Karin Schmidt-Friderichs zum Zukunftsparlament

"In den Young Professionals steckt ein ungeheuer großes Potenzial"

7. März 2024
Stefan Hauck

Aus dem "Nachwuchsparlament" wird ein "Zukunftsparlament": Im Gespräch erläutert Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs, warum die Umbennung einfach an der Zeit war – und warum es ein gleichrangiges Miteinander geben muss zwischen den Jüngeren und denen, die die Branche im Moment gestalten.

In Ihrer Zeit als Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses im Börsenverein (2003-2011) haben Sie sich dafür stark gemacht, dass der Nachwuchs in der Branche einen Ort bekommt, wo er sich austauschen kann und eine gemeinsame Stimme findet. 2009 hatten Sie das "Nachwuchsparlament" installiert – wie sehen Sie seine Arbeit nach 15 Jahren?
Das Parlament war von Anfang an eine wichtige Plattform für den Austausch zwischen Auszubildenden, Volontär:innen, Studierenden etc. - und gleichzeitig Einladung dazu, eine Debatte zu etablieren zwischen denen, die die Zukunft dieser Branche darstellen, und jenen, die sie gegenwärtig gestalten. Wobei ich hoffe, dass wir mit der Zeit dahin kommen, dass wir irgendwann gar nicht mehr diese beiden "Seiten" sehen, sondern das gemeinsame Entwickeln der unterschiedlichen Ideen, die hier eingebracht werden. Die Parlamentarier:innen weisen uns auf Dinge hin, die wir als Branche unbedingt in Angriff nehmen müssen und zeigen uns sehr offen ihre Situation. Sie haben wunderbare Ideen, und wenn ich bei ihnen bin, merke ich, wie sie für das Buch "brennen". Das stimmt mich jedes Mal absolut optimistisch.

 

Warum nun die Umbenennung?
Manchmal braucht man ja etwas Abstand, um zu erkennen, dass ein Wort einfach nicht mehr richtig klingt. Bei dem Wort "Nachwuchs" stellen sich bei vielen Assoziationen ein – und zwar in der Richtung, als müssten jüngere Branchenmitglieder erst noch wachsen und als ob das, was sie sagen und tun, noch nicht so richtig ernstzunehmen wäre – so ein bisschen zum "Über den Kopf streicheln". Dabei sind das alles toughe junge Leute mit sehr durchdachten Ideen. Deshalb habe ich eine andere Bezeichnung als "Nachwuchsparlament" angeregt.

 

Wie haben Sie die Gremien im Börsenverein überzeugt?
Ich habe meine Überlegungen zuerst in einem Strategiemeeting des Vorstands geäußert, der den Wunsch nach einer Umbenennung nachvollziehbar fand. Die Bildungsdirektorin des Börsenvereins hat die Überlegungen dann in das Parlament hineingetragen und die Mitglieder selbst haben diskutiert, wie "ihr" Gremium denn am passendsten heißen könnte.

 

Und haben die künftige Namensbezeichnung selbst gefunden?
Ja, "Zukunftsparlament – Junge Perspektiven der Buch- und Medienbranche". Jetzt mag vielleicht der ein oder andere einwenden, dass Zukunft ja auch in anderen Gremien gedacht wird, das stimmt, aber die Bezeichnung ist ja auch kein exklusiver Anspruch. Und wenn man das Wort "Zukunftsparlament" ernst nimmt, dann bedeutet es ein gleichrangiges Miteinander, eine Verknüpfung von Tradition und Zukunft. Wir werden die zukunftstragenden Ideen der Jüngeren miteinander neu denken – auf Augenhöhe.

 

In den vergangenen Jahren hat sich bereits einiges geändert in den Beziehungen zwischen den Berufseinsteigern und den Vorgesetzten in den Firmen – die Young Professionals schauen inzwischen sehr genau, ob der Arbeitgeber zu ihnen passt oder nicht. Und gehen dann zum nächsten Unternehmen.
Für ein gutes Miteinander in Firmen wird immer entscheidender, dass es ein wertschätzendes Arbeitsklima gibt, dass die Beobachtungen und Ideen der Mitarbeitenden gesehen und nicht weggewischt werden, dass Handeln begründet wird und nicht vom Alter abhängt. Ich spreche inzwischen nicht mehr von "Bewerbungsgesprächen", sondern von einem wechselseitigen Kennenlernen. Es ist letztlich ein gegenseitiger Lackmustest: Passen wir zueinander oder eben nicht. Jobsuchende sind nicht auf die von uns ausgeschriebenen Stellen angewiesen und auch aufgrund des Fachkräftemangels können wir uns über jede und jeden freuen, der in die Buchbranche möchte. Aber viel wichtiger: Die Jüngeren bringen eine Expertise mit, die früher viel zu wenig wahrgenommen wurde – nach dem Motto "Die sollen erst mal sehen, wie hier bei uns der Hase läuft!". Dabei steckt in den Young Professionals ein ungeheuer großes Potenzial. Und diejenigen, die heute in Leitungspositionen sind, müssen ihre Aufgabe auch dahingehend ausfüllen, dass sie die Jüngeren hereinholen und die Buchbranche zukunftsfest machen. 

Mir persönlich macht das Miteinander der Generationen viel Freude und ich mag es, zu lernen: gerne auch von Menschen, die mehr als eine Generation jünger sind als ich. 

Zukunftsparlament am 14./15. Juli

Das nächste Zukunftsparlament findet am 14. und 15. Juli 2024 in Frankfurt am Main statt. Bewerbungsstart dafür der 22. März – an diesem Tag findet auf der Leipziger Buchmesse auch der Karrieretag Buch und Medien mit vielen Möglichkeiten für alle, die sich über Berufe, Inhalte und den Arbeitsalltag in den unterschiedlichen Jobs interessieren.

Alle Infos zur Bewerbung unter https://www.boersenverein.de/bildung-karriere/zukunftsparlament/.

Alle Infos zum Karrieretag unter Karrieretag Buch und Medien - Börsenverein (boersenverein.de)