Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Benedict Wells und MontanaBlack holen Platz 1

3. März 2021
Matthias Glatthor

In unseren aktuellen Wochencharts stürmen gleich vier Titel von Null auf Platz 1, darunter der neue Roman von Benedict Wells und Teil Zwei der Autobiografie von MontanaBlack. Neu dabei ist auch "Das Spiel" von Fußball-Weltmeister Philipp Lahm beim Sachbuch. Die Bestsellerlisten auf Börsenblatt online.

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 22. bis 28. Februar 2021

Das haben wir nicht oft in unseren Wochcharts, dass gleich vier Titel von Null auf Platz 1 einsteigen. Doch diesmal ist es passiert. Die Senkrechtstarter im Überblick:

  • "Hard Land" (Diogenes; ET: 24.2.) von Benedict Wells (Belletritstik HC)
  • "MontanaBlack II" (Riva; ET: 23.2.) von Marcel Eris (MontanaBlck) und Dennis Sand (Sachbuch HC)
  • "Die Wunderfrauen – Von allem nur das Beste" (Fischer Tb.; ET: 24.2.) von Stephanie Schuster (Belletristik PB)
  • "Raus aus dem Stundenlohn" (Finanzbuch; ET: 23.2.) von Oliver Pott (Sachbuch PB)

Belletristik: Wells

Benedict Wells entführt uns mit "Hard Land" (Diogenes) in das heruntergekommene Kaff Grady im US-Bundesstaat Missouri – und in die Mitte der 80er Jahre. Eine Coming-of-Age-Geschichte um den 15-jährigen Sam, dessen bester Freund nach Kanada zieht und dessen Mutter sterben wird. Ein Job im Kino eröffnet ihm neue Horizonte. Kritiker sehen in Wells Roman auch eine Hommage an die Jugendfilme der Zeit aus Hollywood (etwa "Zurück in die Zukunft" oder "The Breakfast Club") – manchen gefällt das, anderen weniger. Seine Geschichte sei "voller Witz und Lebensweisheit ist, aber nie pathetisch oder gar kitschig", urteilte "Deutschlandfunk Kultur". Der "Spiegel" fand, Wells verdickte "die Achtzigersuppe weiter", statt Klischees zu entlarven. "Tag24" spricht dagegen von einem "sensationellen Roman".

Bei "Hard Land" habe die Startauflage 120.000 Exemplare betragen, so Diogenes auf Anfrage. "Hard Land" ist sein fünfter Roman bei den Zürchern, als Geschichtenband erschien noch 2018 "Die Wahrheit über das Leben". Wells' Werk ist in insgesamt 38 Sprachen veröffentlicht, im Oktober 2020 erhielt er von Diogenes die "Goldene Diogenes Eule" für über eine Million verkaufte Bücher.

In einem Trailer stellt Wells sein Buch persönlich vor:

Benedict Wells über "Hard Land"

Zum Ende des Lockdowns ab 1. März in der Schweiz sagt Diogenes: "Natürlich sind wir sehr erleichtert über die Öffnungen der Buchhandlungen, zumindest in der Schweiz, und hoffen, dass dies in Deutschland auch bald der Fall sein wird. Denn die stationären Buchhandlungen sind sowohl für unsere Kund*innen als auch für uns ein überaus wichtiger Partner."

Die weiteren Neueinsteiger bei der Belletristik (HC)

  • Platz 13: "Kein Feuer kann brennen so heiß" (ET: 24.2.) von Ingrid Noll. Ebenfalls ein Diogenes-Titel. Es ist der 16. Roman der Autorin im Zürcher Verlag, hinzu kommen einige Geschichtenbände. Lorina arbeitet als Altenpflegerin von Frau Alsfelder in einer Villa. Das große Los, wenn da nicht der Großneffe der alten Dame wäre, der aufs Erbe lauert. "Die Komik ist gequält, die Dialoge sind simpel", zeigte sich die "WAZ" enttäuscht. Die Leser*innen, die den Titel in die Charts gehoben haben, werden sicher anderer Meinung sein.
  • Platz 15: "Mordsand" (Lübbe; ET: 26.2.) von Romy Fölck (zur Website der Autorin). Der vierte Elbmarsch-Krimi mit Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn von der Mordkommission Itzehoe. Diesmal wird ein Schädel auf der Elbinsel Bargsand entdeckt. Dann gibt es eine weitere Leiche auf einer benachbarten Flußinsel – die Spuren führen zurück in die ehemalige DDR.

