Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Silberrang für Amanda Gorman

7. April 2021
Matthias Glatthor

Die zweisprachige Ausgabe von "The Hill We Climb" der jungen US-Lyrikerin Gorman holt sich sofort Platz 2 in unseren Belletristik-Charts (HC). Life-Coach Veit Lindau startet mit "Genesis", seinen Gedanken zur Versöhnung und Befreiung der Geschlechter, auf Platz 6 in der Ratgeberliste. Wer hat es sonst noch neu in unsere Wochencharts geschafft? Das erfahren Sie hier. Mit dabei ist zudem eine Spezial-Liste Religion.

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 29. März bis 4. April 2021

Wie vermutet, erobern zwei Titel, die in der vorigen Woche schon durch Vorab-Käufe weit oben in ihren jeweiligen Charts gestartet waren, diesmal den ersten Platz. Bei der Belletristik (Taschenbuch) ist es "Fertig ist die Laube" (Ullstein Tb.; ET: 29. März) von Renate Bergmann – Vorwoche Platz 4. Gartenerlebnisse der Online-Omi, hinter der Torsten Rohde steckt.

Und beim Sachbuch (Hardcover) Richard David Prechts Betrachtung "Von der Pflicht" (Goldmann; ET: 29. März), das in der vergangenen Woche auf Platz 2 begonnen hatte. Precht schiebt damit Mai Thi Nguyen-Kim (ihr YouTube-Kanal maiLab) mit "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" (Droemer; ET: 1. März) auf Platz 2. Ein kleines Trostpflaster für sie: Ihr Buch ist für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert. Siehe Börsenblatt online:

Belletristik: Gorman direkt hinter Zeh

Die US-amerikanische Lyrikerin Amanda Gorman, die bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden im Januar für Furore gesorgt hat (siehe Börsenblatt online: Lyrik auf den Stufen des Kapitols), holt sich mit der zweisprachigen Ausgabe ihres Gedichts "The Hill We Climb - Den Hügel hinauf" (Hoffmann und Campe; ET: 30. März; Ü: Kübra Gümüsay, Hadija Haruna-Oelker und Uda Strätling) als Neueinsteigerin in der Belletristik (Hardcover) auf Anhieb Platz 2. Spitzenreiterin bleibt wie in der Vorwoche Juli Zehs Dorfroman "Über Menschen" (Luchterhand; ET: 22. März).

Das Vorwort zu Gormans Buch stammt von Oprah Winfrey. "Alle, die dabei waren, wurden erfüllt mit neuer Zuversicht und dem Staunen, uns von der besten Seite und als zu noch Besserem fähig zu sehen – geprägt vom Eindruck und Elan einer Zweiundzwanzigjährigen, der jüngsten Inaugurationsdichterin in der Geschichte unseres Landes", so Winfrey zum Auftritt der Lyrikerin bei Bidens Amtseinführung. Es sei die Macht der Poesie gewesen, die alle gemeinsam spürten. "An dem Tag, da Amanda Gorman in ihrer strahlenden Präsenz ans Mikrofon trat, in dieser Stunde der Wahrheit ein Zeichen setzte und uns 'Den Hügel hinauf' schenkte."

Die Startauflage liege bei 50.000 Exemplaren, eine dritte und vierte Auflage seien gedruckt bzw. beauftragt, teilt Hoffmann und Campe auf Anfrage mit, und: "Wir haben die ursprünglich geplante Auflage erhöht aufgrund der großen Nachfrage aus dem Handel." Der Verlag hat ein breites Spektrum an Marketing-Aktionen und Werbemitteln aufgelegt – mit einer visuellen Klammer: dem inhouse erstellten Porträt der Autorin mit einer klar definierten Farbwelt, die auf ihren Inaugurations-Auftritt Bezug nimmt.

Ein kurzes Grußwort von Amanda Gorman zur deutschen Ausgabe ihres Gedichts findet sich auf der Verlagswebsite von Hoffmann und Campe:

Ein Grußwort von Amanda Gorman zur deutschen Ausgabe

Der Streit um die zunächst vorgesehene niederländische Übersetzerin von Gormans Gedicht hat eine Debatte ausgelöst über "wer darf wen übersetzen?": Diese haben wir auch auf Börsenblatt online dokumentiert:

