Die von Michel Friedman mitkonzipierte, vom ehemaligen Spiegel- und jetzigen MDR-Mann Klaus Brinkbäumer konzipierte Runde im fast gegenläufig zur Stimmung in der Stadt festlich strahlenden, imposanten Kirchenschiff ging dann ins Grundsätzliche. Die Fragen, die sich fast zwangsläufig stellen, sind ernst genug: Ist unsere Demokratie in Gefahr? Und wenn ja – was können wir, Politik, Medien, die Bürgergesellschaft, tun? Und was, bitte, hat das Ganze mit Sprache zu tun?
Nur noch 45,7 Prozent der Weltbevölkerung, so die Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff, leben heute in Demokratien – davon allerdings nur 7,8 Prozent wie derzeit Deutschland in so genannten "vollständigen Demokratien". Noch vor zehn Jahren sei das anders gewesen, der Wind hat sich auf Grund der multiplen Krisen der letzten Jahre, von Migration über Corona bis zum Ukraine-Krieg, gedreht. Am stärksten unter Druck: Das Demokratie-Merkmal Meinungsfreiheit. "Es gibt den Moment nicht mehr", so Deitelhoff, "wo eine Krise 'offiziell' für beendet erklärt wird. Immer mehr Menschen haben die Empfindung, dass 'die da oben' es nicht gebacken kriegen." Das Strafrecht, so die Konfliktforscherin, ziehe nur eine "äußere Grenze" – es gebe aber eine "innere Grenze" dessen, was wir nicht mehr tolerieren wollen. "Wenn sich Politiker nicht mehr als 'Gegner', sondern als 'Feinde' sehen, sei jene Grenze überschritten: "Demokratie ist anstrengend. Sie ist keine Sommerparty."