Bookstore Crawl

Wie bei Freunden zu Besuch

28. November 2024
Stefan Hauck

Zwölf unabhängige Buchhandlungen in Hannover luden Mitte November zu einem Bookstore Crawl ein – eine Aktion, die die Bücherorte sichtbarer macht und die Stammkund:innen vernetzt. Initiatorin war Buchhändlerin Frederike Schuur. Impressionen und Erfahrungen zur Aktion. 

 "Shopping nach Ladenschluss mit Wein" in der Buchhandlung MaschaKascha

Bei einem Crawl schließen sich mehrere Unternehmen zusammen, um Besucher:innen an einem oder mehreren Tagen besondere Aktionen zu bieten. Die Gäste ziehen dann von Laden zu Laden. "Es handelt sich also um eine Stöbertour durch Buchhandlungen“, erklärt Schuur. "Dabei können Stempel in einem Heftchen gesammelt werden, um am Ende an einer großen Verlosung teilzunehmen.

In 80 Prozent der zurückgegebenen »Stöberpässe« waren nicht nur die Stempel der Buchhandlungen zu finden – die Kund:innen hatten dort auch ein Statement mit ihren Erlebnissen hinterlassen. »Das Schönste waren die Erfahrungen einer Mutter und ihres Sohnes, die in zwei Tagen alle Buchhandlungen mit dem Fahrrad erreicht hatten, absolut sportlich«, findet Konrad Baumer von der Buchhandlung Sternschnuppe, wo zwei »tolle Stöberabende« stattfanden. Nicht wenige der Besucher:innen, so zeigen die Auswertungen, haben tatsächlich alle zwölf Buchhandlungen besucht. Die Videos zum Crawl bekamen viele Likes und Kommentare, »das Feedback auf Instagram ist super«, urteilt Frederike Schuur, die den Löwenanteil der Organisation zu stemmen hatte.

»Manche Kund:innen haben sich gewünscht, dass der Bookstore Crawl etwas länger dauern möge, aber dann verliert sich der Fokus«, meint Schuur. Alle wünschten sich, dass es nicht bei der Premiere bleiben möge, und »ja: Wir machen das nächstes Jahr wieder!« Für 2025 will sie Checklisten anlegen, die die Vorbereitung erleichtern, und die Aktion auf mehr Schultern verteilen. Das ein oder andere, wo man Lehrgeld bezahlt habe, lasse sich anders machen: »Aus ästhetischen Gründen haben wir im Stöberpass nur ein einziges großes Freifeld für die Buchhandlungsstempel gelassen – das hat sich bei der Auswertung gerächt, das war echt viel Arbeit …«

Gegenseitig Bücher empfehlen

In Zielgruppen gedacht: »Im Grunde ist es vor allem ein Community-Event, die Kernzielgruppe ist die Stammkundschaft der einzelnen Buchhandlungen, Menschen, die schon die Liebe zu Büchern und besonderen Buchhandlungen eint«, urteilt Schuur. »Das Schönste ist doch, wenn die Leute an unseren Regalen stehen und sich gegenseitig Bücher empfehlen. Wir stehen daneben und machen ihnen die Flaschen auf und freuen uns.« Mehrere Kund:innen hätten ihr gesagt, sie hätten bislang gar nicht gewusst, dass es so viele coole Orte in dieser Stadt gebe.

Wenn Indie-Buchhandlungen in anderen Regionen auch einen Bookstore Crawl auf die Beine stellen wollen, »geht es nicht darum, möglichst viele Leute in die Buchläden zu bringen, sondern um das Zusammenbringen der gleichgesinnten Bücherfreunde, die die unterschiedlichen Schwerpunkte der Buchhandlungen kennlernen«, gibt ihnen Frederike Schuur mit auf den Weg. Unterm Strich habe der Crawl doppelt so viel gebracht für Standorte, die normalerweise nicht von Laufkundschaft geflutet werde. Das Persönliche müsse im Mittelpunkt stehen, rät Schuur: »Kein institutioneller Überbau, nichts Werberisches, Marktschreierisches, lieber etwas unperfekt. So wie, wenn man bei guten Freunden zu Besuch ist, bei denen auch mal was rumliegt, das einem zeigt, dass man wirklich ganz dazugehört.«