Börsenverein: Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland

Zwischen Sparkurs und Beitragserhöhung

1. September 2020
Redaktion Börsenblatt

In diesen Zeiten fast ein Abenteuer: Der Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland im Börsenverein hat sich in Wiesbaden zur analogen Jahreshauptversammlung getroffen. Auf der Agenda stand ein Zukunftsthema, denn die Mitgliedsbeiträge im Dreiländerverband sollen angehoben werden, erstmals nach 22 Jahren.

Unter dem Motto "Sonderedition" stehen in diesem Jahr viele Veranstaltungen. Das gilt auch für die Jahreshauptversammlung, die der Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland am 31. August im großen Saal der Wiesbadener Casino-Gesellschaft abgehalten hat. Maskenpflicht und Abstandsregeln prägten das Treffen, an dem 26 stimmberechtigte Mitglieder teilnahmen (mit 31 Stimmvertretungen im Gepäck). Mit 57 Stimmen lag die Zahl sogar über dem Level der Vorjahre, wie Geschäftsführerin Andrea Wolf im Nachgang berichtet.

Neben den üblichen Regularien wie der Entlastung des Vorstands und der Genehmigung der kommenden Jahresetats stand ein zentrales Thema auf der Tagesordnung: Der Vorstand hatte eine Beitragsanpassung vorgeschlagen – die erste nach 22 Jahren. Ein Vorschlag, dem die Mitglieder am Ende mehrheitlich folgten. 

Die Beiträge steigen gestaffelt

Die Verbandsspitze empfiehlt dabei gestaffelte Steigerungsraten über drei Jahre hinweg. Von 2021 bis 2023 sollen die Beiträge wie folgt angehoben werden:

  • In den Beitragsgruppen 1 bis 5 um je 5 Prozent pro Jahr
  • in den Beitragsgruppen 6 bis 14 um je 7,5 Prozent pro Jahr
  • in den Beitragsgruppen 15 bis 43 um je 10 Prozent pro Jahr.

Ein Rechenbeispiel: In Beitragsgruppe 5 (stärkste Mitgliedergruppe im Landesverband, Jahresumsatz zwischen 168.000 und 200.000 Euro) steigt der Jahresbeitrag damit ersten Jahr um 9,10 Euro, ab 2023 erhöht sich die Summe dann um 28,69 Euro.

Der Vorstand hatte das Für und Wider im Vorfeld ausführlich besprochen, sah eine Anpassung aber als erforderlich an, um die Fehlbeträge des Landesverbands nicht dauerhaft mit dem Vereinsvermögen ausgleichen zu müssen. Mitgliederzahlen und Zinserträge sinken – diese Entwicklung könne nicht mehr nur über Sparmaßnahmen aufgefangen werden, auch mit den Ausschüttungen der Beteiligungs-Gesellschaft (MVB, Frankfurter Buchmesse) sei in Krisenzeiten nicht zuverlässig zu rechnen, argumentierte der Vorstand.

Sparmaßnahmen in der Geschäftsstelle

Parallel zur Beitragsanpassung sind weitere Sparmaßnahmen in der Geschäftsstelle geplant:

  • Das umfangreiche Seminarprogramm wird für mindestens zwei Jahre pausieren. Auf Mitglieder-Wunsch oder bei aktuellen Themen sollen nur noch einzelne Fortbildungen angeboten werden.
  • Die Stelle einer Mitarbeiterin, die 2021 in Vorruhestand geht, wird nicht nachbesetzt
  • Die Geschäftsstelle vermietet einen Teil ihrer Räumlichkeiten in der Wiesbadener Villa Clementine unter.

Die Mitglieder hätten lange und engagiert über die Beitragsanpassung diskutiert, berichtet Geschäftsführerin Andrea Wolf von der Jahreshauptversammlung. Grundsätzlich würden viele die Beitragsanpassung befürworten – allerdings durch die Corona-Krise nicht ab 2021, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt. Dennoch wurde der Vorschlag des Vorstands schließlich mit 33 zu 19 Stimmen angenommen (bei 5 Enthaltungen). Die Beitragsanpassung ist somit beschlossene Sache und wird ab 2021 stufenweise umgesetzt.

Leidet die Mitbestimmung im Dreiländerverband unter der Pandemie? Darauf hat Verlegerin Barbara Jost, Vorsitzende des Landesverbands, im Juli in der Sonntagsfrage auf boersenblatt.net geantwortet: "Dass die Mitbestimmung im Verband leidet, lassen wir einfach nicht zu, indem wir entgegenwirken, auf Arbeitsebene in der Geschäftsstelle, bei der Vorstandsarbeit und Ende August bei unserer Jahreshauptversammlung."

Die lebhafte Diskussion beim Mitgliedertreffen und die vielen Gespräche, die schon im Vorfeld geführt wurden, scheinen diese Einschätzung für Andrea Wolf zu bestätigen. Mehr von der Jahreshauptversammlung lesen Sie auf der Website des Landesverbands.