"Uns erreichen viele begeisterte Stimmen aus dem Handel, ganz besonders auch zu unserer Übersetzung und dazu, dass das Gedicht bei uns in einer zweisprachigen und kommentierten Ausgabe erhältlich ist", so HoCa jetzt gegenüber Börsenblatt online. Man sei überwältig von der Resonanz. "Die öffentliche Debatte wiederum, die ja nicht auf unsere Übersetzungslösung zurückgeht, sondern in den Niederlanden losgetreten wurde, hat noch einmal den Wert der Arbeit von Übersetzer*innen neu in den öffentlichen Fokus gerückt, auch das ist erfreulich." Und weiter: "Jenseits dessen stellen wir fest, dass ganz ungewöhnlich viele Kund*innen nicht nur ein, sondern oft zwei oder auch gleich drei Exemplare des Buches kaufen – offenbar entdecken viele Menschen hierzulande gerade das Gedicht von Amanda Gorman als ein – im ganz wörtlichen Sinne – tolles Geschenk." Nun hofft der Hamburger Verlag, im Herbst eine (digitale) Veranstaltung mit Amanda Gorman realisieren zu können.

Am 22. September erscheinen zwei weitere Bücher von Amanda Gorman bei Hoffmann und Campe: Der Lyrikband "The Hill We Climb und andere Gedichte" als zweisprachige Ausgabe sowie das Kinderbuch "Change Sings", welches in deutscher Übersetzung veröffentlicht werden wird, wie der Verlag ankündigt.

Einziger weiterer Neueinsteiger bei der Belletristik (Hardcover) ist auf Platz 13 Ewald Arenz (seine Website). In seinem Roman "Der große Sommer" (Dumont; ET: 26. März) dreht es sich um den Neuntklässler Frieder, dem das Sitzenbleiben droht, es stehen Nachprüfungen in Mathe und Latein an. Seine Eltern schicken ihn zum Büffeln zum strengen Großvater. Ein Sommer, der sein weiteres Leben prägen wird – eine Coming-of-Age Geschichte. "Eine Hymne an etwas, das so einmalig und prägend ist", jubelte die "Heilbronner Stimme". Geplante Lesungen des Autors finden Sie hier.

Neu beim Paperback und Taschenbuch (Belletristik):

  • Platz 2 (PB): "Die Frauen von Kilcarrion" (Rowohlt Tb.; ET: 30. März; Ü: Karolina Fell) von Jojo Moyes (ihre offizielle Website). Das Debüt der Bestsellerautorin von 2002 in einer Neuübersetzung. Im Mittelpunkt drei irische Frauen: Großmutter Joy, Tochter Kate und Enkelin Sabine.
  • Platz 23  (PB): "Das Leben, ein ewiger Traum" (dtv; ET: 18. März) von Helene Sommerfeld (ist das Pseudonym eines deutschen Schriftsteller-Ehepaares). Die Polizeiärztin Magda Fuchs ist eine der Protagonistinnen der im Berlin der 20er Jahre angesiedelten Handlung. Erster Band der neuen Reihe "Die goldenen Zwanziger". Mehr zur Reihe auf der Verlagswebsite (hier).
  • Platz 24 (PB): "Die Insel der Wünsche – Stürme des Lebens" (Goldmann; ET: 22. März) von Anna Jessen. Auftaktband der "Helgoland-Saga", der 1887 in Hamburg beginnt. Das Blumenmädchen Tine Tiedkens sucht ihr Glück auf der Nordsee-Insel. Band 2, "Gezeiten des Glücks", kündigt der Verlag für Juni an, der dritte Teil, "Klippen des Schicksals" folgt bereits im Juli. Die Geschichte von Tine Tiedkens und ihrer Familie wird bis in die 1920er Jahre weitergesponnen.
  • Platz 14 (TB): "Die Perlenprinzessin. Rivalen" (Knaur Tb.; ET: 1. April) von Iny Lorentz. Das Autorenpaar (seine Website) legt den ersten Teil einer historischen Familiensaga vor, die 1771 im Hamburger Seefahrer-Milieu beginnt und in die Südsee führt.
  • Platz 23 (TB): "Höllenkind" (Knaur Tb.; ET: 1. April) von Veit Etzold. Der achte Thriller um die Patho-Psychologin Clara Vidalis, die in Rom ermittelt.

Sachbuch: Ostergeschenke und Krisen

Top-Neueinsteiger auf Platz 6 ist der katholischer Pfarrer Rainer M. Schießler mit "Die Schießler-Bibel" (Kösel; ET: 29. März), der hier seine Sicht auf das Buch der Bücher ausbreitet. Das war sicher ein willkommenes Ostergeschenk, wie auch der Neuling auf Platz 24: "Die außergewöhnlichste Liebe aller Zeiten" (Herder; ET: 8. März) von Franz Alt. Dieser erzählt "Die wahre Geschichte von Jesus, Maria Magdalena und Judas", so der Untertitel.

