Armin Nassehi über Hatespeech und Meinungsfreiheit

"Wir sollten frühere Zeiten nicht schön reden"

17. Oktober 2020
Redaktion Börsenblatt

Darf man heute hierzulande noch sagen, was man meint? Ja, sogar mehr denn je. Meint Soziologe Armin Nassehi, der am Buchmesse-Freitag mit Carmen Udina (Oetinger) über Hetze, Propaganda und demokratische Debatten im digitalen Raum diskutierte. Einfach mal reinklicken.

Verschwörung, Hetze und Propaganda zum Trotz: Wie kann im Digitalen eine demokratische Debatte gelingen? So war die Online-Veranstaltung der IG Meinungsfreiheit im Börsenverein überschrieben – eine Kooperation mit der IG Digital. Carmen Udina, Sprecherin der IG Digital und Leiterin des Bereichs Business Development Kooperationen beim Oetinger Verlag, befragte den Soziologen Armin Nassehi dazu, wie sich Meinungsfreiheit und öffentliche Debatte im Social-Media-Zeitalter entwickeln.

Es ist die Erhitzungsgeschwindigkeit im Netz, die Debatten heute komplizierter macht.

Armin Nassehi, Soziologe

Nassehi warnte davor, vergangene Zeiten schön zu reden. Noch nie habe es mehr Meinungsfreiheit gegeben als heute – anders als manche behaupten würden. Die Schwelle, seine Meinung kund zu tun, sei im Social-Media-Zeitalter sehr niedrig, klassische "Gatekeeper" wie Fernseh- oder Zeitungsredaktionen würden entfallen: "Es sieht nur so aus, als sei die Meinungsfreiheit in Gefahr, weil viele Meinungen eben auch mit viel Widerspruch verbunden sind."

Anders formuliert: Pluralität und Polarisierung hängen zusammen. Und: "Es ist die Erhitzungsgeschwindigkeit im Netz, die Debatten heute komplizierter macht." Warum der Soziologe zivilisatorische Leitplanken im Netz vermisst und warum er sich trotzdem auf keinen Fall den Staat als Wächter öffentlicher Kommunikation wünscht: Dazu mehr im Video zum Gespräch.

Armin Nassehi im Gespräch mit Carmen Udina