Peter Kraus vom Cleff im "Tagesspiegel"

"Der Umgang mit KI muss mit Augenmaß reguliert werden"

28. November 2023
Redaktion Börsenblatt

Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer Börsenverein des Deutschen Buchhandels, mahnt in einem Meinungsbeitrag im "Tagesspiegel" an, die Risiken, die mit KI-Anwendungen einhergehen, auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Den etwa von der Bundesregierung favorisierten Selbstregulierungsansatz lehnt er ab.

Dafür müsse jetzt Rechtssicherheit hergestellt und der Umgang mit KI mit Augenmaß reguliert werden, so Peter Kraus vom Cleff in dem mit "Innovation durch KI bitte ohne Kollateralschaden" betitelten "Standpunkt" im "Tagesspiegel" vom 27. November.

Die EU-Kommission habe das erkannt und will mit dem weltweit ersten KI-Gesetz einen Rechtsrahmen auf der Grundlage von Risikoeinschätzungen schaffen. Für die Buchbranche wie für die gesamte Kultur- und Kreativwirtschaft besonders relevant sei dabei die Frage, welche Regeln für generative KI-Modelle wie ChatGPT, GPT-4, BERT oder DALL-E 2 aufgestellt werden. Hier liege das Kind schon im Brunnen, denn für diese KI-Modelle seien künstlerische, kreative und publizistische Inhalte das Ausgangsmaterial und diese sind durch das Urheberrecht oder verwandte Schutzrechte geschützt. "Dennoch wurden die KI-Modelle massenhaft mit diesen Inhalten gefüttert, ohne die vorherige Erlaubnis der Rechteinhaber einzuholen und Nutzungsvorbehalte zu achten", so der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. 

"Wir stellen uns keineswegs insgesamt der Entwicklung generativer KI entgegen", betont Kraus vom Cleff. "Doch die Ausbeutung unserer Werke und Leistungen durch KI-Anbieter, die wirtschaftlich von der Nutzung der Werke profitieren aber keinen Beitrag zur Refinanzierung der Kulturgüter leisten, ist nicht hinnehmbar."

Der mit großer Mehrheit beschlossene Vorschlag des Europaparlaments, Anbieter von generativer KI in die Verantwortung zu nehmen und ihnen ein Mindestmaß an Transparenzpflichten aufzuerlegen, laut Kraus vom Cleff ein "vernünftiger Weg", solle nun ausgebremst werden: "Die Regierungen in Deutschland, Frankreich und Italien stemmen sich vereint gegen jede gesetzliche Inpflichtnahme der Anbieter von generativer KI."

Das von Deutschland, Frankreich und Italien favorisierte Instrument einer unkontrollierten und nicht sanktionierbaren Selbstregulierung löse die gewaltigen offenen Fragen im Umgang mit generativer KI jedenfalls nicht. Die Haltung der Bundesregierung in dieser Frage irritiere, lege sie doch in jedem anderen Zusammenhang größten Wert auf Datentransparenz.

"Die Bundesregierung sollte die Perspektive der Kulturbranchen in dieser Frage nicht geringschätzen und ihren Selbstregulierungsansatz verwerfen", fordert Peter Kraus vom Cleff.