Paperback: Zweiter Teil der Wunderfrauen

Stephanie Schuster gelingt mit "Die Wunderfrauen – Von allem nur das Beste" (Fischer Tb.), dem zweiten Teil ihrer Wunderfrauen-Trilogie, sofort der Sprung an die Spitze der Paperback-Charts. Erzählt wird das Schicksal von Luise Dahlmann und ihren drei Freundinnen in den Swinging Sixties. Die Trilogie begleitet die vier Frauen von den 50er Jahren bis zu den Olympischen Spielen 1972 in München. Ein Blick auf die Hintergründe der Reihe:

"Die Idee zu der Wunderfrauen-Trilogie wurde von einem abteilungsübergreifenden Team zusammen mit der Autorin entwickelt", so das Lektorat von Fischer Taschenbuch gegenüber Börsenblatt online. Der Serientitel stamme von Stephanie Schuster, die begeistert recherchiert habe und bereits über Erfahrungen im historischen Roman verfüge. Schuster schreibe gerade am dritten Roman der Serie, der Ende August erscheinen werde. 

Zeithistorische Mehrteiler seien schon länger ein Trend auf dem deutschsprachigen Buchmarkt – bis vor kurzem hätten diese hauptsächlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gespielt. "Im Verlag befassen wir uns natürlich mit der Frage, was der nächste Trend sein könnte oder wie sich bestehende Trends verändern. Dass sich der Trend in die jüngere Geschichte ausweiten könnte, lag nahe." Vier Frauen, die sich miteinander anfreunden, würden außerdem Identifikationspotential für viele Leserinnen bieten, heißt es weiter. Die Reihe biete einerseits Platz für Erinnerungen und Nostalgie, andere Leser*innen wiederum würden die Zeiten nur aus Erzählungen kennen und sind neugierig. All dies seien sicherlich Bestandteile des Erfolgs dieses Genres.

Die Leser*innen würden aktuell bevorzugt zu Serien greifen, "was sicherlich auch mit der Art des Geschichten-Erzählens bei Streaming-Diensten zusammenhängt." So könne man etwa abtauchen in eine andere Welt. Warum hat man des Paperback-Format gewählt? Das Erscheinen im Paperback sei strategisch entschieden worden, für die Unterhaltungs-Genres sei das Hardcover nicht immer der passende Markt. "Im Paperback erreichen Stoffe derzeit eine höhere Sichtbarkeit." Zudem fänden hier auch preissensible Leser*innen hochwertige und geschenkfähige Bücher.

Im Lockdown hat der Frankfurter Verlag seine Social-Media-Aktivitäten auf Instagram und Facebook intensiviert. Außerdem zahle es sich aus, dass Stephanie Schuster (@leselieben) im engen Austausch mit ihren Leserinnen und auch Bloggerinnen stehe.

Übrigens: Der erste Band der Trilogie, "Die Wunderfrauen – Alles, was das Herz begehrt" (ET: Juli 2020), kommt als Wiedereinsteiger auf Platz 22 in die Charts.

Sachbuch: MontanaBlack macht es wieder

Der nicht unumstrittene YouTube- und Streaming Star (auf Twitch) Marcel Eris alias MontanaBlack liefert zusammen mit Co-Autor Dennis Sand den zweiten Teil seiner Geschichte ab: "MontanaBlack II – Vom YouTuber zum Millionär" (Riva; ET: 23.2.). Der Titel springt in dieser Woche sofort an die Spitze unserer Sachbuch-Charts (Hardcover) – dank seiner Millionen Fans. Laut Klappentext wirft das Buch "einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen der YouTube- und Streaming-Welt". MontanaBlack hat auch schon mal durch sexistische Fehltritte für Kontroversen gesorgt, etwa mit einem Urlaubspost im vergangenen Jahr. Ob das auch Teil der "schonungslosen Abrechnung – nicht zuletzt auch mit sich selbst" ist, die der Klappentext verspricht? Die Startaulage liegt laut Verlag bei 70.000 Exemplaren, die bisher einverkaufte Auflage bei über 60.000. "Wir schätzen, dass circa 15.000 bis 20.000 davon schon an Endkunden gegangen sind", so ein Verlagssprecher.

