Buchcharts - die aktuellen Bestsellerlisten

TikTok katapultiert "Bro Code" nach 10 Jahren auf Platz 1

20. Januar 2021
Charline Vorherr

Barney Stinsons „Bro Code“ aus der Serie „How I Met Your Mother“ ist vor 10 Jahren erschienen – eine kluge PR-Kooperation katapultiert das Sachbuch auch lange nach Ende der Serie an die Spitze der Taschenbuch Charts. Außerdem auffällig: Jede Menge Schullektüre in unseren Bestsellerlisten. Unsere aktuellen Wochencharts im Überblick.

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 11. Januar bis 17. Januar 2021

 

Belletristik: Drei Neueinsteiger, eine neue Nummer 1 im Paperback

In der Top Ten der Belletristik-Charts hat sich in dieser Woche nicht viel getan. Dirk Rossmann thront auch in dieser Woche mit „Der neunte Arm des Oktopus“ (Lübbe) auf Platz 1. Er hat Thriller-Chef Sebastian Fitzek nach zehn Wochen unangefochten an der Spitze den Platz gestohlen. Mehr zur großen Werbe-Kampagne von Rossmann und der Resonanz können Sie in unserer Bestseller-Meldung von letzter Woche lesen: Rossmann gibt Gas.

Drei Neueinsteiger gibt es in den Hardcover-Charts. Auf Platz 16 steigt der zahlreiche Literaturpreisträger Colum McCann mit „Apeirogon“ (Rowohlt) ein. Der Roman, der bereits im Juli 2020 erschienen ist, stellt den Palästinakonflikt in den Mittelpunkt. Es geht um zwei Väter - der eine Palästinenser, der andere Israeli - die ihre Töchter im Nahostkonflikt verlieren. Sie sind Freunde. Colum McCann hat die beiden Protagonisten im echten Leben auf einer Reise kennengelernt. Daraus entstand ein Roman, der die Realität und Imagination mit einander vermischt.

„Die Erzählungen der beiden Männer im Mittelteil des Romans sind Zusammenschnitte aus mehreren Gesprächen, die wir in Jerusalem, New York, Jericho und Bait Dschala geführt haben. Bei den anderen Teilen haben Bassam und Rami mir erlaubt, frei mit ihren Worten und Lebensgeschichten umzugehen oder sie zu verändern. Trotz dieser Freiheiten hoffe ich, ihre gemeinsamen Erfahrungen wahrheitsgetreu wiederzugeben“, erklärt der irisch-amerikanische Schriftsteller gegenüber Deutschlandfunk Kultur. Mehr über diesen 600 Seiten starken Roman und seine besondere Form, können Sie im Deutschlandfunk-Artikel lesen.

"Ich glaube, dass wir politisch, menschlich und literarisch nur ganz selten ein solches Buch zu lesen bekommen wie Colum McCanns "Apeirogon", ein Buch, das einen einfach umhaut", schrieb Elke Heidenreich im Spiegel.

 

Außerdem neu: „Im Visier des Feindes“ von Tom Clancy beziehungsweise Mike Maden (Heyne) auf Platz 23  und „Miss Bensons Reise“ von Rachel Joyce (Fischer Krüger) auf Platz 25.

Die Amerikanerin Julie Clark hat sich mit ihrem Thriller „Der Tausch“ (Heyne) hingegen Platz 1 der Paperback Charts geschnappt und ist damit 20 Plätze nach oben gestiegen. Und darum geht’s: Im Roman treffen sich zwei Frauen am Flughafen. Claire will unbedingt vor der Gewalt ihres ehrgeizigen Mannes flüchten. Eva flieht vor der Polizei, weil sie ihrem schwerkranken Mann Sterbehilfe geleistet hat. Kurzerhand tauschen die beiden Frauen ihre Tickets und ihr Leben. Doch Claire fragt sich, ob sie nicht in eine Falle gelockt wurde. In Evas Haus finden sich keine Hinweise auf einen Ehemann.

Und sonst so?

  • Platz 9 (PB): Helene Tursten mit „Schneenacht“ (btb)
  • Platz 8 (TB): Lenz Koppelstätter mit „Das dunkle Dorf“ (Kiepenheuer & Witsch)
  • Platz 13 (TB): Daniel Holbe mit „Blutreigen“ (Droemer Knaur)

Auffällig ist außerdem die große Anzahl an klassischer Schullektüre in den Taschenbuch-Charts – darunter Wolfgang Herndorfs „Tschik“, „Das Parfüm“ von Patrick Süskind oder Friedrich Dürrenmatt mit „Die Physiker“ und „Der Besuch der alten Dame“. Wie sich der Deutschunterricht in Lockdown-Zeiten gestaltet, scheint damit wohl klar zu sein.

