Was sind die Lesemotive?
Die Lesemotive sind ein neuer Klassifikationsstandard, der Leser*innen mehr Orientierung auf dem Buchmarkt bieten soll, weil er die unbewussten Gründe für einen Buchkauf in den Fokus nimmt. Grundlage ist die neurowissenschaftliche Marktforschungsstudie »Bewusst unbewusst: Vom verborgenen Lesemotiv zum Kaufimpuls« der Gruppe Nymphenburg Consult. Mehr unter www.lesemotive.de, eine Übersicht mit den zehn zentralen Lesemotive folgt weiter unten.
Wie kommen die Lesemotive ins VLB?
Eine künstliche Intelligenz ordnet allen Titeln in der Metadatenbank fortlaufend und automatisiert Lesemotive zu, validiert von einem Gremium aus Branchenexpert*innen (blaue Infobox). Sie bildet den Erfahrungsschatz derjenigen ab, die sie trainiert haben. Für das permanent lernende System gilt:
»Viel Training hilft viel.« Alle Infos zur Integration der Lesemotive ins VLB inklusive FAQ gibt es unter www.vlb.de/lesemotive.
Wer hat die Künstliche Intelligenz trainiert?
- Ramona Böhm (Penguin Random House)
- Kathrin Claussnitzer (Hugendubel)
- Anniko Güte (Loewe Verlag)
- Chantal Holzknecht (Buchhandlung Reuffel)
- Stephanie Lange (Vertriebsberatung)
- Swantje Meininghaus (Nordbuch)
- Dorette Peters (Penguin Random House)
- Tobias Streitferdt (Holtzbrinck)
- Antje Werner (Dussmann)
Wann geht es los?
- August: Voransicht der zugeordneten Lesemotive für teilnehmende Verlage aus der Taskforce Orientierungssystem, dem VLB-Fachbeirat und der IG Produktmetadaten des Börsenvereins
- September: Voransicht der zugeordneten Lesemotive für alle Verlage, erste Vorabdaten für Datenabnehmer
- ab Oktober: allgemeine Freischaltung der Lesemotive im VLB
Wie können Verlage Feedback geben?
Entspricht ein zugeordnetes Lesemotiv nicht den Erwartungen, dann sollten Verlage zunächst die zugrunde liegenden Metadaten prüfen. Im zweiten Schritt können sie eine Alternative vorschlagen – mit konkreten Anhaltspunkten, warum sie ein anderes Lesemotiv erwarten. Das Ergebnis der Überprüfung fließt ins KI-Training ein, zugeordnete Lesemotive können aber nicht manuell überschrieben werden.
Welche Lesemotive gibt es - und welche sind besonders wichtig für die Leserinnen und Leser?*
- Leichtlesen: 19 %
(Kundenbedürfnis nach einfacher Sprache und niedriger Komplexität)
- Entspannen: 16 %
(Kundenbedürfnis nach Rückzug, der ausgleichend wirkt)
- Eintauchen: 15 %
(Kundenbedürfnis nach anderen, auch fiktiven Welten, die aus dem Alltag entführen)
- Lachen: 15 %
(Kundenbedürfnis nach Heiterkeit, vom Schmunzeln bis hin zu Spaß pur)
- Entdecken: 7 %
(Kundenbedürfnis nach Unbekanntem, das Lust auf Neues macht und inspiriert)
- Verstehen: 7 %
(Kundenbedürfnis nach der Erklärung von Zusammenhängen - oder Pflichtpflichtlektüre, zum Beispiel für Schule und Studium)
- Optimieren: 5 %
(Kundenbedürfnis nach Leistungsverbesserung,
die zu persönlichem Erfolg führt)
- Nervenkitzeln: 3 %
(Kundenbedürfnis nach Spannung, die einen mitfiebern lässt)
- Auseinandersetzen: 2 %
(Kundenbedürfnis nach gesellschaftskritischen und/oder provokanten Inhalten – auch, um damit ein Statement zu setzen)
- Orientieren: 2 %
(Kundenbedürfnis nach Sicherheit, die sich auf Wissen stützt)
*Prozentangaben: Rangfolge, wie wichtig den Verbraucher*innen die einzelnen Lesemotive sind (Quelle: Gruppe Nymphenburg Consult)
wir werden die Lesemotive auch im zukünftigen VLB-TIX-System anzeigen. Da wir dafür aber kürzlich erst einen neuen Starttermin festgelegt haben, können wir im Moment noch keinen festen Zeitpunkt nennen, wann die Ausspielung der Lesemotive im Rahmen des neuen Zeitplans erfolgt. Sobald wir mehr dazu sagen können, informieren wir unsere Kundinnen und Kunden entsprechend.
Mit freundlichen Grüßen
Kai Wels
Leiter Geschäftsbereich Digital, MVB GmbH
Es ist der Rest des letzten Satzes, den man sich wahrlich auf der Zunge zergehen lassen muss: „… zugeordnete Lesemotive können aber nicht manuell überschrieben werden.“ Ist das ernsthaft so?
Jens Bartsch – Buchhandlung Goltsteinstraße in Köln
die Zuordnung der Lesemotive stellt gezielt die unbewussten Entscheidungsmotive der Kundinnen und Kunden in den Fokus. Dies erfordert ein umfassendes Wissen der neuropsychologischen Grundlagen, die mit zahlreichen Parametern bei Zuordnung durch die KI berücksichtigt werden. Damit die Konsistenz der Klassifizierung gewährleistet ist, besteht tatsächlich nicht die Option eines "manuellen Überschreibens". Wir bieten aber Verlagen in einem strukturierten Feedback-Prozess die Option, Alternativen vorzuschlagen und leisten Hilfestellung bei der optimalen Vergabe der Metadaten. Denn nur wenn die in den Metadaten im VLB hinterlegten Produktinformationen den Inhalt eines Buches korrekt beschreiben, wird die automatische Zuordnung des Lesemotivs als stimmig empfunden.
Mit freundlichen Grüßen
Kai Wels
Leiter Geschäftsbereich Digital, MVB GmbH