Vor dem Thema Buchmesse eröffnete frech-Verleger Michael Zirn vom Sprecherkreis der IG die Zoom-Konferenz mit dem traditionellen Marktüberblick. Die wichtigsten Zahlen in Kürze (Achtung: etwas andere Abgrenzung als beim Branchen-Monitor Buch des Börsenvereins):
Gesamtentwicklung
- 2021 ist der Ratgeber-Umsatz laut Media Control / Metis um 2,1 Prozent gegenüber 2020 gestiegen. Mit knapp 720 Millionen Euro habe das Segment den höchsten Umsatz der vergangenen fünf Jahre erzielt, rechnete Michael Zirn vor.
- Leider konnte die Warengruppe diesen Schwung aus der Corona-Pandemie nicht mit ins Jahr 2022 nehmen. In den ersten 17 Wochen des Jahres (bis Ende April) gingen die Ratgeberumsätze um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.
Segmente im Plus
- Gegen den Trend stemmt sich die Unterwarengruppe Hobby, Haus, die um 10,5 Prozent zulegen konnte. Das sei allerdings weniger den verkauften Ratgebern, als dem Spiele-Umsatz zu verdanken, der in diesem Segment etwa die Hälfte der Umsätze stelle, so Zirn.
- Erfolgreichstes Ratgeberthema ist im Moment die Spiritualität (plus 20,1 Prozent in den ersten 17 Wochen 2022) – was wohl an den bewegten Zeiten liege, so Zirn. Für Schubkraft sorgt der Tarot-Trend und der Bestseller „Soulmaster“ des jungen GU-Imprints Unum.
- Positive Vorzeichen trägt ebenfalls die Unterwarengruppe Lebenshilfe, Alltag, die in den ersten vier Monaten einen Zuwachs von 7,5 Prozent verbuchte, nicht zuletzt dank der Longseller von Stefanie Stahl und John Strelecky.
Segmente im Minus
- Für das Segment Natur, Garten, Heimtier, in der Pandemie sehr erfolgreich, ging es dagegen um 15,5 Prozent nach unten – was am direkten Vergleich mit den Lockdownwochen 2021 liegt, als die Menschen viel Zeit zuhause verbracht haben „und Zeit und Muße hatten, um sich mit diesen Themen ausgiebig zu beschäftigen“, erläutert Zirn.
- Aus ähnlichen Gründen rutscht auch die Unterwarengruppe Essen & Trinken 2022 mit 13,8 Prozent ins Minus. Kochbücher hätten den Verlagen in den vergangenen Jahren viel Freude gemacht, jetzt sei vor allem beim Erfolgsthema Brotbacken ein gewisser Sättigungsgrad erreicht, so Zirn. Hinzu kommt: Diätbücher würden ihren traditionellen Umsatzpeak zum Jahresauftakt einbüßen und eher zum Ganz-Jahres-Geschäft.
Einige Ratgeberthemen leiden offenbar besonders darunter, dass Amazon seinen Algorithmus umgestellt hat und jetzt andere Themen pusht. Der Online-Händler habe im vergangenen Jahr kräftig die Lager gefüllt und schicke jetzt Ware zurück, berichteten Verleger:innen – auch, weil der Traffic rückläufig sei.