E-Commerce

Starke Umsatzrückgänge im Onlinehandel

27. Januar 2023
Redaktion Börsenblatt

Nach Rekordzahlen im Jahr 2021 hat der deutsche E-Commerce massiv an Umsatz verloren. Laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) ist das Minus zweistellig – und betrifft vor allem Modeläden und den Buchhandel.

Rund 100 Milliarden online umgesetzt

Gemessen wurde der nominale (Brutto, ohne Steuern) Umsatz mit Waren im E-Commerce im Gesamtjahr 2022. Hier lag das Minus über alle Sparten bei 8,8 Prozent auf 90,4 Mrd. Euro nach 99,1 Mrd. Euro im Vorjahr.

Gleichzeitig konnten die Umsätze mit digitalen Dienstleistungen wie Urlaubsbuchungen oder Konzertticketverkäufen nach den Lockdowns der ersten Pandemiejahre deutlich um 39,9 Prozent auf 11,25 Mrd. Euro aufholen (Vorjahr: 8,0 Mrd. Euro).

Insgesamt resultierte ein Branchenumsatz von 101,7 Mrd. Euro (2021: 107,1). Zuzüglich Umsätzen, die per Telefon, Fax oder anderen Bestellmedien erzielt wurden, lag der Gesamt-Umsatz 2022 bei 102,7 Mrd. Euro.

Vor-Corona-Vergleich: Handel im Plus, Dienstleitungen im Minus

Verglichen mit den Umsätzen vor Corona (2019) lag der Onlinehandel mit Waren vergangenes Jahr noch immer 24,5 Prozent im Plus. Dienstleistungen sind mit einem Rückstand von 42,2 Prozent im Vergleich zu 2019 hingegen noch weit davon entfernt, das Niveau der Vor-Corona-Jahre zu erreichen.

Der Anteil des E-Commerce mit Waren am gesamten Einzelhandel im engeren Sinn (inkl. Lebensmittel, aber ohne Apotheken-Umsätze) ging 2022 auf 11,8 Prozent zurück (2021: 14,3 Prozent). Betrachtet man nur den Anteil am Nonfood-Handel, liegt der Marktanteil des E-Commerce mit 15,4 Prozent ebenfalls unter den im vergangenen Jahr erzielten rund 20 Prozent.

Weniger Spontankäufe

Die Umsatzentwicklung läuft je nach Warengruppen und Versendertypen dabei z.T. stark auseinander. Ein absolutes Wachstum von z.T. mehr als 100 Mio. Euro konnten Warengruppen erzielen, die einen akuten, nicht einfach aufschiebbaren Bedarf decken, wie z.B. Haushaltsgroßgeräte oder Spielwaren.

Hingegen sparten die Verbraucher an typischen Impulskäufen. Die Spanne reicht so auf Ganzjahressicht von einem Umsatzplus von 6,4 Prozent für Tierbedarf, gefolgt von +3,5 Prozent für Medikamente und +1,3 Prozent für Lebensmittel bis zu einem Minus von 16,6 Prozent für Schuhe, sowie jeweils -12,8 Prozent für Bekleidung und Bücher, inklusive E-Books und Hörbüchern.

„Der Onlinehandel startete 2022 zunächst robust mit zweistelligen Wachstumsraten und fiel bei Kriegsausbruch in der Ukraine schlagartig ins Negative. Besonders bei Mode, Hobby und Freizeit sowie Unterhaltungselektronik brechen aktuell Spontaneinkäufe weg. Umsätze mit alltäglichen Bestellungen von Lebensmitteln, Beautyprodukten oder Medikamenten, die in der Pandemie verstärkt in den E-Commerce gewandert sind, sind hingegen stabil geblieben.
„Wer den E-Commerce während der Lockdowns für tägliche Bedarfe genutzt hat, kauft auch in Zukunft weiter online ein“, erklärt Martin Groß-Albenhausen, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim bevh.

Spüren reine Onlinehändler die Krise weniger stark?

Sehr unterschiedlich entwickelten sich auch die Umsätze nach Versendertyp. Zwar waren sämtlich Versendertypen von Rückgängen betroffen. Am deutlichsten spürbar war die Kaufzurückhaltung aber bei den Multichannel-Händlern, deren Online-Verkäufe sich zum Teil wieder ins eigene stationäre Geschäft verlagern. Deutlich besser als der Markt, aber dennoch rückläufig, waren die Umsätze bei den Online-Pure-Playern und insbesondere bei den Herstellern (Direktvermarktern). Sie konnten in zwei Corona-Jahren und einem Krisenjahr durch den Ukraine-Krieg ihren Anteil am E-Commerce am spürbarsten ausbauen.

Prognose: E-Commerce im Handel wird wachsen

Der bevh erwartet, dass der E-Commerce künftig wieder etwas stärker als der Gesamtmarkt wächst. Aktuell geht der Verband für 2023 von einem Wachstum von 4,8 Prozent für den E-Commerce mit Waren aus.