Interessant ist die Frage, ob und wo solche Logistikzentren auch in Deutschland möglich wären und welche Veränderungen das im Stadtbild mit sich bringen würde. Spielen wir diesen Gedanken einmal durch: Leere, auch größere Ladenflächen sind vorhanden oder sie kündigen sich vielerorts gerade an, etwa durch die geplanten Schließungen von Karstadt-Kaufhof-Filialen; in vielen Centern gibt es ebenfalls unvermietete Läden.
Wenn hier ein Händler in die Bresche springt, nicht, um seine Waren zu präsentieren, sondern um sie zu lagern und von dort auszuliefern, ist das für die Vermieter eine ganz neue Option. Und sicherlich hätte nicht nur Amazon ein Interesse an solch einer Nutzung. Die Otto-Group beispielsweise, hinter Amazon der zweitgrößte Online-Händler in Europa, könnte sich gleich selbst als Mieter in den von ihr betriebenen ECE-Centern niederlassen. Ein solches Szenario regt die Fantasie an.
Innenstädte oder Center, die bisher hauptsächlich von einem attraktiven Einkaufsangebot oder Gastronomiekonzepten leben, erhielten mit dem Aufkommen von Logistiklagern in Teilen ein neues Gesicht. Stadtentwicklern, die sich ohnehin für einen neuen Mix aussprechen, der über Handel und Gastronomie hinausgeht, zählen dazu auch die Ansiedelung von Handwerk und Gewerbe. Treffer.
Auswirkungen hätte eine solche Umwidmung der Flächen sicher auch auf die Mieten, die in Top-Einkaufslagen und gut laufenden Centern überdurchschnittlich hoch sind. Ob sie für ein Logistikzentrum tragbar wären? Möglicherweise, wenn man kürzere Touren, Kundenbindung, Wettbewerbsvorteile etc. gegenrechnet. Falls nicht, dürften von den sinkenden Mieten auch die anderen Händler profitieren.
Aber zurück zu Amazon: Im Abschluss außergewöhnlicher Deals zu besonderen Konditionen war das Unternehmen schon immer sehr gut. Man wird also ein Auge darauf haben müssen, wie sich die Verhandlungen weiterentwickeln. Und dann stellen sich strategisch hoch relevante Folgefragen.
Nun wird Amazon Karstadt/ Kaufhof usw. ersetzen und es werden "selbständige" E-Biker und Kuriere mit E-Autos die Kartons und Tüten verteilen.
Die Städte freuen sich, wegen der positiven Ökobilanz (weniger Individualverkehr und damit weniger Klagen der Deutschen "Umwelthilfe"). Die Bereiche um die Logistikzentren (führer Karstadt und Co.) werden wieder belebter.
Die Kuriere werden sich zwischen den Aufträgen in Döner- und anderen Fastfoodläden aufhalten um Energie aufzunehmen, ebenso die Logistiker (die früheren Verkäufer). Es wird Werkstätten geben, die die E-Bikes und E-Autos reparieren.
Aber vor allem freuen sich die Besitzer der Imobilien.
Wäre sicher interessant, ob Händler, mit oder ohne Laden, nun endlich aufwachen und sich z.B. in einer Genossenschaft organisieren, um selbst ein Logistzentrum zu betreiben. Ich glaube nicht, daß Amazon und Co. Interesse an den Orten haben, an denen Kunden vom örtlichen Händlern innerhalb von wenigen Stunden beliefert werden.