Gemeinsamer Empfehlungsalgorithmus

MVB baut Zusammenarbeit mit Start-ups aus

12. Oktober 2021
Redaktion Börsenblatt

Der Technologie- und Informationsanbieter MVB will durch Kooperationen mit jungen Unternehmen das VLB-Angebot erweitern. Die Lesemotive-Kooperation mit READ-O verbindet bewusste und unbewusste Kundenbedürfnisse für ein optimiertes Empfehlungsmarketing in Online-Shops. 

Durch die Zusammenarbeit mit jungen Unternehmen bei der Weiterentwicklung seines Dienstleistungsangebots rund um das VLB, bündelt MVB Expertise aus unterschiedlichen Bereichen, wie das Unternehmen mitteilt.

Ein aktuelles Beispiel ist die Kooperation mit dem Frankfurter Unternehmen READ-O. Mithilfe Künstlicher Intelligenz analysiert der App-Anbieter anhand von Buchbewertungen im Internet, welche Gefühle Menschen beim Lesen eines Buches hatten. Daraus werden passgenaue Leseempfehlungen für potenzielle Buchkäufer*innen generiert.

Für das gemeinsame Projekt kombinieren MVB und READ-O jetzt diese Informationen, also die bewussten Kundenbedürfnisse, in einem eigenen Empfehlungsalgorithmus mit den Lesemotiven. Letztere stehen für die unbewussten Kundenbedürfnisse, die ein Buch bedient. Die Lesemotive-Merkmale stammen aus dem VLB, das Bücher mithilfe der KI vom Start-up QualiFiction automatisiert dem neuen Klassifikationsstandard zuordnet. Der neue Empfehlungsalgorithmus von MVB und READ-O kann zum Beispiel im Online-Shop oder bei der Sortimentsplanung und der Beratung von Kundinnen und Kunden genutzt werden. Auf der Frankfurter Buchmesse vom 20. bis 24.10.2021 können Besucherinnen und Besucher den Prototyp des neuen Empfehlungsalgorithmus am MVB-Stand (Halle 3.1, G 61) testen.

Bisher beruht das Empfehlungsmarketing, beispielsweise in Online-Shops, auf Auswertungen der Verkaufshistorie. Auch vergleichbare Titel innerhalb der Warengruppe oder andere Werke des gleichen Autors sind bekannte Empfehlungsmuster. Doch MVB merkt an, dass Kundenbedürfnisse bei diesen Algorithmen keine Rolle spielen und die Vielfalt der Querverweise eingeschränkt werde. Der Fokus auf Bestseller und Neuerscheinungen würde verstärkt und das Potential passender Backlist-Titel verschenkt. Der gemeinsame Empfehlungsalgorithmus von MVB und READ-O soll dem Abhilfe schaffen.

Ein erstes Pilotprojekt

Die Ergebnisse der unterschiedlichen Varianten des Empfehlungsmarketings fallen sehr unterschiedlich aus. Das zeigt ein Pilotprojekt mit der Buchhandlung Reuffel. Der Regionalfilialist hat in Ergänzung zu den Vorschlägen auf Basis der Verkaufsdaten auch den neuen Algorithmus in seinen Online-Shop eingebunden. „Die Empfehlungen des Algorithmus von MVB und READ-O sind eine tolle Ergänzung und Aufwertung für unseren Online-Shop. Gerade auch für mittelständische Buchhandlungen ist dies eine attraktive Möglichkeit, von digitalen und KI-getriebenen Innovationen zu profitieren. Wir freuen uns, dass wir als Pilot-Buchhandlung dabei sein können“, sagt Reuffel-Geschäftsführer Robert Duchstein.

MVB-Geschäftsführer Ronald Schild erklärt, dass die Zusammenarbeit mit Start-ups von strategischer Bedeutung sei. „gemeinsam können wir unser bestehendes Angebot sinnvoll ergänzen und Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden schaffen. Deshalb engagieren wir uns seit Jahren beim Content-Shift-Accelerator der Börsenvereinsgruppe, um Gründerinnen und Gründer bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle für die Buchbranche zu unterstützen.“ Im Idealfall könne man das Beste aus zwei Welten in einer echten Innovation zusammenbringen.

Für READ-O als Literatur-Start-Up eine großartige Chance, ihr Produktangebot zu erweitern und gleichzeitig auf die Buchbranchen-Erfahrung von MVB zurückzugreifen, wie CEO Jonathan Mondorf erklärt.

Kai Wels, Leiter Geschäftsbereich Digital bei MVB betont, dass Start-ups für eine Zusammenarbeit bereits einen gewissen Reifegrad erreicht haben müssen, einen Business Plan sowie ein Prototyp. „Im Gegenzug bieten wir Zugang zu unserer Metadatenbank und aktivieren unser starkes Netzwerk für gemeinsame Vorhaben.“

Aktuell kooperiert MVB mit QualiFiction, dem Content-Start-up des Jahres 2019, und READ-O sowie mit Buuk. Das Düsseldorfer Unternehmen ermöglicht Suchmaschinenoptimierung durch verbesserte Schlagworte in den Produktmetadaten von Büchern. Außerdem prüft das Start-up für Verlage die Sichtbarkeit und das Ranking von Büchern in den großen Online-Shops des Buchhandels. Das Buuk-Angebot ist ein ergänzender Service zur Metadaten-Optimierung im VLB. READ-O und Buuk stehen im Finale des diesjährigen Content-Shift-Accelerators. Die Entscheidung, wer Content-Start-up des Jahres 2021 wird, fällt im Pitch am Donnerstag, 21.10.2021, ab 10:00 Uhr, auf der Frankfurter Buchmesse (Forum 0 / ARTS+, B 13).