Lange Zeit gab es von Abdulrazak Gurnah, Literaturnobelpreisträger 2021, nichts auf Deutsch zu lesen. Noch im Oktober sicherte sich Penguin die deutschen Rechte (siehe Börsenblatt online: "Literaturnobelpreisträger Gurnah auf Deutsch bei Penguin"). Am 8. Dezember ist nun als erstes "Das verlorene Paradies" in der 25 Jahre alten Übersetzung von Inge Leipold wieder erschienen. Passgenau, möchte man sagen, denn am 6. Dezember hat Gurnah in London seine Literaturnobelpreis-Medaille entgegengenommen und seine Lecture gehalten, was in den Medien berichtet wurde. Das hat ihm erneut Aufmerksamkeit beschert. Der Titel, im Original 1994 veröffentlicht, kommt somit neu auf Platz 13 in unsere Belletristikcharts (Hardcover). Ist dort der einzige Neueinsteiger. Zudem ist der der Aufsteiger der Woche (plus 47 Plätze).
Zum Inhalt: Die Handlung spielt um 1900 zur Zeit der deutschen Kolonien in Ostafrika. Yusuf wird von seinem Vater zur Tilgung seiner Schulden dem arabischen Kaufmann Aziz überlassen. Mit diesem geht er auf Handelsexpeditionen nach Gold und Kautschuk, entdeckt das Innere des Kontinents. Gezeigt wird ein "multiethnisches Tansania", so Michael Wurmitzer in "Der Standard", andeutungsreich verweigere sich diese Fülle dem eurozentrischen Blick. Andererseits sei es auch eine Anklage der deutschen Kolonialverbrechen.
Die Startauflage beträgt laut Penguin Verlag 40.000 Exemplare, "es sind noch wenige Exemplare auf Lager. Nachauflagen sind bereits auf dem Weg". Eine Nachauflage komme in Kürze, damit der Handel für das Weihnachtsgeschäft ausgestattet ist. Die Nachauflagen hatte Penguin für den Bedarfsfall in Vorplanung. "Vor allem der Einsatz von gut bevorrateten Standardmaterialien und die enge Zusammenarbeit mit der Druckerei GGP hat uns hier sehr geholfen."
Der Handel habe begeistert auf "Das verlorene Paradies" reagiert, so Penguin weiter, und die Medienpräsenz sei groß. Die Käufergruppen seien laut Einschätzung des Verlags sehr breit, "wir sehen uns die Zielgruppen im Laufe der nächsten Wochen noch genauer an".
Für "Das verlorene Paradies" hat man die Rechte für die vorhandene Übersetzung erworben, die Übersetzung vollständig durchgesehen und der Ausgabe ein Glossar eingefügt. Soll dies auch bei anderen Titeln Gurnahs geschehen, die bereits einmal auf Deutsch vorlagen? "Die Entscheidung über Neuübersetzung oder Übernahme treffen wir individuell bei jedem einzelnen Titel", so Penguin. Wie ist die weitere Planung? Im März 2022 erscheint "Ferne Gestade", im Herbst 2022 kommt das aktuellste Buch "Afterlives" heraus, und weitere werden folgen, kündigt der Verlag an.
Themenwechsel: Wie in jedem Jahr, werden auch diesmal die drei Sissi-Filme mit Romy Schneider zu Weihnachten im Fernsehen ausgestrahlt. Auch in Buchform hat der Stoff Erfolg: "Sisi – Kaiserin wider Willen" (Aufbau Tb.; ET: 6. Dezember; Ü: Gabriele Weber-Jarić) der US-Autorin Allison Pataki schafft es neu auf Platz 18 in die Belletristikcharts (Paperback). Es ist der achte Band in der Reihe "Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe" des Verlags.
Auftritte in TV-Talkshows scheinen den Absatz von Neuerscheinungen zu beflügeln. So waren die Wölckchenbäckerin Güldane Altekrüger (ihre Website) sowie das Journalisten-Ehepaar Petra Gerster und Christian Nürnberger etwa am 3. Dezember zu Gast in der NDR-Talkshow, auch, um ihre neuen Bücher vorzustellen. Die sich dann prompt in unseren aktuellen Wochencharts wiederfinden. Altekrüger, bekannt durch ihre Erfolgs-Reihe "Abnehmen mit Brot und Kuchen", legt mit "Bestseller aus Versehen" (DplusA Verlag; ET: 8. November) ihre Autobiografie vor – und steigt damit neu auf Platz 18 in der Sachbuchliste (PB) ein. Der erste Band von "Abnehmen mit Brot und Kuchen", mittlerweile gibt es drei Teile, ist im November 2018 in Altekrügers eigenem Verlag DplusA erschienen, in dieser Woche kehrt er auf Platz 12 in die Ratgebercharts zurück – ist damit Aufsteiger der Woche (plus 55 Plätze).
Gerster und Nürnberger befassen sich in "Vermintes Gelände – Wie der Krieg um Wörter unsere Gesellschaft verändert" (Heyne; ET: 15. November) mit dem Thema Gendern und Identitätspolitik. Neu auf Platz 14 beim Sachbuch (PB). Gerster erzählt unter anderem von den Reaktionen, Shitstorms, die sie erfahren hat, als sie als Moderatorin in den "heute"-Nachrichten zu Gendern anfing. "Das Problem vieler Gender-Gegner*innen ist, dass sie sich lieber absurde Beispiele ausdenken, als sich ernsthaft der Frage zu stellen, ob sie sich tatsächlich noch auf der Höhe ihrer Zeit befinden, wenn sie Lehrkräfte einfach weiter 'Lehrer' nennen, auch wenn 75 Prozent von ihnen Frauen und einige auch Transpersonen sind", schreibt sie im ersten Kapitel.