Mit "Eurotrash" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 4. März) schrammt Christian Kracht haarscharf am Thron vorbei – er holt sich als Neueinsteiger jedoch gleich Platz 2. Worum geht es bei seinem neuen Roman? "'Eurotrash' knüpft an 'Faserland' an, nimmt viele Motive wieder auf, hat einen Erzähler, der Christian Kracht heißt und der vor 25 Jahren einen Roman namens 'Faserland' geschrieben hat", erläutert Helge Malchow (Editor at large und Lektor von Christian Kracht) auf Anfrage. Der Roman "Faserland" sei 1995 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, danach vier weitere Romane und drei Bände mit Erzählungen und Reiseberichten. "'Faserland' wurde bei seinem Erscheinen gründlich missverstanden, als sogenannte Popliteratur, und gilt heute als ein historischer Einschnitt in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur", ordnet Malchow ein.
Auch diesmal, in "Eurotrash", gehe es um eine Reise, aber nicht von Sylt durch Deutschland nach Zürich, sondern von Zürich aus durch die Schweiz. Zugleich sei es "eine Reise ins Innere einer abgründigen Familie, an der Seite einer gehassten und geliebten Mutter, und eine Reise ins Dunkeldeutschland der Nazizeit und der Nachkriegsjahre". Zum Stil Krachts sagt Malchow: "Literatur ist Kunst, deren Ausdrucksformen die Sprache ist. Diese wird bei Christian Kracht nicht nur überaus originell und subversiv eingesetzt, sondern zugleich reflektiert und thematisiert." Und er ergänzt: Die Zusammenarbeit mit dem Autor mache nicht nur Spaß, "sondern ist immer wieder eine produktive geistige Herausforderung, die ungemein bereichert".
Die Startauflage von "Eurotrash" liegt laut Verlag bei 70.000 Exemplaren. Weitere Infos zu Christian Kracht auf seiner Website: www.christiankracht.com
Krachts neues Buch hat offenbar auch den Verkauf der TB-Ausgabe von "Faserland" (Fischer Tb.) angeschoben: Es habe Verkäufe über alle Vertriebswege hinweg gegeben, heißt es aus dem Frankfurter Verlag.
Neu auf Platz 14: In "Noah – Von einem, der überlebte" (Penguin; ET: 1. März) schildert der Journalist und Autor Takis Würger die Lebensgeschichte von Noah Klieger (1925–2018), der Auschwitz überlebte und später ein bedeutender israelischer Journalist und Sportfunktionär war. 1947 organisierte er die Überfahrt anderer Holocaust-Überlebender mit der "Exodus" nach Israel. Klieger vermittelte zeitlebens seine schrecklichen Erlebnisse als Zeitzeuge. Würgers Buch sei "ein wichtiger Beitrag zur Erinnerung an die Schoa", so die "Jüdische Allgemeine". Nachworte steuern Sharon Kangisser Cohen, Herausgeberin der Zeitschrift Yad Vashem Studies und Leiterin des Eli and Diana Zborowski Centre for the Study of the Aftermath of the Holocaust am Internationalen Institut für Holocauststudien in Yad Vashem, und Alice Klieger, die Nichte Noah Kliegers, bei. Damit holt sich Würger quasi ein Qualitätssiegel für sein Buch ein. Mit seinem vorigen Roman "Stella" (2019 bei Hanser erschienen) über die historische Figur der Stella Goldschlag, die als jüdische Gestapo-Kollaborateurin Juden im "Dritten Reich" denunziert hatte, hatte Würger zwar einen Bestseller, aber auch eine kontroverse Debatte in Literaturkritik und im Buchhandel entfacht.
Börsenblatt online hatte darüber berichtet (in Auswahl):
Neu auf Platz 23 der Hardcover-Charts ist mit "Adas Raum" (S. Fischer; ET: 24. Februar) der erste Roman der Bachmann-Preisträgerin 2016 Sharon Dodua Otoo. Die britisch-deutsche, schwarze Schriftstellerin und Aktivistin verknüpft Lebensgeschichten vieler Frauen über Jahrhunderte und Kontinente, zeigt was Frausein bedeutet. Ihre Hauptfiguren tragen den Namen Ada. In seinem Kern erzähle das Buch von Herkunft und von Identität, befand Deutschlandfunk Kultur: "Damit liegt es absolut im Trend aktueller Debatten und Diskurse und fügt sich zu vielen anderen Titeln dieses Bücherfrühjahrs." Ganz überzeugt habe Otoos Debüt aber nicht. Von einer "funkenstiebenden artistischen Erzählkonstruktion", sprach dagegen Literaturkritiker Denis Scheck, die das Buch zu einem "literarischen Abenteuer" mache.
Zu ihrer Lektüre während der Arbeit an "Adas Raum" und den Inspirationen daraus, hat Sharon Dodua Otoo auf Facebook eine kommentierte Leseliste erstellt, die S. Fsicher auf seiner Website dokumentiert.
Für neuen Spannungsstoff in der Hardcoverliste sorgen etwa die beiden Neueinsteiger Joël Dicker ("Das Geheimnis von Zimmer 622"; Piper; Platz 5 – ET: 1. März; Ü: Amelie Thoma und Michaela Meßner) und Marc Elsberg ("Der Fall des Präsidenten"; Blanvalet; Platz 10 – ET: 1. März).