Christiansen oder Kortes: Wer ist Hamburgs älteste Buchhandlung?
Die Hamburger Buchhandlungen Christiansen und Kortes wollen beide die ältesten der Stadt sein. Doch die Inhaber kommen sich nicht in die Quere.
Die Hamburger Buchhandlungen Christiansen und Kortes wollen beide die ältesten der Stadt sein. Doch die Inhaber kommen sich nicht in die Quere.
Die seit 1878 bestehende und in vierter Generation von der Familie Christiansen geführte Buchhandlung Christiansen im Hamburger Stadtteil Ottensen sei stolz darauf, die älteste in Familienbesitz befindliche Buchhandlung der Stadt zu sein. Das berichtet das Hamburger Abendblatt. Die Buchhandlung sei mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem 2016 und 2018 mit dem Deutschen Buchhandlungspreis.
Als „älteste Buchhandlung Hamburgs“ bezeichne sich seit kurzem aber auch die Buchhandlung Kortes, die 1945 in Blankenese eröffnet worden sei. Die neuen Inhaber Pascal Mathéus und Florian Wernicke hätten bei ihren Recherchen jedoch herausgefunden, dass die Buchhandlung bereits 1848 von Friedrich Wassermann gegründet worden sei. Damit sei ihre Buchhandlung die älteste in Hamburg. Als Konsequenz aus den Recherchen werde die Buchhandlung Kortes künftig unter dem Namen Wassermann geführt.
Nicole Christiansen sieht laut Hamburger Abendblatt in der Namensänderung keine Konkurrenz, da die Buchhandlung Kortes/Wassermann nicht in Familienbesitz sei.
Wohl keine von beiden.
Die ganz ausgezeichnete Buchhandlung Christiansen in Hamburg-Ottensen darf sich stolz als die „älteste in Familienbesitz befindliche Buchhandlung der Stadt“ bezeichnen. Dies wurde Nicole und Sönke Christiansen anlässlich des 130-jährigen Bestehens ihrer Buchhandlung vom Börsenverein mit Brief und Siegel bestätigt.
Allerdings wies man seinerzeit darauf hin, dass es in Hamburg ältere Buchhandlungen als Christiansen gibt, so Boysen + Mauke / Schweitzer Fachinformationen, 1796 als Perthes´sche Buchhandlung gegründet, oder Marissal, gegründet 1825. Allerdings haben diese beiden Buchhandlungen im Laufe der Zeit mehrfach den Besitzer gewechselt, somit handelt es sich nicht um Betriebe in kontinuierlichem Familienbesitz.
Wenn die Blankeneser Buchhandlung Kortes nach der verdienstvollen Aufarbeitung der Geschichte der Buchhandlung während der Zeit des Nationalsozialismus unter Berufung auf die Gründungsfirma Wassermann in Templin, aus der später die Buchhandlung Kortes wurde, sich nun im Hinblick auf das Wassermann-Gründungsjahr 1848 als „Hamburgs älteste Buchhandlung“ bezeichnet, liegt hier möglicherweise ein Missverständnis vor.
Denn das Wettbewerbsrecht kennt im Zusammenhang mit der sogenannten „Alterswerbung“ (!) lediglich die „Kontinuität der Unternehmensführung“ / „Geschäftskontinuität“. Änderungen des Firmennamens, Namens- und Inhaberwechsel spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle. In diesem Punkt ist das UWG eindeutig.
Demnach bliebe Boysen + Mauke mit dem Gründungsjahr 1796 die älteste Buchhandlung Hamburgs.
Was nichts daran ändert, um Friedrich Christoph Perthes zu zitieren, dass „der deutsche Buchhandel…Bedingung des Daseins einer deutschen Literatur“ bleibt. Sei es in der Hamburger Innenstadt, in Hamburg-Ottensen oder in Hamburg-Blankenese.
Lutz Kettmann