Was ist dringend zu tun beim Landesverband? Was haben Sie sich vorgenommen für Ihre Amtszeit?
Ich sehe große Probleme in den Städten. Durch die Digitalisierung und den zunehmenden Online-Handel verändert sich das Bild der Städte. Durch die Corona-Pandemie wird die Ausdünnung der Innenstädte jetzt noch verstärkt. Das wird über kurz oder lang auch die Buchhandlungen betreffen. Das heißt: Wir müssen doppelt so viel Wind machen mit einem ganz kurzen Hemd, damit die Leute die Städte weiter begehen, und das tun sie nur, wenn die Städte attraktiv genug sind. Wir müssen uns als Kommunikationsorte in der Stadt weiter profilieren oder auch neu erfinden.
Das andere große Thema ist die Aufweichung der Buchpreisbindung durch die Filialisten und deren Rabattsysteme. Das wird ein Thema auf Landesebene sein, aber vor allem auf Bundesebene. Wenn wir da keine Lösungen finden, können wir uns selbst beim Sterben zusehen.
Sie haben sich selbst einmal einen „sturen Willen“ bescheinigt. Hilft der und ist er notwendig?
Wenn man sagt, da will ich hin, und das will ich schaffen, das hilft schon, ja. Klar.
Ihr Vorgänger, Kilian Kissling, ist Verleger. Sie sind Buchhändlerin. Sind mit unterschiedlichen Perspektiven auch unterschiedliche Akzente in der Verbandsarbeit verbunden?
Ich denke, dass die Verleger zuerst ihre drängenden Probleme im Kopf haben und umgekehrt die Buchhändler ihre. Daher ist es eine wunderbare Einrichtung, dass der beziehungsweise die erste und zweite Vorsitzende aus unterschiedlichen „Lagern“ kommen. Ich habe die Verlegerin Britta Jürgs an meiner Seite, und ich bin mir sicher, dass wir uns wunderbar ergänzen werden. Wir haben jedenfalls schon vorab vereinbart, jeweils bei der anderen die Dinge in Erinnerung zu rufen, die auch wichtig sind.
„Der gegenseitige Austausch fördert das gegenseitige Verständnis“, haben Sie auf die Frage, warum Sie Mitglied im Börsenverein sind, zu Protokoll gegeben. Fehlt es da manchmal?
Ich glaube, dass es manchmal an Verständnis mangelt, wenn man nicht die gesamte Situation kennt und nicht genügend Informationen hat. Daher ist es wichtig, öfter in den Dialog zu treten. Ich hatte bereits in meinem Bewerbungsschreiben angekündigt, dass ich verstärkt auf Regionaltreffen setzen will. Denn so ist es möglich, die Bedürfnisse anderer kennenzulernen. Eine Region in Brandenburg hat mich nun bereits zu einem Treffen eingeladen. Das ist großartig, denn die Initiative dazu kommt von dort, nicht von mir.