Autor zahlreicher Bücher zur Erinnerungskultur

Y. Michal Bodemann ist gestorben

9. Januar 2025
Redaktion Börsenblatt

Am 4. Januar ist der Soziologe und Autor Y. Michal Bodemann im Alter von 80 Jahren gestorben, wie der Verbrecher Verlag mitteilt. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag bei der Untersuchung der jüdisch-deutschen Beziehungen und bei Fragen der Erinnerungspolitik.

Y. Michal Bodemann

"Mit großer Traurigkeit müssen wir vermelden, dass Y. Michal Bodemann gestorben ist", so der Verbrecher Verlag in einer Presseinformation. Y. Michal Bodemann, Prof. em., PhD, geboren am 9. März 1944 im Allgäu, lehrte ab 1974 Soziologie an der Universität Toronto, er war unter anderem Gastprofessor an der FU Berlin, der Humboldt Universität, der Universität Potsdam und den Universitäten Haifa, Tel Aviv und der Hebrew University. Bis 2012 war er Direktor des europäischen Büros der University of Toronto in Berlin.

Seine Dissertation an der Brandeis University behandelte Fragen der Sozialstruktur Süditaliens, insbesondere Sardiniens. Später lagen seine Schwerpunkte bei der klassischen soziologischen Theorie, bei der Untersuchung der jüdisch-deutschen Beziehungen und bei Fragen der Erinnerungspolitik.

Neben einer umfangreichen publizistischen Tätigkeit und zahlreichen Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden sowie der Herausgeberschaft einiger Zeitschriften erschienen auch zahlreiche Bücher von ihm.

Sein Buch "Gedächtnistheater. Die jüdische Gemeinschaft und ihre deutsche Erfindung" (Hamburg, Rotbuch Verlag, 1996) stand seinerzeit auf der Monatsbestenliste deutscher Buchkritiker und gilt heute als ein Klassiker der Literatur zu erinnerungspolitischen Fragen. Sein Begriff vom "Gedächtnistheater" wurde in den vergangenen Jahren insbesondere von Max Czollek noch einmal verstärkt aufgegriffen und breit diskutiert.

Weitere wichtige Bücher sind, so der Verbercher Verlag: "Jews, Germans, Memory. Reconstructions of Jewish Life in Germany“ (Ann Arbor, University of Michigan Press, 1996), "In den Wogen der Erinnerung. Jüdische Existenz in Deutschland" (dtv, München, 2002), "A Jewish Family in Germany Today" (Durham, Duke University Press, 2006) oder "The New German Jewry and the European Context. Towards a New European Jewish Diaspora" (London / New York, Palgrave Macmillan, 2008 / 2014). Im VS Verlag, Wiesbaden, gab er gemeinsam mit Gökce Yurdakul "Staatsbürgerschaft, Migration und Minderheiten. Inklusion und Ausgrenzungsstrategien im Vergleich" (2010) heraus, im Wallstein Verlag, Göttingen, erschien 2010 der Sammelband "Juden in Deutschland – Deutschland in den Juden", den er zusammen mit Micha Brumlik edierte.

2025 erschien, wenige Tage vor seinem Tod, der von ihm herausgegebene Band "Die erfundene Gemeinschaft. Erinnerungspolitik, Staat und Judentum in Deutschland", für den er eine ausführliche Einleitung schrieb, im Verbrecher Verlag. "Wir sind mit unseren Gedanken bei seinen Angehörigen und Freund*innen", schließt die Mitteilung.