Wir geben den Weihnachtsbrief der norwegischen Kronprinzessin hier komplett wider:
Sehr geehrte Buchhändlerinnen und Buchhändler,
Vor einem Jahr war Norwegen Gastland der Frankfurter Buchmesse, und ich habe mit Begeisterung den großen Enthusiasmus und die Freude am Lesen der deutschen Buchhändlerinnen und Buchhändlern wie auch Leserinnen und Lesern erlebt. Seitdem hat sich vieles in der Welt verändert. Mir ist dadurch wohl noch deutlicher geworden, dass das Lesen ein tief verankertes menschliches Bedürfnis ist.
Die Literatur ruht in sich selbst. Wie jede Form von Kunst hat sie ihren eigenen Wert, und wie alle Formen von Kunst lädt sie uns auch in ihre Welt ein. Wir lesen, um zu vergessen und um uns zu erinnern. Wir lesen, um uns zu zerstreuen, um zu uns selbst zu finden oder um zu entfliehen. Lesen weckt und fördert unsere Emotionen und unser Einfühlungsvermögen. Wir verstehen uns selbst durch die Literatur, und sie hilft uns, andere zu verstehen. Durch Lesen erweitern wir unser Bewusstsein über die Welt, bekommen neue Ideen und eignen uns neue Begriffe als Grundlage des Denkens an. Literatur ist eine Quelle der Energie und Anregung, bietet Spannung und Unterhaltung. Mit einem Buch sind wir nie allein, sondern Teil einer stillen Gemeinschaft mit anderen Lesenden.
Wenn ich an die Zuvorkommenheit und die Warmherzigkeit denke, die der norwegischen Literatur und mir persönlich in Deutschland entgegengebracht wurden, spiegelt sich dies in den Geschichten wider, die ich von Ihnen erfahren habe – von Buchhändlern, die während der Pandemie ihr Fahrrad genommen haben, um mit Büchern zu Kundinnen und Kunden zu fahren. Ich durfte diese echte Leidenschaft für Literatur und Lesen erleben – als ich in Berlin die wenigen Treppenstufen zur Buchhandlung Pankebuch hinabging wie auch auf der langen Rolltreppe der Kölner Buchhandlung Ludwig.
Buchhändlerinnen und Buchhändler in allen Städten und Ortschaften haben begeistert Literatur umschlossen und Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vermittelt. Ich bin überzeugt, dass diese Arbeit einen unschätzbaren Wert hat und dadurch bei Leserinnen und Lesern glanzvolle Schätze im Gedächtnis haften bleiben. Hierfür bin ich sehr dankbar, und ich grüße Sie alle aufs Herzlichste aus Norwegen:
Das Lesen geht weiter.