Interview Ulrich Dombrowsky

Vorbereitung auf Weihnachten

1. Dezember 2020
Sabine van Endert

Die Buchhandlung Dombrowsky in Regensburg hat die Zeit nach dem Lockdown für die Anschaffung eines Lüftungssystems und den Aufbau der regionalen Verkaufsplattform inregensburg.de genutzt. Ist jetzt alles bereit für das Corona-Weihnachtsgeschäft 2020? Antworten von Ulrich Dombrowsky.

Wie ist Dombrowsky bisher durch die Krise gekommen?Sehr gut. Und wir haben aus der Krise gelernt und uns auf weitere Probleme vorbereitet. Wir haben zum Beispiel eine neue Telefonanlage installiert und Monitore zum Zuschalten aufgestellt, damit unsere Kunden uns beim Recherchieren nicht über die Schulter schauen müssen. Kleinigkeiten zwar, aber wichtig für die Gesundheit unserer Kund*innen und Mitarbeiter*innen.

Beim Lockdown im Frühjahr hat Ihre Frau in einer Umfrage des Börsenblatts von einer „Welle der Solidarität“ gesprochen. Hat die Welle angehalten?
Ich möchte nicht von einem Tsunami sprechen, aber es geht in die Richtung. Es ist unglaublich, wie diese Welle anhält. Das hat mit einer positiven Form von Sentimentalität zu tun. Der Tenor: Wir wollen nicht, dass die kleinen Läden, die wir lieben, wegbrechen. Corona hat dafür gesorgt, dass aus solchen Lippenbekenntnissen Handlungen erwachsen sind – mit Füßen und Geldbeutel. Wir haben allerdings auch das Glück, einen sehr reflektierten Kundenkreis zu haben.

Sonntag war erster Advent, der Endspurt beginnt. Wie sieht Ihre Prognose fürs Weihnachtsgeschäft 2020 aus? 
Ich rechne nicht damit, dass wie die Zahlen vom Vorjahr erreichen. Das ist aber o.k. – wir sind gut aufgestellt und haben einen Puffer. Zehn Kunden dürfen aktuell gleichzeitig im Laden sein – wir überlegen, einen Heizpilz und eine zweite Kasse vor der Tür aufzustellen, falls der Andrang groß wird. Das Regensburger Ordnungsamt zeigt sich bei solchen Dingen recht flexibel. Im Moment verteilen sich die Kundenströme aber noch gut auf die Tageszeiten und Wochentage. 

Hat sich Ihr Online-Shop während Corona umsatzmäßig bemerkbar gemacht?
Und wie, teilweise lagen die Umsatzsteigerungen über 1.000 Prozent. Das hat nicht angehalten, war aber eine schöne Erfahrung.

Der Regensburger Verein der Altstadt-Kaufleute "Faszination Altstadt", dessen Vorstandsvorsitzender Sie sind, hat vor gut zwei Wochen die Online-Plattform inregensburg.de ins Leben gerufen. Was steckt dahinter?
Auf der Plattform inregensburg.de können die Regensburger Händler für virtuelle Sichtbarkeit sorgen und ihre Produkte verkaufen. Wir haben die Plattform mit Atalanda umgesetzt, einem Dienstleister, der schon für einige andere Städte solche Plattformen realisiert hat. Dass wir inregensburg.de mitten im zweiten Lockdown starten konnten, ist ideal.

Wie viele Regensburger Läden machen mit?
Bisher sind es 20 Händler – das ist zwar nur ein kleiner Teil der etwa 150 organisierten Händler, aber wir wollten Fakten schaffen und den anderen zeigen, wie einfach und zwingend dieses Angebot ist. Im Laufe des nächsten Jahres hoffen wir 60 Shops auf der Plattform zu versammeln, außerdem soll es dann auch Kartenvorverkauf und ein Online-Gutschein-System geben.

Ist noch eine weitere Buchhandlung dabei? 
Ja, der Bücherwurm. Die Plattform steht allen Regensburger Händlern offen.

Kostenlos ist der Service für Händler nicht. Was müssen sie investieren? 
Die monatlichen Fixkosten betragen 29,90 Euro plus acht Prozent Verkaufsprovision vom Umsatz bei Online-Verkäufen. Dazu kommt natürlich die Manpower zur Pflege des Shops, im Wesentlichen das Einstellen der Produkte.

Inregensburg.de funktioniert produktbezogen – das macht Arbeit. Warum haben Sie sich dafür entschieden?Unsere Überlegung war: Sollte es wieder zum Lockdown kommen, brauchen die Läden nicht nur Visitenkarten im Netz, sondern die Möglichkeit, sich mit ihren Produkten zu präsentieren. Genau das ermöglicht das Konzept von Atalanda.

Wann hat inregensburg.de sein Ziel erreicht?
Wenn wir Rückmeldung der Händler bekommen, dass sie durch die Plattform signifikante online generierte Frequenz- und Umsatzgewinne erzielen.

Der Buchhandel ist vor allem dank der White-Label-Shops der Barsortimente in der schönen Position, längst funktionierende Online-Shops am Start zu haben. Lohnt sich da ein solches zusätzliches Engagement überhaupt?Dabei zu sein ist ein Signal und stärkt den stationären Handel der Stadt. Ich denke, der zusätzliche Aufwand lohnt sich in jedem Fall. Letztlich wird die Plattform nur funktionieren, wenn möglichst viele mitmachen.  

Und nach Corona? Bleibt inregensburg.de aktiv?
Aber ja, Corona ist dafür im Grunde genommen nur der Katalysator gewesen. Es geht darum, Flagge für die Innenstädte zu zeigen. Die Plattform ist auf viele Jahre angelegt. Und sie braucht einen langen Atem. 

Zudem haben Sie in eine 5.000 Euro teure Lüftungsanlage investiert. Lohnt sich das?
Mir war am Ende des Sommers klar – wir brauchen in der kalten Jahreszeit eine Alternative zum Lüften. Die Recherche war langwierig, aber erfolgreich. Unser Lüftungssystem mit HEPA-14 Filter kommt von der Firma TROTEC und wird bisher überwiegend in Großraumbüros und in der Gastronomie eingesetzt. Seit einer Woche steht das Gerät in unserem Laden und wir freuen uns sehr, Personal und Kundschaft mehr Sicherheit geben zu können. Das Gerät wird sich auch bei der nächsten Grippewelle bezahlt machen.