Mai-Tagung der IG Ratgeber

Das Konzept für den Buchmesse-Auftritt steht

10. Mai 2022
Sabine Cronau

Die Ratgeberverlage bekommen im Herbst zum ersten Mal einen Gemeinschaftsstand auf der Frankfurter Buchmesse - und nach dem Corona-Schwung läuft das Ratgebergeschäft im Moment eher ruhig: Ergebnisse von der jüngsten Tagung der IG Ratgeber.

Die Interessengruppe Ratgeber im Börsenverein hat sich an diesem Dienstag (10. Mai) zur virtuellen Frühjahrstagung getroffen – und konkrete Pläne für einen Buchmesse-Auftritt in Präsenz geschmiedet. Die Ratgeberverlage können sich im Herbst zum ersten Mal an einem Gemeinschaftsstand in Frankfurt präsentieren. Annegret Försterling von der Buchmesse stellte die Planungen vor:

  • Das Konzept ist angelehnt an den Gemeinschaftsstand der IG Unabhängige Verlage, mit Servicetheke und Tischen für Gespräche.
  • Beide Stände finden sich in direkter Nachbarschaft in Halle 3.1, in unmittelbarer Nähe soll auch das ZDF sein „Blaues Sofa“ aufbauen und für Publikumsverkehr sorgen.
  • Börsenvereinsmitglieder zahlen für ein Stand-Element (ein Meter Breite, vier Buchträger) 809 Euro, für jedes weitere 774 Euro.
  • Die Anmeldung soll spätestens ab Anfang Juni möglich sein unter buchmesse.de

Die regulären Stände der Ratgeberverlage werden diesmal in Halle 3.0 in Richtung Agora platziert. Für die nächsten Jahre sei geplant, Gemeinschaftsstand und die Flächen der Ratgeberverlage an einem Standort in Halle 3.0 zusammenzuführen, so Försterling. In diesem Jahr sei das leider aus Platzgründen nicht möglich.

Kochbücher haben den Verlagen in den vergangenen Jahren viel Freude gemacht, jetzt scheint vor allem beim Erfolgsthema Brotbacken ein gewisser Sättigungsgrad erreicht zu sein.

Michael Zirn, frech-Verleger

Marktentwicklung im Ratgebersegment

Vor dem Thema Buchmesse eröffnete frech-Verleger Michael Zirn vom Sprecherkreis der IG die Zoom-Konferenz mit dem traditionellen Marktüberblick. Die wichtigsten Zahlen in Kürze (Achtung: etwas andere Abgrenzung als beim Branchen-Monitor Buch des Börsenvereins):

Gesamtentwicklung

  • 2021 ist der Ratgeber-Umsatz laut Media Control / Metis um 2,1 Prozent gegenüber 2020 gestiegen. Mit knapp 720 Millionen Euro habe das Segment den höchsten Umsatz der vergangenen fünf Jahre erzielt, rechnete Michael Zirn vor.
  • Leider konnte die Warengruppe diesen Schwung aus der Corona-Pandemie nicht mit ins Jahr 2022 nehmen. In den ersten 17 Wochen des Jahres (bis Ende April) gingen die Ratgeberumsätze um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.

Segmente im Plus

  • Gegen den Trend stemmt sich die Unterwarengruppe Hobby, Haus, die um 10,5 Prozent zulegen konnte. Das sei allerdings weniger den verkauften Ratgebern, als dem Spiele-Umsatz zu verdanken, der in diesem Segment etwa die Hälfte der Umsätze stelle, so Zirn.
  • Erfolgreichstes Ratgeberthema ist im Moment die Spiritualität (plus 20,1 Prozent in den ersten 17 Wochen 2022) – was wohl an den bewegten Zeiten liege, so Zirn. Für Schubkraft sorgt der Tarot-Trend und der Bestseller „Soulmaster“ des jungen GU-Imprints Unum.
  • Positive Vorzeichen trägt ebenfalls die Unterwarengruppe Lebenshilfe, Alltag, die in den ersten vier Monaten einen Zuwachs von 7,5 Prozent verbuchte, nicht zuletzt dank der Longseller von Stefanie Stahl und John Strelecky.

Segmente im Minus

  • Für das Segment Natur, Garten, Heimtier, in der Pandemie sehr erfolgreich, ging es dagegen um 15,5 Prozent nach unten – was am direkten Vergleich mit den Lockdownwochen 2021 liegt, als die Menschen viel Zeit zuhause verbracht haben „und Zeit und Muße hatten, um sich mit diesen Themen ausgiebig zu beschäftigen“, erläutert Zirn.
  • Aus ähnlichen Gründen rutscht auch die Unterwarengruppe Essen & Trinken 2022 mit 13,8 Prozent ins Minus. Kochbücher hätten den Verlagen in den vergangenen Jahren viel Freude gemacht, jetzt sei vor allem beim Erfolgsthema Brotbacken ein gewisser Sättigungsgrad erreicht, so Zirn. Hinzu kommt: Diätbücher würden ihren traditionellen Umsatzpeak zum Jahresauftakt einbüßen und eher zum Ganz-Jahres-Geschäft.

Einige Ratgeberthemen leiden offenbar besonders darunter, dass Amazon seinen Algorithmus umgestellt hat und jetzt andere Themen pusht. Der Online-Händler habe im vergangenen Jahr kräftig die Lager gefüllt und schicke jetzt Ware zurück, berichteten Verleger:innen – auch, weil der Traffic rückläufig sei.

Weitere Themen der Tagung:

  • VLB-TIX: Zum laufenden Inhousing-Projekt gab es deutliche Kritik von den Ratgeberverlagen. Vertreter:innen könnten bei ihren Reisen nicht vernünftig mit dem System arbeiten. Probleme und Kritikpunkte sollen jetzt gesammelt und gebündelt weitergeleitet werden (mehr zum aktuellen Stand bei VLB-TIX hier).
  • Geplante Marktforschungsstudie: Wie berichtet, will die IG Ratgeber in einer Studie genauer analysieren, was die Konsument:innen mit dem Begriff Ratgeber verbinden. Angebote für entsprechende Untersuchungen liegen bereits vor – gesucht werden weiterhin 15 bis 20 Verlage, die bereit wären, sich mit 500 bis 1.500 Euro an der Finanzierung zu beteiligen (mehr zu geplanten Studie im Bericht von der Herbsttagung 2021).
  • Sprecherkreiswahl: Am Dienstag vor der Buchmesse (18. Oktober) kommt die IG Ratgeber zur nächsten Herbsttagung zusammen – dann live in Frankfurt. Auf der Agenda steht die Wahl der drei Sprecher:innen. Nicole Schindler (Ulmer) und Michael Zirn (frech) stehen für eine Wiederwahl zur Verfügung, Carlo Günther (PAL Verlag) wird sich ab Herbst aus dem Sprecherkreis zurückziehen, um sich ganz auf die neuen Verlagsprojekte bei PAL zu konzentrieren. Kandidat:innen für die Nachfolge werden gesucht.