansatz wirklich mit Hubert & Co und der Produktion von schönen Büchern auseinander gesetzt hat! Wahrscheinlich hat man nie echtes Interesse an den Produkten von Hubert & Co gehabt.
Nach meiner Auffassung hat das Unternehmen Hubert & Co durchaus sehr großes Potential, vor allem durch den Einsatz und den Willen der Mitarbeiter. Nun kann man sich auch wieder voll und ganz auf die Produktion von wirklich schönen Büchern konzentrieren – auch und grade ohne P2.
Ich wünsche Hubert & Co mit all seinen Mitarbeiter*innen viel Erfolg bei allem, was da jetzt kommt!
Die beiden Peters, oder P2 wie sie ihr Invest-Unternehmen also nannten, standen und lachten und erklärten im Interview, welches am 4.2.2021 veröffentlicht wurde, wie die Druckindustrie im Allgemeinen und p2 im Speziellen funktioniert. Zwei erfahrene Männer, die, so scheint es, vor Kraft kaum laufen konnten, diktieren Sätze in den Block des Journalisten, die nichts weniger als die Revolution im Druck bedeuten sollten. Beim Studium dieses sehr sehr selbstbewussten Interviews musste sich der geneigte Leser verwundert die Augen reiben ob der Cleverness der beiden Ps.
Aber genug des Zynismus. Die damaligen Presseveröffentlichungen, immerhin erst ein Jahr alt, waren schon zu jener Zeit im höchsten Maße haarsträubend, widersprüchlich und von ungewollter Komik, dass einem dabei vor Lachen die Tränen kommen konnten. Die einzelnen Thesen hier auseinander zu nehmen, würde den Rahmen sprengen. Fakt ist: p2 ist Anfang 2021 angetreten, um den Druckmarkt aufzumischen, sagten sie zumindest.
Als es nach den Presseterminen im Januar und Februar an die Arbeit ging, stellte sich offensichtlich heraus, dass man den Mund etwas zu voll genommen hatte. Bereits im August verging Senator Sommer die Lust an der Druckrevolution und zerrte seinen, bei Elanders ausgemusterten, Sohnemann nach vorne. Auch er, ganz der Vater, erzählt freimütig in jedes Mikrofon und keinen Allgemeinplatz scheuend, was p1+c alles besser kann als die anderen. Die Öffentlichkeit reibt sich erneut die Augen und soll denken, nun aber geht’s erst richtig los. Ein junger Wilder und ein erfahrener Manager. Was soll schon schiefgehen!?
Nun, Einiges.
Denn jetzt, im Februar 2022 fällt p2 ihre mit Überheblichkeit gepaarte Konzeptlosigkeit auf die Füße und sie entziehen den Göttingern die „Liebe“. Und was tut p2 in einem solchen Moment? Das was p2 am besten kann: Sich öffentlich lächerlich machen. Die absurde Pressemitteilung zur Insolvenz von Hubert & Co. liest sich wie ein Stück aus dem Tollhaus. Man spricht von „intensiven Bemühungen, den Betrieb auf solide Füße zu stellen“, gar von „auch ein Schlusstrich gehört zur Konsolidierung“, ganz so als wäre Robin p2 Hood angetreten, den Deutschen Druckmarkt von Überkapazitäten zu befreien. Zitat: „Kapazitäten neu ordnen und den Markt neu sortieren“. Man will verzweifelt deutlich machen, das Heft des Handelns noch in der Hand zu haben, was natürlich nicht der Fall ist.
In der Rückbetrachtung und im Querlesen aller Texte dieser Herren, muss man sich ernsthaft die Frage stellen, ob es diesen wirklich gut geht und ob sie nicht vor sich selbst geschützt werden sollten?
Abschließend kann man den Göttingern nur alles Gute wünschen und, so bedauerlich die Situation auch sein mag, gratulieren, diese Schwäbischen Schwätzer los geworden zu sein.
Verlag Steuern und Recht, Daniel R. Gygax, Geschäftsführer
einerseits muss ich Ihnen ja zustimmen. Jeder sollte sich ob seiner „Geiz ist Geil“ Einstellung und harten Preispolitik fragen, welche Schuld er an der ein oder anderen schlechten Nachricht in der Welt trägt. Aber Preisvergleich sollte hier keine Ausrede sein und nicht alle arbeiten nach dieser Einstellung.
Aber nach meinen Information waren Sie doch maßgeblich an den wirtschaftlichen „Erfolgen“ des Unternehmens Hubert & Co vor 2017 beteiligt. Sie waren es, der auch trotz Hinweisen einiger Verleger an alten Strukturen festgehalten hat. Moderne, smarte Buchproduktion haben Sie nie wirklich versucht im Unternehmen zu platzieren. Konzepte dazu haben Sie nicht umgesetzt bzw. spielten in Ihren Überlegungen nie eine große Rolle. Die digitale Buchproduktion hätte viel früher und effektiver Einzug halten müssen. Hubert & Co hatte und hat das Know-how, um in jedem Buchsegment erfolgreich zu sein, lediglich die technische Ausstattung dazu fehlte jahrelang. Sie waren dementsprechend nicht dafür verantwortlich, dass ab 2017 das Unternehmen hin zu einem modernen Buchhersteller weiterentwickelt wurde. Als angeblicher Kenner der Branche hätten Sie den einzuschlagenden Weg doch viel früher erkennen und umsetzen müssen.
Ihrer Aussage „das Profil eines Buchherstellers wird immer unschärfer“ entnehme ich auch hier wieder, dass Sie an alten Strukturen nur zu gern festhalten wollen und nach wie vor nicht offen für neue Ideen sind. Das moderne Buch ist heute mehr als „nur“ Buchstaben und Grafiken auf Papier. Über Dinge wie Augmented Reality als Ergänzung zum gedruckten Inhalt des Buches wurde früher nicht einmal nachgedacht – heute schon. Und um wirtschaftlich zu arbeiten, muss eben mit der Zeit gegangen werden und auch neuere Techniken genutzt werden – wie es zu Ihrer Zeit die smarte Buchproduktion hätte sein können, wenn Sie agiert hätten.
Von „Früher gab es auch schon Fehler und überhaupt“ wird auch kein Unternehmen besser – und der menschliche Charakter auch nicht.
Wir werden sehen wie sich die Dinge bei Hubert & Co entwickeln.