Für die Schriftstellerin sind es nicht zuletzt Denkmuster und Narrative, die über Gewalt oder Aussöhnung entscheiden. „Ich denke, als bin ich“: Ist Descartes‘ philosophische Erkenntnis aus dem Zeitalter der Aufklärung wirklich noch der Blick aufs Leben, der die Menschheit in die Zukunft trägt? In ihrem Teil der Welt heiße es: „Ich bin, weil Du bist“, so Tsitsi Dangarembga, „aber auch diese Philosophie hat uns nicht gerettet.“ Über das „Ich“ hinauszuschauen zum „Wir“ könne aber zu horizonterweiternden Neuformulierungen des alten Descartes-Satzes führen, zum Beispiel zu „Wir denken, also sind wir“ oder sogar zu „Wir sind, also denken wir“.
Eine neue Aufklärung müsse her, forderte die Friedenspreisträgerin: „Wir müssen neue Gedanken entwickeln, sie aus den Ecken des Universums ziehen, wo sie entstehen, um den Paradigmenwechsel zu bewirken, der unsere Art und Weise bestimmt, wie wir Erkenntnis erlangen, Wert und Bedeutung zuschreiben, die für unser Überleben notwendig sind, während unsere Ozeane verschmutzen, die Ozonschicht dünner wird, sich das Klima wandelt, Temperaturen und Meeresspiegel ansteigen, trotz wissenschaftlichen Fortschritts Krankheiten wüten, Hunger herrscht und schwarze Körper im Meer ertrinken auf dem Weg zu denen, die zuerst zu ihnen segelten, und in dieser Zeit ständig zum Opfer dessen werden, was Fortschritt genannt wird.“
Selten lagen beim Friedenspreis die Gegensätze so offen. Eine schöne, aber auch erschreckende Veranstaltung.