Bernd Lutz wirkte 35 Jahre lang, von 1970 bis 2005, als Verlagsleiter und Cheflektor des Verlags J.B. Metzler, heißt es im einem Nachruf auf der Website des Verlags: "Er hat das deutschsprachige Publizieren in den Geistes- und Kulturwissenschaften der 1970er bis 1990er Jahre als kluger und leidenschaftlicher Lektor und Verleger mitgeprägt."
Der promovierte Germanist und Philosoph kam 1970 nach einer ersten Station beim Hanser-Verlag zu Metzler und "führte den Verlag aus seiner zwischenzeitlichen Randständigkeit heraus, indem er den Anschluss an die wissenschaftlichen und politischen bundesrepublikanischen Debatten suchte". Er habe eine ganze Generation junger Germanistinnen und Germanisten, die in den folgenden Jahrzehnten den wissenschaftlichen Diskurs bestimmen sollten, an den Verlag gebunden. Zugleich entwickelte er ein breites Verlagsprofil.
Mit der "Deutschen Literaturgeschichte" (1978) habe Bernd Lutz für die Blaupause der überaus erfolgreichen Serie von Metzler-Literaturgeschichten gesorgt, mit dem "Brecht-Handbuch" von Jan Knopf (1980) gab er das Muster vor für Dutzende von weiteren Autor*innen-Handbüchern des Verlags. Gleiches sei ihm mit dem von ihm selbst 1986 herausgegebenen "Metzler Autoren Lexikon" gelungen. Die lange Reihe von Metzler Lexika seien Standardwerke geworden. Hinzu kam die Philosophie als wichtiges Standbein des Verlags – durch Werkausgaben, die Lutz initiierte: Karl Löwith, Friedrich Overbeck und Leo Strauss.
In einer Umbruchsphase des Verlags zu Beginn der 1990er Jahre habe Lutz auf die großformatigen Nachschlagewerke gesetzt, gestützt durch den neue Eignes Holtzbrinck. "Der Neue Pauly" sei seine Erfindung gewesen – als er nämlich die Rechte an einem berühmten Metzler‘schen Werk, Paulys "Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft" zurückkaufte und durch den "Neuen Pauly" fortführte. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem niederländischen Brill-Verlag, der viele der Metzler-Großwerke ins Englische übersetzte, sei eine internationale Ausstrahlung hinzugekommen.
"Bernd Lutz war ein unruhiger Geist, immer auf dem Sprung und auf der Suche nach neuen Ideen. Die Gespräche mit den Autorinnen und Autoren des Verlags waren sein Elixier, die Quelle seiner Inspiration", so der Nachruf weiter. Immer wieder habe er Hand angelegt an die Texte, nahm sie nächtelang auseinander und fügte sie wieder zusammen, besonders wenn ihm die Inhalte am Herzen lagen. "Die Sprache war ihm wichtig, der Sprache gehörte seine Liebe, der Sprach-Witz war seine Art, sich mit dem Leben und der Welt zu versöhnen."
Mit Bernd Lutz, seinem Scharfsinn, seinem Unternehmungsgeist und seinem unkonventionellen Buch-Sinn verliere die Verlagswelt eine weitere ihrer Gründerpersönlichkeiten.