Ermittlungszeitraum: 29. Juni bis 5. Juli 2020
Auch in der Corona-Krise ist den Bundesbürgern das Thema Klimawandel weiterhin sehr wichtig. Laut ARD-DeutschlandTrend (2. Juli) meinen 50 Prozent der Befragten, dass sich Deutschland während der EU-Ratspräsidentschaft, die am 1. Juli startete und ein halbes Jahr dauert, vor allem auf Aspekte des Klimaschutzes (50 Prozent) und die Bewältigung der Corona-Folgen (39 Prozent) konzentrieren sollte. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt von Ende April hielten 59 Prozent der Bürger*innen die langfristigen Auswirkungen der Klimakrise für gravierender, als die der Corona-Krise.
Dies spiegelt sich auch in unseren Charts: Beim Sachbuch (Paperback) liegt – wie in der vergangenen Woche – der ARD-Wettermann Sven Plöger mit "Zieht euch warm an, es wird heiß!" (Westend) auf dem ersten Platz. Neu auf Platz 20 steigt in dieser Liste der Meteorologe Mojib Latif, Professor am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, mit "Heißzeit" (Herder) ein. Darin möchte er, schreibt er im Vorwort, "einerseits die Debatte über den globalen Klimawandel auf eine wissenschaftliche Basis zurückführen", nach seinem Dafürhalten wichtiger denn je, "und daraus die Dringlichkeit für umfassende Klimaschutzmaßnahmen ableiten. Andererseits möchte ich aber auch mögliche Gründe diskutieren, warum es die Menschheit einfach nicht fertigbringt, vom Wissen zum Handeln zu kommen". Das Klimasystem oder einige seiner Teilkomponenten könnten ohne Vorwarnung kippen, warnt Latif – und die Welt würde im Chaos versinken. Er fordert ein schnelles Handeln und Umsteuern. Ein dringlicher Appell. Mit einem Sonderkapitel zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf unseren Umgang mit dem Klimawandel.
Literarisch nähert sich dem Klimawandel und seinen Folgen der Ökothriller "42 Grad" (Rowohlt Polaris) von Wolf Harlander an – neu auf Platz 6 in den Belletristik-Charts (Paperback). Eine Hitzewelle rollt über Deutschland, die anfängliche Freude der Sonnenanbeter verglüht schnell, als die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände ausufern, die große Dürre kommt. Davor hatten der Hydrologe Julius Denner und die IT-Spezialistin Elsa Forsberg gewarnt. In ganz Europa machen sich Wasserflüchtlinge auf den Weg. Julius und Elsa wollen die Katastrophe stoppen, treten dabei mächtigen Interessengruppen mit anderen Plänen auf die Füße. "Eine Dystopie, nah an der Realität, genau recherchiert", urteilte das ARD-Kulturmagazin "ttt".
Natürlich ist auch Corona und die Zeit danach in unseren Charts wie gehabt virulent: "Pandemie – Was die Krise mit uns macht und was wir aus ihr machen" (MVG) von Manfred Spitzer etwa, schafft es neu auf Platz 19 in die Sachbuch-Charts (Taschenbuch). Auf Platz 1 steht dort "Corona Fehlalarm? Zahlen, Daten und Hintergründe" (Goldegg) des Mikrobiologen Sucharit Bhakdi und seiner Frau, der Biologin Karina Reiss. Bhakdis abweichende Thesen zur Corona-Krise wurden von verschiedenen Medien als fragwürdig eingestuft, fehlende Belege kritisiert – seine Daten hielten Faktenchecks nicht stand. Von Platz 13 auf 3 klettert beim Sachbuch (Paperback) "Corona" (dtv), herausgegeben von Cordt Schnibben und David Schraven, um nur einige Titel anzuführen.
Am vergangenen Sonntag hat Bundesinnenminister Horst Seehofer einer Studie zum "Racial Profiling" die Absage erteilt. Er wurde dafür laut Medien unter anderem von Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bunds Deutscher Kriminalbeamter (BDK), und Tahir Della, Bundesvorsitzender der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, kritisiert. Das ist nachzuvollziehen. Die Rassismus-Debatte und "Black Lives Matter" stoßen weiter auf großes Interesse bei Buchkäufern: "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen" (Hanserblau) von Alice Haster belegt in den Sachbuch-Charts (Paperback) wie in der Vorwoche Rang 2, von Platz 11 auf 4 steigt dort "exit RACISM" (Unrast) Tupoka Ogette. In der Taschenbuchliste steht "Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche" (Tropen) der Britin Reni Eddo-Lodge auf Platz 22.