Sie selbst sehe sich nicht als Kämpferin für Menschenrechte, sondern komme letztlich ihrer Verantwortung als Bürgerin nach, betonte Tsitsi Dangarembga im traditionellen Friedenspreis-Pressegespräch auf der Buchmesse. Die Gesellschaft sei das „Rohmaterial“ für die Geschichten, die sie in Romanen und Filme erzähle: „Da wird man gewissermaßen automatisch zur Verteidigerin der Menschenrechte“.
Dangarembga hat Psychologie studiert und in den 90er Jahren die Deutsche Film- und Fernsehakademie in Berlin besucht. Das Filmen und das Schreiben sind zwei Formen ihrer künstlerischen Ausdrucksform – und zwischen beidem gibt es eine Verbindung: Seitdem sie Drehbücher verfasse und Filme mache, sei ihre Prosa stärker von visuellen Bildern geprägt, so Dangarembga.
Rassismus, Migration, die Rückgabe von Kunstwerken, die zur Kolonialzeit nach Deutschland gebracht wurden: Es gab viele Fragen an die Friedenspreisträgerin, die jedoch deutlich machte, dass einfache Antworten auf so komplexe Themen nicht zu haben sind. Rassismus zum Beispiel gebe es auf allen Ebenen, in Familien, Institutionen, Gesellschaften: „Deshalb muss er auch auf allen Ebenen bekämpft werden.“ Die Menschheit, so die Friedenspreisträgerin, lebe heute in einer globalisierten Welt. Es könne und dürfe nicht sein, dass Waren und Geld frei und grenzenlos zirkulieren dürften – während die Grenzen für Menschen nicht durchlässig seien.
Der Friedenspreis ist nicht der einzige Preis, den Tsitsi Dangarembga in diesem Jahr bekommt. In London hat sie bereits den PEN Pinter Prize sowie den PEN International Award for Freedom to Expression erhalten. Die Auszeichnung geht an Autor*innen, die trotz Verfolgung weiterschreiben – so wie Tsitsi Dangarembga. Im Juli 2020 hatte sie in Simbabwe zur Teilnahme an einer Anti-Korruptions-Demonstration aufgerufen, danach wurde sie für kurze Zeit inhaftiert und auf Bewährung freigelassen. Am 15. Dezember wird vor Gericht darüber entschieden, wie es mit dem Verfahren weitergeht – und ob sich Dangarembga dann nicht mehr regelmäßig bei den Behörden melden muss.
Verliehen wird der Friedenspreis am Sonntag, den 24. Oktober, um 11 Uhr in der Frankfurter Paulskirche. Die Laudatio auf Tsitsi Dangarembga hält die kenianische Germanistin und Soziologin Auma Obama. Das ZDF übertragt die Preisverleihung live. Mehr zur Preisträgerin und zum Preis finden Sie hier. Ein Interview mit Tsitsi Dangarembga lesen Sie auf boersenblatt.net.