Karin Schmidt-Friderichs als Vorsteherin bestätigt

Zum ersten Mal gaben Mitglieder im Saal ihre Stimme mit einem digitalen Handy-Tool ab – was technisch etwas holperte, weil Microsoft offenbar just in dem Moment einige Serverkapazitäten heruntergefahren hatte. Die Buchhändler:innen und Verleger:innen im Frankfurter Literaturhaus nahmen’s mit Humor. So was kann die Branche nach der digitalen Lernkurve der Corona-Krise nicht mehr erschüttern.

Alles in allem hatten sich sechs Kandidat:innen für die fünf Vorstandspositionen beworben, die laut Satzung nach Spartenproporz zu besetzen sind – mit zwei Verleger:innen, zwei Buchhändler:innen und einem Vertreter, einer Vertreterin aus dem Zwischenbuchhandel. Vorsteherin und Schatzmeister werden dabei von der Hauptversammlung direkt ins Amt gewählt.

Wiedergewählt

• Karin Schmidt-Friderichs (Hermann Schmidt Verlag) ist mit großer Mehrheit im Amt der Vorsteherin bestätigt worden (140 von 155 abgegebenen Stimmen). Bei ihrer Kurzvorstellung gab die Mainzer Verlegerin einen kleinen Einblick in persönliche Vorlieben und Abneigungen, der auch ihren Führungsstil im Verband spiegelt: „Ich mag Fairplay, Unabhängigkeit, Buchbegeisterung. Was ich nicht mag, sind Grabenkämpfe, Schuldzuweisungen.“
• Schatzmeister Klaus Gravemann (Bücherhaus am Münster, Neuss) wurde ebenfalls mit breiter Unterstützung wiedergewählt (153 Stimmen). Der Buchhändler, früher Kämmerer der Stadt Neuss, hatte nicht zuletzt bei der coronabedingten Restrukturierung der Frankfurter Buchmesse Nervenstärke bewiesen, wie die Vorsteherin in ihrer Rede auf der Hauptversammlung betonte (mehr dazu hier).
• Auch Annerose Beurich, seit 2019 stellvertretende Vorsteherin des Verbands, wird ihre Vorstandsarbeit fortführen. Die Hamburger Buchhändlerin (Stories!, 97 Stimmen) setzte sich damit gegen Manfred Keiper (andere Buchhandlung, Rostock) durch, der sich ebenfalls um den freien Platz fürs Sortiment beworben hatte. Ein ausführliches Interview mit beiden lesen Sie hier. Ein Thema: die Preisbindung – für Annerose Beurich ein Garant für Vielfalt und Meinungsfreiheit.

Neu im Vorstand

• Birte Hackenjos (CEO Haufe Group) konnte nicht persönlich in Frankfurt dabei sein, stellte sich aber mit einer Videobotschaft kurz vor. Sie bekam 135 Stimmen und tritt im neuen Vorstand die Nachfolge von Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg an, die nicht mehr kandidiert hatte.
• Außerdem gehört Zwischenbuchhändler Stefan Könemann (111 Stimmen) dem neu gewählten Vorstand an. Er bringt als langjähriger Vorsitzender im Ausschuss für den Zwischenbuchhandel bereits Vorstandserfahrung mit und übernimmt im neuen Vorstand die Position von Jens Klingelhöfer (Bookwire), der ebenfalls nicht mehr angetreten war.

Die Amtszeit der neu gewählten Vorstandsmitglieder (2022 bis 2025) beginnt im Oktober – und zwar traditionell am Samstag nach der Frankfurter Buchmesse. Wer mehr über die neuen Vorstandsmitglieder wissen will: Alle haben sich im Vorfeld der Wahl ausführlich vorgestellt, mehr dazu hier.

"Krisen führen zu Veränderungen und neuen Perspektiven", so die Vorsteherin nach ihrer Wiederwahl. "Vor uns liegt die große Aufgabe, den Post-Corona-Buchmarkt zu gestalten mit seinen zahlreichen Herausforderungen – darunter beispielsweise die Entwicklung der Buchmessen, die Sicherung der Preisbindung, die Stärkung des Urheberrechts und faire Konditionen im E-Lending, der Umgang mit steigenden Kosten und Lieferengpässen sowie die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele. All dies werden wir nur gemeinschaftlich meistern, in einer Kultur des Miteinanders. Ich danke den Mitgliedern für das Vertrauen, das sie dem Vorstand und mir mit ihrer Wahl geschenkt haben."

Der Vorstand des Börsenvereins besteht insgesamt aus neun Mitgliedern. Fünf davon werden direkt von der Hauptversammlung gewählt. Die Vorsitzenden der drei Fachausschüsse und ein Vertreter, eine Vertreterin der Landesverbände komplettieren das Führungsgremium.