Börsenblatt-Umfrage

Künstliche Intelligenz: Große Chancen, noch mehr Risiken

14. März 2024
Redaktion Börsenblatt

In einer Umfrage wollten wir von den Börsenblatt-Leser:innen wissen, welche Erfahrungen sie mit Künstlicher Intelligenz gemacht haben – wer hat Programme mit KI schon genutzt und zu was? Und welche Potentiale und Gefahren können diese mit sich bringen?

Das erste Ergebnis der Umfrage: Fast jeder hat schon einmal Programme mit Künstlicher Intelligenz genutzt. Von den 65 Teilnehmer:innen geben 55 an, Tools mit KI-Technologie schon einmal ausprobiert zu haben – also fast 90 Prozent. Dabei stimmt auch nicht das Vorurteil, dass jüngere Digital Natives eher Gebrauch von technischen Neuerungen machen. An der Umfrage waren um die 45 Prozent der Teilnehmer:innen 51 bis 61 Jahre und älter, 25 Prozent zwischen 41 bis 50 Jahre und knappe 30 Prozent zwischen 21 und 40 Jahren alt. Affinität für Spielereien mit Künstlicher Intelligenz besteht also altersübergreifend.  

Eingesetzt wurde Künstliche Intelligenz von 40 Prozent vor allem für textliche Bearbeitung. 33 Prozent bedienten sich bei KI-Programmen für Übersetzungen und 22 Prozent haben mit Künstlicher Intelligenz Bilder und Illustrationen verschönt.

Die Teilnehmer:innen konnten in der Umfrage abschließend ihre Gedanken über potentiell hilfreiche Vorteile von Künstlicher Intelligenz und auch Risiken teilen. Im Bezug auf die genutzten Programme gab es sowohl positive als auch sehr kritische Stimmen.

Mit Textprogrammen könnten sich "gute Textvorschläge" für Vertrieb und Marketing erzeugen lassen, schrieb eine Person. Auch für "Gebrauchstexte- und Bilder" wie E-Mails und Begleitschreiben könnte sich der Einsatz von KI-Systemen lohnen, stimmt eine andere Person zu. Bei Recherchen, Bildbearbeitung und Ideenfindung könne Künstliche Intelligenz unterstützen sowie den kreativen Schaffensprozess leichter in Gang setzen, gaben mehrere Teilnehmer:innen an. 

Mangelhafte, aber schnelle Übersetzungen

Sehr zwiegespalten fallen die Meinungen zu Übersetzungstools aus, die frei zugänglich Texte und Dokumente übersetzen könnten. Verschiedene berichten, dass sie die frei zugänglichen Übersetzungsseiten mit KI für private sowie berufliche Zwecken nutzen – vor allem dann seien diese Programme nützlich, wenn Übersetzungen in einer fremden Sprache geprüft werden, schreibt eine Person.

Dagegen spricht sich eine andere Teilnehmerin stark dagegen aus. Als Übersetzerin habe sie Programme wie DeepL, ChatGPT und Google Übersetzer wiederholend getestet und von keiner einzigen Anwendung "überzeugende Qualität" erhalten. Das Problem bestehe darin, dass die mathematische Arbeitsweise von Künstlichen Intelligenzen "ausgangssprachlichen Texte […] weder verstehen noch interpretieren kann" sowie „Metaebene, Subtext, stilistische und rhetorische Stilmittel" nicht erfasse.

Den Einsatz bei kreativen Arbeiten reflektieren

Gegen den Einsatz bei literarischen Projekten sprechen sich viele Teilnehmer:innen stark aus. "In der Literatur hat KI nichts zu suchen", schreibt eine Person. Bei Texten bemerke man die fehlende Originalität, schreibt jemand anderes: "KI ist eben nur eine Simulation." Dazu passt auch das Statement eines anderen Teilnehmers: "Schreiben ist nicht umsonst eine einzigartige Kulturtechnik, die uns als Lebewesen auszeichnet, das sollten wir nicht im großen Stil an Maschinen delegieren."

Generell sei es in kreativen Berufen essentiell, sich damit auseinanderzusetzen, was man benutze und es sich nicht zu leicht zu machen, um "die kreative Branche nicht zu gefährden". Für den Buchhandel kann das heißen: "Wir Buchhändler sollten aufpassen, dass wir durch KI-Einsatz nicht selber abschaffen. KI kann Bücher schreiben, Übersetzungen tätigen und Kunden auch Bücher empfehlen."

Bedrohtes Urheberrecht

Auch für urheberrechtliche Fragen sehen die Börsenblatt-Leser:innen große ungelöste Problematiken. KI könne das Urheberrecht schwächen, wenn nicht juristisch reguliert werde, argumentiert ein andere Person. Künstler sollten besser "vor unerlaubten Nutzen ihrer Werke durch KI geschützt werden", schreibt ein anderer Teilnehmer. Eine Stimme spricht sich aber auch dafür aus, KI nicht nur zu verteufeln: "Es muss ein Gleichgewicht gefunden werden, dass urheberrechtlich geschützte Inhalte nicht gefährdet werden, man aber auch die Vorteile nutzen kann."

Politische Implikationen

Dass KI auch für demokratische Prozesse gefährlich werden kann, schwingt in vielen Gedankengängen mit. Besonders wenn es um Falschinformationen geht, die durch KIs einfach erstellt und verbreitet werden können, von Algorithmen vielleicht noch gefördert werden und im schlimmsten Fall das demokratische Prinzip in Wahlentscheidungen untergräbt. "KI muss dringendst reguliert werden, und zwar streng, am besten durch eine transnationale Behörde", merkt ein Teilnehmer an.

Das Programme mit KI, die uneingeschränkt genutzt werden können, Potentiale wie auch Risiken haben, die diskutiert werden müssen, wird auch in dieser Umfrage deutlich. Vor allem in der kreativen Buchbranche kann KI ein nützliches Tool sein, dass aber auch viel kaputt machen kann, wenn es gedankenlos genutzt wird. Die Lösung? Eine staatliche Regulierung und ein wachsendes Bewusstsein bei Nutzer:innen ist vielleicht der Anfang.