Der erste Band "MontanaBlack – Vom Junkie zum YouTuber" (Riva; ET: März 2019) belegte in unseren Jahrescharts 2019 den sechsten Platz beim Sachbuch (Hardcover). Der Titel war in dem Jahr 21 Wochen in den Charts, davon dreimal auf Platz 1. Auch mit dem ersten Band gelang ihm in der KW 13 / 2019 der Sprung von Null auf Platz 1 in unsere Wochenliste.

Fußball-Weltmeister Philipp Lahm schildert in "Das Spiel" (C.H. Beck; ET: 22.2.) seine Sicht auf den populären, millionenschweren Rasensport – neu auf Platz 20 in der Sachbuchliste (Hardcover). Der Münchner Verlag hat dafür extra ein "Special" auf seiner Website eingerichtet. Kontrovers wurde in der Öffentlichkeit diskutiert, dass Lahm in seinem Buch homosexuellen Fußballern der Bundesliga von einem Coming Out abrät. Dabei könnte er selber zu einem normaleren Umgang beitragen, kommentiert etwa Raphael Späth bei Deutschlandfunk ("Auf wen kann man zählen?"). "Eine realistische Einschätzung, wo der Fußball im Jahre 2021 steht", fand BR2 in Lahms Buch.

Ein Gespräch Philipp Lahms mit Dunja Hayali über "Das Spiel" sehen Sie hier:

Lahm stellt sein Buch vor

Die weiteren Neueinsteiger beim Sachbuch (Hardcover):

  • Platz 4: "Die Kinder hören Pink Floyd" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 11.2.) von Alexander Gorkow. Die Erinnerungen an eine Kindheit in den 70er Jahren in Westdeutschland sind im VLB der Warengruppe 116 "Romanhafte Biographien" zugeordnet – deshalb hier in den Sachbuchcharts. 
  • Platz 10: "Female Choice" (Tropen; ET: 20.2.) von Meike Stoverock
  • Platz 16: "Die Kunst guten Führens" (Herder; ET: 18.2.) von Thomas de Maizière und Karl-Ludwig Kley
  • Platz 25: "Eigenwillige Eigenheime" (Dumont; ET: 12.2.) von Turit Fröbe

In der Paperback-Liste schafft es – neben "MontanaBlack II" beim Hardcover – mit "Raus aus dem Stundenlohn" (Finanzbuch) von Oliver Pott ein weiterer Titel aus der Münchner Verlagsgruppe (MVG) sofort auf Platz 1 der Charts. Pott will Wege in die Selbstständigkeit aufzeigen, das Motto lautet gemäß Untertitel: "Nie wieder für andere arbeiten und Lebenszeit verkaufen". So soll Freiheit und Unabhängigkeit erlangt werden. In Zeiten der Corona-Krise können viele Freie und Solo-Selbstständige sicher ein anderes Lied singen. Für diesen Titel liegt die Startauflage laut Verlag bei 10.000 Exemplaren, die bisher einverkaufte Auflage sei bei knapp 10.000. "Wir schätzen, dass ca. 5000 davon schon an Endkunden gegangen sind."

Ratgeber: Nur der Henssler neu

Ein einziger Neueinsteiger taucht in dieser Woche in der Ratgeberliste auf: "Hensslers schnelle Nummer" (Gräfe und Unzer; ET: 2.3. – durch Vorab-Käufe in den Charts) von TV-Koch Steffen Henssler auf Platz 3. Darin kredenzt er 100 schnelle Lieblingsrezepte – "leichte Blitz-Rezepte" für den Alltag.

In einem Trailer präsentiert er selbst sein Buch:

Steffen Henssler wirbt für sein Buch

Der Link zu den Wochenlisten:

https://www.boersenblatt.net/news/bestseller

Es gibt in dieser Woche insgesamt 29 Neueinsteiger sowie 15 Wiedereinsteiger.

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.