Bayerischer Buchpreis 2020

Zwei biografische Gewinner

19. November 2020
Redaktion Börsenblatt

Gewohnt engagierte Plädoyers der Juroren – aber ohne Publikum vor Ort: Corona hat auch den Bayerischen Buchpreis 2020 geprägt. Die Preisträger haben die Aufmerksamkeit deshalb gleich doppelt verdient. 

In der Belletristik machte Ulrike Draesner mit ihrem Roman „Schwitters“ das Rennen, in der Kategorie Sachbuch gewann Jens Malte Fischer mit seinem Buch „Karl Kraus“.

Ausgezeichnet wurde zudem Harald Lesch. Er bekam von Markus Söder den „Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten“. Erstmals wurde auch der Bayern 2-Publikumspreis vergeben. Er ging an das Buch „Die Bagage“ von Monika Helfer.

Nach zwei halbstündigen Diskussionsrunden entschied die Jury am Donnerstagabend live auf der Bühne der Allerheiligen-Hofkirche in München über die Preisträger in der Belletristik und im Sachbuch. Juroren waren in diesem Jahr:

  • Sonja Zekri, Feuilletonkorrespondentin der Süddeutschen Zeitung in Berlin
  • Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg
  • Knut Cordsen, Kulturredakteur des Bayerischen Rundfunks

Jens Malte Fischer entfaltet das Panorama einer Epoche, deren Themen tief in die Gegenwart reichen.

Jury des Bayerischen Buchpreises 2020

Ihre abschließende Entscheidung nach der lebhaften Debatte begründeten die Juroren so:

  • Jens Malte Fischer würdigt in seiner umfassenden Biografie „Karl Kraus. Der Widersprecher“ einen streitbaren, auch polemischen Intellektuellen und Sprachkritiker, dessen Widersprüche auch die Widersprüche seiner Zeit waren. Fischer entfaltet das Panorama einer Epoche, deren Themen tief in die Gegenwart reichen.
  • Ulrike Draesner begleitet in ihrem biografischen Roman „Schwitters“ den Künstler Kurt Schwitters ins Exil nach Norwegen und England. Mit einer ganz eigenen, hochmusikalischen Sprache beschreibt sie den Kampf des Künstlers gegen das Verstummen“, so die Begründung der Jury.

Mit einer ganz eigenen, hochmusikalischen Sprache beschreibt Ulrike Draesner den Kampf des Künstlers gegen das Verstummen.

Jury des Bayerischen Buchpreises 2020

Die beiden preisgekrönten Autor*innen erhalten jeweils 10.000 Euro sowie eine Preisfigur aus Nymphenburger Porzellan. Die Jury-Debatte über die sechs im Finale stehenden Romane und Sachbücher wurde live im Radio auf Bayern 2 übertragen und lässt sich hier als Podcast nachhören.

Neben dem Schwitters-Roman waren in der Kategorie Belletristik nominiert: „Aus der Zuckerfabrik“ von Dorothee Elmiger und „Die Unschärfe der Welt“ von Iris Wolff. In der Kategorie Sachbuch standen neben „Karl Kraus“ die Bücher „Gegenwartsbewältigung“ von Max Czollek und „Demokratie“ von Hedwig Richter im Finale.

"Ungeheure Erklärkraft": Ehrenpreis für Harald Lesch

Den "Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten" erhielt Harald Lesch. Lesch sei „ein herausragender Wissensvermittler und Bestsellerautor“, so Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in der Laudatio: „Seine Bücher zeugen von seiner ungeheuren Erklärkraft und geben seine Faszination unmittelbar an die Leser weiter. Professor Leschs Bücher sind mehr als nur Wissenschaft: Sie sind auch ein Appell für eine wache und engagierte Gesellschaft, und weisen auf die Verantwortung der Menschen etwa beim Klimawandel oder dem Thema Bildung hin. Mit seiner mutigen, fundierten und engagierten Stimme ist Professor Lesch ein Vorbild und wichtiger Streiter für die Zukunft der Menschheit und des Planeten.“

Dass wir in diesem Jahr durch den Bayern 2-Publikumspreis auch noch die Leserinnen und Leser direkt einbinden konnten, ist eine wunderbare Erweiterung des Preises.

Michael Then, im Börsenverein Vorsitzender des bayerischen Landesverbands

Michael Then, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern und damit Gastgeber des Abends, kommentierte: „Der Bayerische Buchpreis hat wieder einmal mehr gezeigt, welche Vielseitigkeit und Bandbreite die Buchwelt bereithält. Wir freuen uns sehr, dass wir die lebendige, anregende Diskussion als Live-Veranstaltung durchführen konnten. Dass wir in diesem Jahr durch den Bayern 2-Publikumspreis auch noch die Leserinnen und Leser direkt einbinden konnten, ist eine wunderbare Erweiterung des Preises.“

Publikumspreis für "Die Bagage"

In den vergangenen Wochen konnten sich alle Interessierten an der Wahl ihres Lieblingsbuchs beim Bayern 2-Publikumspreis beteiligen. Zur Auswahl standen fünf Titel, allesamt Bestseller in den bayerischen Buchhandlungen im Jahr 2020. Eindeutiger Sieger wurde das Buch „Die Bagage“ von Monika Helfer. Nominiert waren neben dem Roman von Monika Helfer:

  • „Bretonische Spezialitäten“ von Jean-Luc Bannalec,
  • „Unsere Welt neu denken“ von Maja Göpel,
  • „Trotzdem“ von Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge,
  • „Stern 111“ von Lutz Seiler.

„Wir wollen die Menschen für Bücher begeistern – deshalb freut es uns sehr, dass sich viele passionierte Leserinnen und Leser am ersten Bayern 2-Publikumspreis beteiligt haben“, so das Premieren-Fazit von Reinhard Scolik, Programmdirektor Kultur des Bayerischen Rundfunks: „Allen Gewinnerinnen und Gewinnern herzlichen Glückwunsch! Der BR bleibt ein starker Partner der Kultur und wir hoffen alle auf einen Buchpreis mit Publikum im nächsten Jahr“.

Der Bayerische Buchpreis wurde zum siebten Mal vom bayerischen Landesverband des Börsenvereins vergeben. Gefördert wird die Auszeichnung von der Bayerischen Staatskanzlei. Weitere Informationen gibt es hier