"Im Angriff auf Matthias Ecke könnte eine Zäsur liegen, weil er eine gefährliche Botschaft aussendet", schreibt die "Zeit" am 5. Mai. Sie laute: "Es gibt keine Grenze mehr". Wer sich für diese Demokratie einsetzte, solle jetzt offenbar im Hinterkopf haben, dass dieses Engagement gefährlich ist. Am Freitagabend wusste man im Literaturhaus Frankfurt davon noch nichts – doch auch hier klang das "Wehret den Anfängen" deutlich an.
Im Literaturhaus Frankfurt fand ab 19.30 Uhr eine Diskussionsrunde zum Auftakt der Woche der Meinungsfreiheit (3.-10. Mai) statt. Thema: "Freies Wort – freies Europa?" Die Veranstaltung war eine Kooperation zwischen dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Koordinationsstelle EU-Angelegenheiten des Dezernats V der Stadt Frankfurt am Amin und des S. Fischer Verlags, als Teil der Initiative "Wissen Erinnern Fragen" des Frankfurter Verlags. Über den wachsenden Einfluss populistischer und autokratischer Strömungen in vielen Ländern Europas sprachen, einen Monat vor der wichtigen Europawahl am 9. Juni, der Historiker Jan-Pieter Barbian, der Schriftsteller und Historiker György Dalos sowie die Journalistin und Autorin Petra Reski. Moderiert wurde das Podium von Shelly Kupferberg.
Zunächst begrüßte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, dass sich die Woche der Meinungsfreiheit in den wenigen Jahren seit dem Start bereits etabliert hätte – in diesem Jahr gestalten sie 70 Partner-Institutionen mit. Dabei werde in der Woche die Aufmerksamkeit auf Europa gelenkt, stünden doch, wie gesagt, die Europawahlen an – mit so vielen Wahlberechtigten wie noch nie. Mit Blick auf populistische, demokratiezersetzende Bewegungen in Europa, betonte sie: "Für uns ist das Recht der freien Meinungsäußerung, der Sauerstoff, den wir brauchen". Die Meinungsfreiheit sei in Gefahr, wenn dezidierte Autokraten die Macht erlangten. Um die Demokratie zu stärken, sei die Selbstverpflichtung zur Meinungsbildung vorausgesetzt. Was für die Zukunft der Demokratie entscheidend sei, solle in der Woche der Meinungsfreiheit beleuchtet werden.
- Hörtipp: Am 12. Mai ist ein Mitschnitt der Veranstaltung bei HR Kultur zu hören.
Alexander Roesler, Editor-at-Large im Sachbuchlektorat von S. Fischer, wies auf die in seinem Verlag im April erschienene vollständig überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe von Jan-Pieter Barbians Standardwerk "Literaturpolitik im NS-Staat" hin, betonte, wie wichtig es sei, zu fragen, wie so etwas gekommen ist, und wie man es verhindern könne. Die Frankfurter Stadträtin und Dezernentin unter anderem für EU-Angelegenheiten Eileen O’Sullivan, hob ebenfalls hervor, wie essenziell das freie Wort für die Demokratie sei – in einer Zeit, wo populistische Kräfte fälschlicherweise in den Raum stellen, dass das freie Wort nicht mehr möglich sei.