Genau zwei Jahre ist es her, dass der mediacampus frankfurt aufgrund der Pandemie seine Tore schließen und die Schüler:innen, Fachwirt-, Fernlehrgangs- und Seminarteilnehmer:innen nachhause schicken musste. Nur wenige Tage später konnte der Unterricht, sowie alle weiteren Fort- und Weiterbildungsangebote digital weitergeführt werden. Wie hat sich das digitale Lernen am mediacampus seitdem verändert?
Frau Kolb, was ist bei Ihnen am mediacampus frankfurt seit Beginn der Pandemie passiert?
Nachdem wir im März 2020 schweren Herzens alle Schüler:innen und alle Fachwirt-, Fernlehrgangs- und Seminarteilnehmer:innen vom Campus verabschieden und nach Hause schicken mussten, waren wir, Dank des schnellen Handelns unserer IT-Abteilung, Dozent:innen und Mitarbeiter:innen, nach nur wenigen Tagen in der Lage, alle unsere Formate online weiterzuführen. Der Unterricht in der Berufsschule sowie im Fernlehrgang und im Fachwirt konnte über die Plattform Adobe Connect weitergehen, die Schüler:innen von zuhause, die Dozent:innen aus den leeren Klassenräumen zugeschaltet. Unsere Tagesseminare fanden über Zoom statt.
Wir haben in allen Räumen Smartboards sowie Raum-Kameras und Raum-Mikrophone installiert und waren so auch für die nächste Herausforderung gerüstet, als zunächst nur die Oberstufenklassen und später auch alle anderen Schüler:innen und Gäste wieder den Campus besuchen durften.
Volle Klassenzimmer und Seminarräume wie vor der Pandemie waren (und sind bis heute) noch immer nicht möglich, der rein digitale Unterricht wurde also auf hybrid umgestellt. Das bedeutet, ein Teil der Klasse sitzt mit dem Dozenten oder der Dozentin im Klassenraum, über Adobe Connect zum anderen Teil der Klasse verbunden, die sich entweder in ihrer Kleingruppe in einem anderen Raum oder über ihre Zimmer dazuschalten. Dadurch war es auch möglich, die Schüler:innen am Unterricht teilhaben zu lassen, die nicht zurück an den Campus reisen konnten. Voraussetzung für dieses Modell war auch, dass alle Schüler:innen mit funktionsfähigen Laptops ausgestattet wurden. Dass wir auch dieses Angebot so schnell ermöglichen konnten, verdanken wir dem DigitalPakt Schule, mit dem sich Bund und Länder den flächendeckenden Aufbau einer zeitgemäßen digitalen Bildungsinfrastruktur unter dem Primat der Pädagogik zum Ziel gesetzt haben.
Auch im offenen Seminarprogramm hat uns das hybride Veranstaltungskonzept ermöglicht, schnell und flexibel auf die pandemische Lage einzugehen. Wir konnten Veranstaltungen kurzfristig online anbieten oder Teilnehmer:innen, die aus Sicherheits- oder Krankheitsgründen nicht zu uns an den Campus reisen konnten, digital zuschalten. Eine Möglichkeit, die bis jetzt immer wieder gerne von Teilnehmer:innen genutzt wird.
Zusätzlich zu dem hybriden Konzept haben wir seit Beginn der Pandemie unser digitales Lernangebot stark ausgeweitet. Die Schüler:innen haben so die Möglichkeit des asynchronen Lernens und können sich über Podcasts, Lernvideos, Onlineseminare und eine Lernapp außerhalb des Unterrichts mit den Lerninhalten beschäftigen. In dem eigens zu diesem Zwecke am Campus eingerichteten Studio haben wir zudem eine ganze Reihe an Videokursen produziert, die in allen unseren Formaten zum Einsatz kommen.
Frau Bähr, Frau Höffner, Sie haben einen Ihrer Berufsschulblöcke rein digital erlebt. Wie sah der Unterricht aus Ihrer Perspektive als Schüler:innen aus?
