Viel zu besprechen
Vom KulturPass über wirtschaftliche Auskömmlichkeit im Buchhandel bis hin zu Nachhaltigkeit und Leseförderung: Diese und weitere Themen standen auf der Agenda der Fachgruppenversammlung Fokus Sortiment.
Vom KulturPass über wirtschaftliche Auskömmlichkeit im Buchhandel bis hin zu Nachhaltigkeit und Leseförderung: Diese und weitere Themen standen auf der Agenda der Fachgruppenversammlung Fokus Sortiment.
Rund 40 Buchhändler:innen und weitere Interessierte hatten sich am Donnerstagabend von 18 Uhr bis 20 Uhr in die virtuelle Veranstaltung eingewählt. Christiane Schulz-Rother, Vorsitzende des Ausschusses für den Sortimentsbuchhandel, informierte über den neuesten Stand beim KulturPass. Bislang seien rund 3,5 Millionen Euro Umsatz mit Büchern erzielt worden, führte die Berliner Buchhändlerin aus. Sie bezeichnete den KulturPass als „Erfolgsstory“, bei der der Börsenverein von Anfang an mitgewirkt habe und appellierte an ihre Kolleg:innen, sich anzumelden und mitzumachen, falls sie noch nicht dabei sein. „Wir können hier eine neue und junge Kundschaft ansprechen“, so Schulz-Rother.
Ein Thema, das für die Buchhändler:innen überlebensnotwendig ist, ist die wirtschaftliche Auskömmlichkeit. Schulz-Rother wies darauf hin, dass beispielsweise Leseförderung, Nachhaltigkeit, Nachwuchsförderung und vieles andere, das der Buchhandel leiste, personelle und finanzielle Ressourcen benötige. „Daher müssen Buchhändler:innen auskömmliche Konditionen haben.“ Schulz-Rother erwähnte möglicherweise weiter steigende Logistikkosten, steigende Personalkosten und andere Kosten, die in die Höhe gingen. „Wir sind abhängig von der Preisgestaltung der Verlage und höhere Kosten, die wir nicht kompensieren können, führen uns in eine Abwärtsspirale.“ Alle drei Sparten müssten offen über das Thema Auskömmlichkeit sprechen, um eine adäquate Lösung zu finden.
Das digitale Schulbuch war ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung. Schulz-Rother hob hervor, dass gedruckte und digitale Bücher und digitales Lehrmaterial Hand in Hand gehen sollten. Im Saarland, wo vor allem das digitale Schulbuch vorangetrieben wird, hätten Buchhandlungen im Schulbuch Umsatzverluste von 30 Prozent und mehr zu verbuchen. Das gedruckte Schulbuch sei aber keineswegs „altbacken“. Das würden zum Beispiel Länder wie Schweden gerade konstatieren und wieder verstärkt zum Gedruckten zurückkehren.
Leerstand rechts und links von Buchhandlungen: Damit haben viele Sortimenter:innen zu kämpfen. Der Börsenverein hat sich daher dem Thema Innenstadtbelebung verschrieben und dazu in den vergangenen Monaten in ganz Deutschland Veranstaltungen mit den Landesverbänden durchgeführt, wie Maren Ongsiek, Leitung Ressort Buchhandlungen im Börsenverein, ausführte. Ein besonderes Interesse gelte auch der kulturellen Belebung der Innenstädte. Anregungen gibt es zum Beispiel auf der Website von Stadtimpulse, dem ersten bundesweiten, zertifizierten Projektpool für Innenstadt, Handel und städtisches Leben. Ab November werden dort auch drei buchhändlerische Projekte aus Meissen, Bremen und Mainz vertreten sein, kündigte Ongsiek an.
Unterstützung im Bereich digitale Transformation bietet der Börsenverein mit Hilfe des Aufbaus einer digitalen Plattform, dem digitalen Wissens-Hub, so Stefanie Herr, Leitung Ressort Digitale Transformation beim Börsenverein. Der Hub dient als Knotenpunkt, an dem sowohl Ansprechpartner zu digitalen Themen als auch Know-how gebündelt zu finden sein wird. Als Pilotprojekt wurde eine Checkliste zur Vergleichbarkeit von Webshops erstellt, die als Gemeinschaftsprojekt von IGUS und IG Digital entstanden ist.
Susanne Lux, Sprecherin der IG Leseförderung, hielt ein flammendes Plädoyer für die Leseförderung. Sie ging auf die Erfolge von Aktionen wie beispielsweise die Lesetüte ein, von der in diesem Jahr 137.000 Stück verteilt worden sind. Auf der Buchmesse wird in wenigen Tagen das Gütesiegel Buchkita an 83 Preisträger vergeben, ebenfalls eine erfolgreiche Leseförderungsmaßnahme. „Kinder- und Jugendbücher sind Ihre wichtigste Warengruppe“, sagte Lux in Richtung ihrer Kolleg:innen. „Wenn wir die jungen Leser:innen nicht gewinnen, haben wir morgen keine oder zu wenige Leser:innen.“ Es sehe nicht so aus, als würde sich politisch viel tun, „daher müssen wir gemeinsam mit privaten Initiativen aktiv werden“.
Sie ist mit ihrer Buchhandlung Lesumer Lesezeit in Bremen eine Blaupause für die Buchbranche: Svenja Esch. Die Sortimenterin schilderte ihren Weg zur Klimaneutralität, der zwar „komplex, aber kein Hexenwerk war“.
Der Nachhaltigkeit hat sich auch die gleichnamige IG im Börsenverein verschrieben. Michael Kursiefen, einer der Sprecher der IG Nachhaltigkeit, erläuterte die Arbeit der drei Taskforces Herstellung und Logistik, Ökobilanzierung und Berichtswesen sowie Nachhaltige Betriebe. Auf der Buchmesse trifft sich die IG am 19. Oktober um 14.30 Uhr in Halle 4.C, Raum Entente, zu einem Get Together.
Zwei Fragen gab es zum Abschluss aus dem Teilnehmerkreis. Die Leipziger Buchhändlerin Birgit Grallert merkte an, dass zu wenig über Rabattspreizung gesprochen werde. Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang führte aus, dass zahlreiche Buchhändler:innen mehrfach zum Thema gehört worden seien, ein sehr großer Aufwand mit Befragungen betrieben worden sei und man mit den Ergebnissen der Befragungen auf Grund „kartellrechtlicher Brisanz“ vorsichtig umgehen müsse. Zudem gebe es derzeit eine brancheninterne Kampagne, die auf die Wichtigkeit der inneren Preisbindung hinweise.
Ebenfalls von Grallert kam die Frage, ob es eine Diskussion über Gendern in der Satzung des Börsenvereins geben werde. Dies wird auf der Mitgliederversammlung des Börsenvereins am 21. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse der Fall sein, sagte Sprang.