Ausstellung der Stiftung Buchkunst

Schönste Bücher im Sendezentrum

16. Oktober 2020
Torsten Casimir

Messehallen geschlossen - wohin nun mit den "schönsten Büchern" Deutschlands und der Welt, die sonst dort gezeigt worden wären? Die Stiftung Buchkunst hat sich kreativ zu helfen gewusst.

Körper in der Lounge

Was machen eigentlich die, die das, was sie normalerweise in einer Messehalle anzubieten hätten, nicht mal so eben digitalisieren können? Die Stiftung Buchkunst zum Beispiel, deren Aufmerksamkeit ja nun dem Körperlichen gilt, dem Buchkörper?

Ganz einfach: Sie machen ihre Ausstellung woanders.

Der dritte Ort, den sich das kleine, agile Team um Geschäftsführerin Katharina Hesse ausgesucht hat, liegt im Frankfurter Haus des Buches, wo die Stiftung praktischerweise auch ihr Büro hat. Dort hat man es sich für die Messetage in der Lounge des Hauses hübsch eingerichtet, einem cool gestalteten Raum, der es den Mitarbeiter*innen hier ermöglicht, in leichtsinnigen Momenten den Eindruck zu haben, sie seien bei einem Start-up im Silicon Valley beschäftigt. Dort stehen während der gesamten Messewoche alternativlos physisch die schönsten deutschen und internationalen Bücher.

Früher war weniger Lametta

„Wir zeigen das, was wir sonst in der Messehalle unter dem Titel Book Art International Jahr für Jahr präsentieren“, erläutert Carolin Blöink, im Team für die Ausstellungen zuständig. Heißt konkret: Gruppiert nach den unterschiedlichen Wettbewerben, die von der Stiftung veranstaltet werden, stehen preiswürdig gestaltete Bücher zur Besichtigung. Die 25 „schönsten deutschen Bücher“ (das sind die mit dem goldenen Button) haben Platz gefunden in einem Regal, wo Mitarbeiter des Hauses sonst Snickers oder Duplos kaufen können. Der Siegertitel dieses wichtigsten Awards, den die Stiftung vergibt, wird, mit goldenem Lametta behängt, wirkungsvoll auf einer Staffelei inszeniert.

An anderer Stelle im Raum finden sich die 14 Preisträgertitel des „Best Book Design“-Wettbewerbs, der weltweit nach den schönsten Büchern Ausschau hält. Und entlang der längsten Wand der Lounge schreitet man die stolze Galerie von 140 Förderpreis-Einreichungen ab. „Das sind in vielen Fällen Konzeptbücher, die aus den Hochschulen kommen, darunter auch Abschlussarbeiten“, sagt Katharina Hesse. Normalerweise werden diese Bücher, die einen Vorschein auf die Buchgestaltung der Zukunft geben, immer im Frühjahr auf der Leipziger Buchmesse gezeigt; aber auch die Möglichkeit fiel ja in diesem März dem Coronavirus zum Opfer.

Preview der hybriden Buchmesse

Und wer sieht das nun alles, außer vielleicht ein paar Mitarbeiter des Hauses, die sich nur mal eben einen Duplo-Riegel holen wollten? „Für uns ist die Lounge jetzt unser Sendezentrum“, erklärt Katharina Hesse. „Wir haben eine kleine Gesprächsreihe mit Experten der Buchkunst konzipiert und senden die Gespräche mehrmals täglich live auf Instagram.“

Voilà, hier ist sie schon, die Frankfurt Preview einer „hybriden Buchmesse“, die von prognostisch veranlagten Menschen in der Branche für die einzig sinnvolle Zukunft gehalten wird. Strategieworkshops und die Beschäftigung von bedeutenden Digitalberatern gingen der Buchkunst-Ausstellung übrigens nicht voraus. Das Team hat sich die Idee selbst gestiftet. Das war vor fünf Wochen.