Serhij Zhadan sitzt in einem schwarzen, kragenlosen Hemd hinter dem Pressetisch im Raum Fantasie des Messe-Kongresscenters und wird gefragt, wie er die Nachricht vom Friedenspreis aufgenommen habe. Er wirkt gefasst, konzentriert, trotz des Drucks, der auf ihm lastet. Seine Diktion ist gestochen scharf, seine Antworten sind sachlich, ohne übersprudelnde Emotionen. Er bedankt sich für die Einladung, sagt, er wisse um die Ehre, diesen Preis zu erhalten. Gleichwohl vermische sich die Preisnachricht mit den anderen Nachrichten aus der Ukraine, von Raketenbeschuss, getöteten Zivilisten und zerstörten Häusern. Geschehnisse, die man nicht ignorieren könne. „Da kann man sich nicht abstrakt über den Preis freuen und darüber, nach Frankfurt fahren zu können. Vor einem Jahr“, so Zhadan, „hätte ich anders reagiert. Dennoch ist jede Art von Unterstützung sehr wichtig, dafür danke ich herzlich.“
Weshalb die Jury sich für Serhij Zhadan entschieden habe, wollte die Moderatorin wissen. Karin Schmidt-Friderichs, die ebenfalls am Pressegespräch teilnahm, brachte auf den Punkt, wie die Auswahl geschieht: Es gehe immer darum, den ganzen Menschen mit seinem Werk und Wirken zu würdigen. Bei Zhadan sei dies die faszinierende Mischung von Sprache, Intensität, Musik und sozialem Engagement. Seine Literatur könne helfen, die Welt zu verstehen, aus der er kommt. „Aber sie setzt uns nicht in die Lage zu beurteilen, was in der Ukraine geschieht.