Großer bosnischer Schriftsteller und Denker

Dževad Karahasan stirbt mit 70 Jahren

22. Mai 2023
Redaktion Börsenblatt

Der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan ist am 19. Mai im Alter von 70 Jahren in Graz gestorben, wie der Suhrkamp Verlag mitteilt.

Dževad Karahasan

Dževad Karahasan wurde 1953 in Duvno (Bosnien-Herzegowina) geboren, studierte Literatur- und Theaterwissenschaft in Sarajevo und wurde in Zagreb promoviert. Während des Jugoslawienkrieges harrte er lange im belagerten Sarajevo aus, bevor er nach Österreich floh und an verschiedenen europäischen Universitäten unterrichtete. Karahasan starb in Graz, wo er die meiste Zeit lebte; nach dem Krieg kehrte er aber auch nach Sarajevo zurück.

Sein Werk ist nicht nur durch die Kriegserfahrung in Sarajevo, sondern auch durch die jahrhundertelange Geschichte des Balkans geprägt, in dem immer wieder Religionen und Kulturen aufeinandertrafen, mal im friedlicher Symbiose, mal in Konfrontation zueinander. 1993 erschien Karahasans erster Roman "Der östliche Divan" (Wieser Verlag), im Januar 2023 bei Suhrkamp der Roman "Einübung ins Schweben", der schildert, wie man in einer von Rauch und Gestank erfüllten Stadt ausharrt, ohne Hoffnung und Humor zu verlieren. Auf Deutsch sind die meisten Bücher Karahasans bei Suhrkamp und Insel erschienen.

Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung 2004 und mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt 2020.