Daneben schaffen es drei weitere Titel neu in die Charts: "Das Leben ist ein vorübergehender Zustand" (Rowohlt; ET: 23. März; Platz 19) von Gabriele von Arnim über das Leben mit ihrem Mann, der zwei Schlaganfälle erlitten hatte. Dann "Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen" (Mentor; ET: 8. März; Ü: Anna Dushime; Platz 21) der US-amerikanischen Autorin und Komikerin Sarah Cooper (ihre Website) über Frauen in der Arbeitswelt. Und schließlich "Grenzerfahrungen" (Siedler; ET: 29. März) des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble auf Platz 25. Er stellt sich die Frage, wie wir an Krisen wachsen.

Neu beim Paperback und Taschenbuch (Sachbuch):

  • Platz 10 (PB): "Einfach abgefahren" (Ullstein Pb.; ET: 29. März) von Margot Flügel-Anhalt. Der Untertitel zeigt, worum es in der Reiseerzählung geht: "Wie ich mit 65 Jahren und einem alten Benz 18.000 Kilometer durch 15 Länder reiste".
  • Platz 14 (PB): "Wilde Stille" (Dumont Reiseverlag; ET: 18. März; Ü: Gerlinde Schermer-Rauwolf, Christa Prummer-Lehmair und Heide Horn) von Raynor Winn. Neuer Titel der Autorin von "Der Salzpfad" (Dumont Reiseverlag), mit dem sie 2020 Platz 1 unserer Sachbuch-Jahrescharts (Paperback) belegte. Diesmal wandern Raynor und Moth durch Island.
  • Platz 15 (PB): "Abschied von Hermine" (Goldmann; ET: 29. März) von Jasmin Schreiber (ihre Website). Nach ihrem Roman "Marianengraben" (Eichborn) behandelt die Biologin erneut das Thema Tod – diesmal als Sachbuch. Hermine hieß übrigens ihr verstorbener Hamster.
  • Platz 13 (TB): "Wenn die Toten sprechen" (Ullstein Tb.; ET: 29. März) von Claas Buschmann. Der Rechtsmediziner und AC/DC-Fan schildert spektakuläre Fälle aus seinem Arbeitsalltag.
  • Platz 16 (TB): "Wer, wenn nicht Bill?" (Rubikon; ET: 2. April) von Sven Böttcher. Offenbar Verschwörungskram.
  • Platz 18 (TB): "Mein Algorithmus und Ich" (Klett-Cotta; ET: 20. März) von Daniel Kehlmann. Seine "Stuttgarter Zukunftsrede" über eine Reise von New York ins Silicon Valley im Februar 2020. Dort sollte er gemeinsam mit einer KI eine Kurzgeschichte schreiben.
  • Platz 25 (TB): "Wilder wird's nicht" (Rowohlt Tb.; ET: 23. März) von Andreas Winkelmann (seine Website), zusammen mit Markus Knüfken (seine Website). Der Thrillerautor mal ganz anders: Er und Knüfken haben Outdoor-Abenteuer in Europa gesucht – vom Polarkreis bis in die Alpen. "Wir können euch versprechen, es gibt sie noch, die wirklich wilden Ecken, in denen normale Menschen wie du und ich Abenteuer er-leben können, die uns bereichern und glücklich machen", formulieren sie in ihrem Vorwort. Das Buch sei unter dem Eindruck der Corona-Pandemie entstanden.

 

Ratgeber: Geschlechterrollen

Nur ein Titel kommt neu in die Ratgeberliste, die weiterhin von "Hensslers schnelle Nummer" (Gräfe und Unzer; ET: 2. März) angeführt wird. Er ist aus dem gleichen Verlag: Life-Coach Veit Lindau (auf der Verlagswebsite wird er als "Experte für die integrale Selbstverwirklichung des Menschen" charakterisiert) will in "Genesis" (ET: 1. April) einen Beitrag für die Versöhnung und Befreiung der Geschlechter liefern. Als Download gibt es Meditationen dazu. Im esoterisch angehauchten Vorwort schreibt Lindau etwa: "Diese Welt braucht Menschen, die begreifen, dass die Ehrung des Weiblichen nicht die Bedrohung, sondern die Rettung des Männlichen ist. Befreie dein Geschlecht von allen begrenzenden Ideen und antrainierten Rollen. Du bist viel mehr als ein Mann oder eine Frau."

Auf der Verlagswebsite stehen gleich zwei, mit sphärischer Musik unterlegte Trailer, in denen sich Lindau einmal an Frauen und einmal an Männer richtet:

Der Verlag bietet gleich zwei Trailer mit Veit Lindau. Einen für Fauen ...

... und einen für Männer:

Der Link zu den Wochenlisten:

Spezial-Liste Religion vom 1. März 2020 bis 24. März 2021 (WG 540-545)

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.