Aber je mehr ich mich mit der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz befasse, desto größer werden meine Bauchschmerzen. Schon heute muss ich LinkedIn öfter frustriert schließen, weil mich viele generische Beiträge nerven – diesen selbsternannten Marketingexperten KI-Tools in die Hand zu geben, ihren Output zu vervielfachen ist wahrlich kein Segen. Overspam – wir versinken im Contentmüll – auch bei einem großen Onlinehändler werden Bücher von KI-generierter Massenware begraben. Vor allem für kleine Verlage, ist es ein Problem, wenn ihre Sichtbarkeit im Netz eingeschränkt wird.
Leider kommt es schlimmer. Es sind nicht nur die erschreckenden Möglichkeiten, die sich auf Feldern der Cyberkriminalität bieten – hat nicht gerade ein chinesischer Industrieller nach einer gefakten Videokonferenz mit seinen Vorgesetzten 23 Millionen Euro an Kriminelle überwiesen? Was KI in den Händen des Militärs oder von Terroristen ausrichten könnte, wollen wir alle uns lieber gar nicht ausmalen. Was mich unmittelbarer umtreibt, ist die Befürchtung, dass KI ganze Berufszweige wie Hörbuchsprecher*innen, Schauspieler*innen, Bühnenbildner*innen, Busfahrer*innen usw. nahezu überflüssig machen wird. Nicht nur die Drehbuchschreiber*innen und Schauspieler*innen in Hollywood haben diese Zukunftsängste in Form von Streiks ausgedrückt, viele Verbände wie der Börsenverein und Übersetzerverbände drängen auf eine Regulierung der KI, auf den Schutz des Urheberrechts und auf eine Beteiligung an Gewinnen, die auch durch ihre oft ungefragt verwendeten „Trainingsdaten“ erwirtschaftet werden.
Auch lästige Arbeiten in Büros werden uns wohl in der Retrospektive weniger lästig erscheinen, wenn die Menschen auf der Straße stehen, deren Jobs wegrationalisiert wurden. Ich gestehe: Als Journalist schwant mir da nicht nur Gutes. Die Gewinne, die durch KI-Anwendungen erwirtschaftet werden, werden vermutlich nicht an die breite Masse ausgeschüttet.
Doch was hilft das Lamentieren? Die KI wird nicht mehr verschwinden. Im Gegensatz zu vielen Unternehmen und Entrepeneur*innen, die im Wettbewerb empfindliche Nachteile haben dürften, wenn es ihre Mitbewerber sind, die innovativere Lösungen, bessere Prozesse, effizienteres Marketing oder niedrigere Preise anbieten – dank KI.