In den Ratgeber-Charts ist in dieser Woche nichts neues dabei.

 

Sachbuch: TikTok katapultiert den „Bro Code“ auf Platz 1

Besonders spannend in dieser Woche ist der neue Anführer der Sachbuch Taschenbuch-Charts. Zehn Jahre nach Erscheinung katapultiert sich „Der Bro Code“ von Matt Kuhn (Riva) auf Platz 1 der Sachbuch-Charts. Darin erklärt die Kultfigur Barney Stinson aus „How I Met Your Mother“, wie man sich brüderlich gegenüber seinen Freunden verhält. Dabei ist die Erstausstrahlung der Serie schon seit sechs Jahren vorbei.

„Tatsächlich hat uns die Performance des Bro Code (und des Playbook) vergangene Woche zunächst auch sehr überrascht“, erklärt Anja Bauriedel, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei MVG auf Anfrage des Börsenblatts.

Grund für die überraschende Chartplatzierung ist eine PR-Kooperation mit dem TikTok-Creator „Der Brophet“, der laut eigener Angabe die „frohe Botschaft unseres Bros Barney Stinson“ verkündet. In zahlreichen Videos zeigt er mit Hilfe des Buches die Artikel/Regeln des Bro-Codes auf und generiert damit bis zu 780 Tausend Klicks. Beispielsweise so: https://www.tiktok.com/@der_brophet/video/6916047045920918785

 

 

„Wir planen weitere Videos mit ihm zum Thema und freien uns, zu sehen, dass TikTok in der verkaufsfördernden Kommunikation angekommen ist“; so Bauriedel weiter. „In der Tat gehen wir anlässlich des Wiedereinstiegs in die Bestsellerlisten diese Woche in den Nachdruck.“ Es wird die 26. Auflage des Titels sein, der bereits in den vergangenen Jahren ein Verkaufsschlager war. Die genaue Höhe der neuen Auflage war zum Zeitpunkt der Anfrage noch nicht bekannt.

Die chinesische Social-Media-Plattform TikTok ist bekannt dafür, auch für Nicht-Influencer organisch, virale Reichweiten zu generieren. In anderen Branchen ist die Plattform im Marketing schon längst angekommen. Der Erfolg des „Bro Code“ könnte vielleicht Anlass genug für die Buchbranche sein, in die Plattform hineinzuschnuppern. Attraktiv macht sie insbesondere die jungen Nutzergruppen, die damit erschlossen werden können. Auch in der Vergangenheit hat es TikTok geschafft längst vergessene Lieder auf Platz 1 der Musik-Charts zu bringen.

Gleich zweimal in die Sachbuch-Charts schafft es der Mediziner Gustav Dobos. In „Die gestresste Seele“ (Platz 2 HC, Scorpio) erklärt der Naturheilkundler, wie wir uns mental stärken und wie Emotionen unsere Gesundheit beeinflussen. Auf Platz 12 im Taschenbuch steigt „Das gestresste Herz“ von Dobos ein – es erläutert, wie man mit moderner Naturheilkunde Stress reduzieren kann und Herzproblemen vorbeugt.

Auf Platz 3 der Sachbuch-Hardcovercharts: Julian Barnes erzählt mit dem „Mann im roten Rock“ (Kiepenheuer & Witsch) von einem Frauenarzt zur Zeit der Belle Époque in Paris, den Friedensjahren zwischen 1870 und 1914. Titelgebend ist Dr. Samuel Pozzi, Pariser Frauenarzt, Salonlöwe und Schürzenjäger.

Außerdem neu in den Sachbuch-Charts:

  • Platz 7 (HC): Robert Habeck mit „Von hier an anders“ (Kiepenheuer & Wisch)
  • Platz 13 (HC): „Manuellsen. König im Schatten“ von Manuellsen und Nina Damsche (Droemer)
  • Platz 19 (PB): „Die Welt und wir“ von Jedediah Purdy (Suhrkamp)
  • Platz 20 (PB): „Fleisch ist mir nicht Wurst“ von Klaus Reichert (HarperCollins)
  • Platz 24 (PB): Steffen Schneider und „Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen“ (Hinstoff)
  • Platz  11 (TB): „Wo wir zuhause sind“ von Maxim Leo (Kiepenheuer & Witsch)

 

Der Link zu den Wochenlisten:

https://www.boersenblatt.net/news/bestseller

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

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