Martina Bähr:
Bis auf einen Samstag fand der neunwöchige Unterricht von Montag bis Freitag zwischen 8:15 Uhr und 16:30 Uhr statt. Ab 8:00 Uhr konnten wir uns in den Adobe Connect Klassenraum einloggen und die Technik (Mikrophon, Kamera…) prüfen. Wir wurden in insgesamt 19 mehr oder weniger umfangreichen Fächern unterrichtet, die in vier Bündelungsfächer aufgeteilt waren. Die Lehrer:innen konnten ihre Präsentation über ein Smart-Board direkt zur Verfügung stellen. Unterrichtsmaterialien wie Skripte und Übungsaufgaben waren allen Schüler:innen über die Plattform Moodle zugänglich. Außerdem waren alle Dozent:innen mit Kamera zugeschaltet. Uns als Schüler:innen stand es frei, die Kamera zu benutzen. Wir konnten unsere Antworten auf Fragen in den Chat schreiben, oder uns mit einem virtuellen Handzeichen melden und das Mikrophon benutzen.
Jeden Morgen öffneten wir unsere digitalen oder ausgedruckten Skripte und loggten uns ein zum Unterricht. Und an jedem dieser Tage zeigten unsere Dozent:innen größtes Engagement, uns den Unterrichtsstoff zu vermitteln und uns die Freude am Lernen zu erhalten. Man kann wirklich nicht genug betonen, wie großartig die Lehrer:innen des mediacampus frankfurt sich für uns Schüler:innen eingesetzt haben.
An verschiedenen Tagen gab es zusätzlich zum Unterricht noch ein Abendveranstaltungsprogramm. Das bedeutete, wir loggten uns ab 18:45 Uhr in einen eigenen digitalen Veranstaltungsraum ein und konnten ab 19:00 Uhr Autor:innen und Lektor:innen sowie weitere Akteure der Buchbranche kennenlernen. Oftmals blieb ein Wehrmutstropfen, nicht persönlich vor Ort sein zu können. So blieben Gespräche nach den Veranstaltungen leider aus. Dennoch erreichten uns zahlreiche Lese-Exemplare, über die wir uns alle sehr gefreut haben.
Was waren die Herausforderungen in dieser Zeit?
Luisa Höffner:
Dadurch, dass ich zuhause war, habe ich mir leider angewöhnt, sehr spät aufzustehen. Das viele Sitzen und auf den Computer starren war auch nicht unbedingt förderlich. Deshalb habe ich es mir angewöhnt, nach dem Unterricht unbedingt nach draußen zu gehen und viel Sport zu machen. Ein guter Ausgleich zum Computer ist auf jeden Fall auch das Lesen gedruckter Bücher. Auch mit einigen aus meinem Kurs habe ich mich abends noch über Skype getroffen. Wir haben gemeinsam gelernt oder uns einfach näher kennengelernt. Trotz Online-Unterricht haben wir viel Zeit auch außerhalb des Unterrichts miteinander verbracht und hatten gleichzeitig die Möglichkeit, Zeit mit unseren Familien zu verbringen.
Was nehmen Sie als mediacampus frankfurt nun aus dieser Zeit mit?
Monika Kolb:
Nach all den Herausforderungen ist das digitale und hybride Lernen für uns inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden und wir ziehen auch für die Zukunft einen großen Nutzen daraus. Nicht nur für die Berufsschule, sondern auch für unsere anderen Formate wie das offene Seminarprogramm, unsere Inhouseangebote, die Fachwirtfortbildungen und den Fernlehrgang. Durch die digitalen und hybriden Angebote schaffen wir Möglichkeiten zur Teilhabe, die bei reinen Präsenzveranstaltungen manchmal nicht möglich wären. Auch wenn wir merken, dass sich die Leute nach dieser langen Zeit den direkten Kontakt zurückwünschen, freuen sich viele über die Möglichkeiten, sich digital zu unseren Veranstaltungen zuzuschalten oder auch Großveranstaltungen wie unsere Fachtagungen zu den Themen E-Commerce, Nachhaltigkeit oder Social Media ohne das Risiko der Ansteckung zu ermöglichen.
Was behalten wir uns aus dieser Zeit also für die Zukunft? Wir haben in den vergangenen zwei Jahren so schnell so vieles dazugelernt, von dem wir heute und in der Zukunft profitieren. Wir haben die technischen Möglichkeiten und das Know-how, um flexibel auf die individuellen Situationen unserer Schüler:innen und Kund:innen einzugehen. Wir haben digitale Angebote geschaffen, die das Lernen außerhalb des analogen, synchronen Unterrichts möglich machen und können somit auf verschiedene Bedürfnisse eingehen und tolle Projekte verwirklichen.