Die beiden einzigen Neulinge in den Sachbuch-Hardcovercharts drehen sich um Legenden der Rock- und Popmusik. Neu auf Platz 5 steigt "Der Storyteller" (Ullstein; ET: 1. November; Ü: Dieter Fuchs) von Dave Grohl ein. Der 52-jährige US-Rockmusiker hat als Schlagzeuger in legendären Indie-Bands wie Nirvana und Queens of the Stone Age gespielt – 1995 gründete er die Foo Fighters, nahm die Gitarre in die Hand und trat ans Mikro. Die Band legte 2021 ihr zehntes Album, "Medicine at Midnight", vor. Grohl hat in seiner Autobiografie also viel zu erzählen – etwa vom Suizid des Nirvana-Frontmanns Kurt Cobain 1994. Der Titel ist zudem Aufsteiger der Woche, klettert 32 Ränge in den Sachbuchcharts nach oben.
Bereits im Frühjahr 2020 hatte sich Ullstein die Rechte für die deutsche Ausgabe gesichert, teilt das Lektorat auf Anfrage mit. Warum wollte man Grohls Autobiografie im Programm haben, hat sich das Bestseller-Potenzial schon abgezeichnet? "Natürlich – Dave Grohl war Mitglied einer der legendärsten Rockbands der Musikgeschichte und hat danach nicht nur, aber vor allem mit den 'Foo Fighters" ein beeindruckendes eigenes Bandprojekt kreiert und großgemacht", heißt es dazu. "Abgesehen davon sah man den Texten im frühen Stadium an, dass Grohl gut und lebendig erzählen kann, in seinem ganz eigenen Ton."
Ein Buch nur für Fans seiner Bands? Es sei letztlich für alle spannend, "die das ungestüme Leben eines Vollblutmusikers mitverfolgen wollen; wobei sich in erster Linie die angesprochen fühlen werden, die mit Rockmusik etwas anfangen können (das ist nicht nur auf Nirvana und die Foo Fighters beschränkt)", findet das Lektorat, natürlich.
Im Vorwort seiner typografisch klaren und schön gestalteten Erinnerungen, schreibt Grohl über das Benefizkonzert für die Opfer des Hurrikans Sandy in New York City: "Das Konzert fand im Madison Square Garden statt und versammelte den Mount Rushmore des Rock'n'Roll: McCartney, die Rolling Stones, The Who, Roger Waters und zahllose andere Legenden."
Eine dieser Legenden, Paul McCartney, folgt ihm in unseren Charts auf dem Fuß: "Paul McCartney. Lyrics Deutsche Ausgabe" (2 Bände im Schuber; C.H. Beck; ET: 2. November; Ü: Conny Lösch), herausgegeben von Paul Muldoon, beginnt auf Platz 6 im Hardcover-Ranking. Enthalten sind "Maccas" Texte von 1956 bis heute. Sir Paul selbst schildert in alphabetischer Reihenfolge die Entstehungsgeschichten von 154 eigenen Songs, darunter etwa Klassiker wie "Hey Jude", "Yesterday" oder "Let it Be".
Wie konnte der Münchner Verlag die Rechte für die deutsche Ausgabe "an Land ziehen"? "Die Akquise war die Frucht einer langjährigen engen Zusammenarbeit zwischen unserem Verlag und W.W.Norton, sicher auch der Freundschaft zwischen Bob Weil, den ich seit mehr als einem Vierteljahrhundert kenne, und mir", sagt Cheflektor Detlef Felken gegenüber Börsenblatt online. Bob sei der geniale "Erfinder" dieses Buches und habe Paul McCartney und Paul Muldoon von seiner Idee überzeugt. "Dann ist fünf Jahre lang intensiv daran gearbeitet worden, und es hat sich zu dem Hammer-Buch entwickelt, das wir nun dem Publikum vorlegen. Wir haben uns das Buch frühzeitig in einem sogenannten Pre-empt sichern können."
"Lyrics" sei nicht irgendeine kommerzielle Celebrity-Nummer, sondern ein völlig einzigartiges Musikerbuch, das so noch nie jemand geschrieben habe. "Es wird ein Klassiker werden, und andere werden es nachmachen", ist sich Felken sicher. Aber es sei Paul McCartney, der größte Songwriter aller Zeiten (so Felken; aber was ist etwa mit Bob Dylan?), der sich als erster in dieser Weise auf sein Werk einlasse und mit seinen Songs auseinandersetzte. "Er hat mit diesem Buch für ein ganzes Genre neue Maßstäbe gesetzt. Wir waren sofort begeistert und fanden, dass das Buch ein echtes Beck-Buch ist: Premium – in jeder Hinsicht!" Und sicher ein schickes Weihnachtsgeschenk für Fans der Beatles und McCartneys Solo-Karriere.
Die erste Auflage lag bei 35.000 Exemplaren, die zweite bei 10.000, ergänzt Vertriebs- und Marketingleiter André Brenner. Wie plant man angesichts der grassierenden Papierknappheit einen eventuellen Nachdruck? "Wir haben Papier für eine weitere Auflage reserviert und drucken bereits nach. Ob der Nachdruck noch bis Weihnachten kommt, ist wegen der angespannten Situation in den technischen Betrieben allerdings offen."