#freehongkong: Messegespräch mit Aktivist Joshua Wong

"Was hat dieser Mensch für einen Mut"

17. Oktober 2020
Redaktion Börsenblatt

Ein beeindruckender Auftritt, der im endlosen Buchmesse-Stream nicht untergehen darf: Der Hongkonger Aktivist Joshua Wong sprach am Buchmessesamstag im Video-Interview auf der ARD-Bühne über Verfolgung und Zensur in seiner Heimat.

Der 24-Jährige, der schon mehrfach verhaftet wurde, berichtete im Video-Gespräch mit Moderator Michel Friedman, wie von China aus mit harter Hand gegen die Protestbewegung vorgegangen werde und die Zensur um sich greife.

China versuche, ein Regime der Angst zu etablieren und Hongkong von der Weltgemeinschaft abzuschneiden: „Aber der Widerstand wird weitergehen,“ so Wong. Nicht nur die physischen Proteste auf der Straße (die durch die Pandemie zusätzlich erschwert werden) seien Motor und Unterstützung für die Demokratiebewegung, so Wong – sondern auch die sozialen Netzwerke. Er rief dazu auf, die Twitterkampagne #save12 zu teilen: Sie erinnert an das Schicksal zwölf junger Hongkonger Aktivisten zwischen 16 und 30, die derzeit offenbar in China gefangen gehalten werden. 

Es liegt auch an uns, nicht nachzulassen.

Nina George, Präsidentin des European Writers´Council

Nina George, Autorin und Präsidentin des European Writers‘ Council, zeigte sich in der anschließenden Podiumsrunde beeindruckt von der Entschlossenheit und der Widerständigkeit, die Wong trotz der Repressionen und der persönlichen Risiken ausstrahlte: „Tiefe Bewunderung, aber auch tiefe Hoffnung“ löse die Hartnäckigkeit der Protestbewegungen in Ländern wie Hongkong oder Belarus in ihr aus: „Es liegt aber auch an uns, nicht nachzulassen“, so George. Verlage und eben auch die Buchmesse hätten die Möglichkeit, kritischen Stimmen wie Wong eine Bühne zu geben, ihre Bücher zugänglich zu machen. George warnte vor einem „Point of no return“: 40 Prozent aller Länder weltweit seien nicht freiheitlich geführt, antidemokratische Tendenzen allgegenwärtig – auch vor der eigenen Haustür, etwa in Ungarn.

Das Primat der wirtschaftlichen Interessen zu überdenken - dafür muss sich die Zivilgesellschaft einsetzen.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins

Für Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, schlägt derzeit die Stunde der Zivilgesellschaft. Die Weltöffentlichkeit dürfe nicht wegschauen, wenn die Demokratie vor ihren Augen von einem totalitären Regime niedergeknüppelt werde, so Skipis auf dem Buchmesse-Podium. Das Primat der wirtschaftlichen Interessen zu hinterfragen, sei eine Aufgabe der Politik, aber auch der Zivilgesellschaft, die nicht zurückweichen dürfe: "Der größte Feind der Meinungsfreiheit ist unsere Untätigkeit." 

Und auch daran erinnerte Skipis mit Blick auf Joshua Wong: "Was hat dieser Mensch für einen Mut." Chinesische Sicherheitskräfte, vermutete Skipis, dürften die Buchmesse-Veranstaltung im Netz sehr aufmerksam verfolgt haben. Das ganze Gespräch lässt sich hier abrufen.