Philosoph Richard David Precht stellt in seiner Betrachtung "Von der Pflicht" (Goldmann; ET: 29. März) die Frage, was wir als Bürger*innen dem Staat schulden und was wir vom Staat erwarten können – ein Thema, das gerade in Corona-Zeiten an Bedeutung gewonnen habe. "In Zeiten der Ausnahme (...) zeigt sich der Charakter", formuliert Precht in seiner Einleitung, da werde der innere Zustand einer Gesellschaft deutlich. Precht holt sich allein durch Vorab-Käufe bereits in dieser Woche auf Anhieb Platz 2 der Hardcover-Charts beim Sachbuch.
Den ersten Platz hält – wie in der Vorwoche – Mai Thi Nguyen-Kim mit "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" (Droemer; ET: 1. März). Ob es in der nächsten Woche zum Führungswechsel kommt?
Drei weitere Neueinsteiger zeigen sich in der Hardcoverliste: Auf Platz 7 Sylvain Tesson mit "Der Schneeleopard" (Rowohlt; ET: 23. März, Ü: Nicola Denis). Gemeinsam mit dem berühmten Tierfotografen Vincent Munier begibt sich der Abenteurer und Schriftsteller Tesson nach Tibet – auf die Pirsch nach dem scheuen Schneeleoparden. Seine Schilderungen machen das Ganze zu einer meditativen Reise, bei der man viel über die Kunst des Wartens erfährt. "Eine Ode an die Stille", urteilte etwa "Libération". Werden sie einen Schneeleoparden vor die Linse bekommen? Und ist das überhaupt nötig? Tessons poetische Reflexionen waren das erfolgreichste französische Buch 2019. Und es ist in unseren Wochcharts (Sachbuch HC) der Aufsteiger der Woche: plus 58 Plätze.
"Gesegnet und verflucht" (Riva; ET: 23. März), die Autobiografie des früheren Schlager-Himmelstürmer Nino de Angelo ("Jenseits von Eden"), ergattert Platz 21. Der Sänger hat auch schwere Zeiten überstanden und will seine Erfahrungen weitergeben, wie ein Button auf dem Cover vermuten lässt: "Die 10 wichtigsten Tipps, um nicht vor die Hunde zu gehen". "Gesegnet & verflucht" heißt auch sein aktuelles Album vom Februar 2021.
Neu auf Platz 25 findet sich Anna Haags "'Denken ist heute überhaupt nicht mehr Mode'" (Reclam; ET: 12. März) – herausgegeben und mit Nachwort von Jennifer Holleis. Es ist Haags regimekritisches Tagebuch von 1940 bis 1945, geschrieben während des Zweiten Weltkriegs in Nazi-Deutschland. "Das Tagebuch der Anna Haag ist den berühmten Tagebüchern des Romanisten Victor Klemperer zur Seite zu stellen", so die FAZ.
Reclam fasst die Vita der Autorin so zusammen: "Anna Haag (1888–1982) war Schriftstellerin, Journalistin und Politikerin. Nach 1945 engagierte sie sich für den Wiederaufbau und zahlreiche soziale Projekte. Für die SPD saß sie als Abgeordnete im ersten baden-württembergischen Landtag, sie konzipierte das Recht auf Kriegsdienstverweigerung im Grundgesetz. 1958 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse."