Zeitgeschichte

StolperTexte erinnern an Opfer des Faschismus

7. März 2024
Redaktion Börsenblatt

Das Leo Baeck Institut New York / Berlin hat sein Archiv für Autorinnen und Autoren geöffnet: Das Literaturprojekt wird auf der Leipziger Buchmesse 2024 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Aktenmappen in einem Archiv

Es gibt kaum noch Zeitzeugen

Unter dem Titel "StolperTexte" sind Autorinnen und Autoren auf die Spur von Lebenszeugnissen deutscher Juden im Nationalsozialismus gegangen, deren persönliche Dokumente im Archiv des Leo Baeck Instituts gesammelt sind. Daraus sind literarische Texte entstanden, die, ähnlich den Stolpersteinen in europäischen Städten, an die Leben und Hoffnungen der Menschen erinnern, denen unter der Nazi-Terrorherrschaft alles genommen wurde.

Fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind kaum mehr Zeitzeugen am Leben, die von Terror und Shoah berichten können. In Archiven wie dem Leo-Baeck-Institut sind zehntausende solcher Zeugnisse gesammelt: „Hinter manch lapidarem Brief versteckt sich eine Tragödie, an letzten Fotos erkennen wir die Spur eines nicht mehr gelebten Lebens. Ein Verkaufsdokument erweist sich als dramatischer Wendepunkt im Leben eines Menschen“, teilte eine Pressesprecherin mit.

Achivmaterial wird zu Literatur

Die Idee des Leo Baeck Instituts war es nun, sowohl bekannte als auch noch unbekannte Autor*innen einzuladen, aus den einzigartigen Familiensammlungen, privaten Aufzeichnungen und Dokumenten wieder lebendige Erzählungen werden zu lassen.

Markus Krah, Direktor des Leo Baeck Instituts New York bemerkt dazu: "Das Geschichtenerzählen ist von zentraler Bedeutung dafür, wie wir unsere Welt und uns selbst verstehen. Diese kurzen Texte laden Leserinnen und Leser ein, sich das Leben der Menschen vorzustellen, die Spuren in den Archiven des Leo Baeck Instituts hinterlassen haben."

Zu den bisher 30 Autorinnen und Autoren, die sich an dem Projekt beteiligt haben, gehören unter anderen Fred Breinersdorfer, Ulrike Draesner, Lena Gorelik, Olga Grjasnowa, Tanja Kinkel, Moritz Rinke, Tijan Sila, die kurdisch-deutsche Schriftstellerin Karosh Taha sowie Dana von Suffrin und Julie Zeh.

Die StolperTexte sollen zuerst in einer gekürzten Version in deutschen Medien erscheinen - vor allem dort, wo die Menschen einst lebten - und damit die Routine der täglichen Lektüre unterbrechen. Danach werden sie online auf der Webseite des Leo Back Instituts New York zu finden sein und mit Originaldokumenten, Ton- und Filmaufzeichnungen sowie Autorenlesungen ergänzt. Ende des Jahres sollen sie als Buch erscheinen.

Das Projekt wurde mit-kuratiert von dem TV-Journalisten, Autor und Produzenten Matthias Pfeffer. Er ist Direktor des Councils for European Public Space, einer Non-Profit Organisation, die sich für eine demokratische und europäische digitale Öffentlichkeit einsetzt.

Termin auf der Buchmesse in Leipzig

STOLPERTEXTE
mit Ulrike Draesner, Norbert Hummelt, Karosh Taha, und Ruth-Maria Thomas sowie David Brown, Leo Baeck Institut New York
Do., 21. März 2024, 18:00 Uhr
Capa-Haus
Jahnallee 61
04177 Leipzig