Umfrage der IFH Köln

Note Zwei Minus für deutsche Innenstädte

12. Februar 2025
Redaktion Börsenblatt

Das IFH Köln hat zum sechsten Mal Passant:innen nach der Gesamtattraktivität deutscher Innenstädte befragt. Was sich diese von den Cities wünschen und welche Rolle der Einzelhandel nach wie vor spielt, lesen Sie hier.

Das IFH Köln hat zum sechsten Mal Europas größte Passantenbefragung zu Attraktivität, Angebot und Besuchsmotiven von Stadtzentren veröffentlicht. Rund 69.000 Interviews mit Passant:innen in 107 deutschen Innenstädten wurden dafür durchgeführt, die Datenerhebung erfolgte zwischen Mitte September und Mitte November 2024. Das Ergebnis: Die Passantenfrequenzen seien nahezu auf Vor-Coronaniveau. Die Gesamtdurchschnittsnote zur Innenstadtattraktivität bleibt anscheinend seit den Befragungen 2020 und 2022 mit der Schulnote Zwei Minus (2,5) unverändert.

Innenstädte: Ein Ort für alle

In deutschen Innenstädten trifft man laut IFH Köln den Querschnitt der Gesellschaft an: Die Mehrheit (30 %) sind Millennials (26–50 Jahre), gefolgt von den 51- bis 65-Jährigen der Gen X (26 %). Knapp ein Viertel der Innenstadtbesucher:innen gehören zur Generation der Babyboomer (23 % über 65 Jahre), 21 Prozent zur Gen Z (bis 25 Jahre). Das Durchschnittsalter der Menschen in den Cities liegt bei 46,1 Jahren – und damit wieder niedriger als in Vorjahresbefragungen (Altersdurchschnitt 2022: 46,5; 2020: 47,5).

Wie sind für alle Zielgruppen die richtigen Angebote zu schaffen? Einkaufen bleibt zwar generationenübergreifend das Besuchsmotiv Nummer Eins (61 %), allerdings kommt mehr als jede:r Ditte mit dem Ziel des Gastronomiebesuchs (40 %) in die City. In der Gen Z (15–30 Jahre) rücken die beiden Besuchsmotive besonders nah aneinander – 56 Prozent kommen zum Shoppen, 44 Prozent wegen der Gastronomie. Bei den Besuchsanlässen lassen sich generationenübergreifend auch Wechselwirkungen, insbesondere mit Auswirkungen auf die beiden Top-Besuchsmotive Shoppen und Gastronomie, konstatieren: So gibt beispielsweise rund jede:r Zweite, der/die wegen des Freizeit- oder Kulturangebots die Stadt besucht, auch Geld beim Einkaufen (47 %) oder Essen/Trinken (53 %) aus.

"Für eine Vitalisierung der Innenstädte ist bei den richtigen Erfolgsfaktoren anzusetzen – und dabei zwischen Basis- und Attraktivitätsfaktoren zu unterscheiden. Bei allen berechtigten Zielen rund um Natur, Soziales und konsumfreie Bereiche bleibt die Frage, wie das Ganze finanziert wird. Es braucht aktuell neue Allianzen, um lokale Vitalisierung kapitalgestützt zu meistern. Vor diesem Hintergrund muss das gesamte Ökosystem Innenstadt gegenüber neuen Investoren noch aufgeschlossener werden. Schnellen Erfolg hat, wer als erstes bei den größten Pain Points der Innenstadtbesucher:innen anpackt – bei Leerstand und Ladensterben", so Boris Hedde, Geschäftsführer IFH Köln.

Maßnahmen: Leerstand vermeiden und Infrastruktur verbessern

Die einschlägigen Insolvenz-Schlagzeilen der letzten Jahre von relevanten Innenstadt-Händlern haben laut IFH Köln vielerorts ihre Spuren in Form leerstehender Ladenlokale hinterlassen. So wundert es nicht, dass die befragten Passant:innen sich einig sind, dass die wichtigste Maßnahme für attraktivere Innenstädte die Vermeidung von Leerständen ist. Außerdem wird das Thema Infrastruktur als verbesserungswürdig eingestuft, ebenso wie die Aufwertung der Fußgängerzonen und eine grünere Gestaltung der City. So ist die Aufenthaltsqualität nach wie vor entscheidend für die Attraktivität einer Innenstadt. Themen rund um Verkehr polarisieren: Mehr PKW-Parkmöglichkeiten vs. verkehrsärmere Städte? Die Antwort muss jede Stadt individuell geben – ohne dass die Aufenthaltsqualität beeinträchtigt wird.

Anne-Kathrin Tögel, Referatsleiterin Stadtentwicklung und Flächenpolitik, Deutsche Industrie- und Handelskammer (Studienpartner): "Der Einzelhandel spielt nach wie vor eine zentrale Rolle in unseren Innenstädten. Aber seine Bedeutung nimmt ab. Innenstadtstrategien sollten daher Elemente, welche den Handel ergänzen, gezielt stärken. Gute Erfahrungen gibt es beispielsweise mit der Ansiedlung von Bildungseinrichtungen, medizinischer Versorgung und öffentlichen Institutionen. Gleichzeitig muss die Erreichbarkeit der Zentren sichergestellt werden. Dafür bedarf es ganzheitlicher Verkehrskonzepte, welche jeweils vor Ort zu definieren sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die multifunktionale Innenstadt Kooperation, Management vor allem aber lösungsorientierte Akteure braucht.“