Streit um geplante Umbenennung

Gymnasium will sich von Namensgeber Otfried Preußler trennen

27. Februar 2024
Redaktion Börsenblatt

Weil der weltbekannte Kinderbuchautor als Jugendlicher einen den Nazis gefälligen Roman verfasst hat, will ein Gymnasium in Pullach den Namen Otfried Preußler Gymnasium loswerden. Der Vorgang sorgt für Kopfschütteln und Empörung im Kulturbetrieb.

Darf ein Gymnasium nach Otfried Preußler heißen?

Seit elf Jahren trägt das Otfried Preußler Gymnasium in Pullach seinen Namen, im Jahr 2013 war Preußler (geb. 1923) verstorben. Eine Ausstellung im Gymnasium versammelt Beiträge zum Leben und Werk des weltberühmten Verfassers von Büchern wie „Räuber Hotzenplatz“, „Krabat“, „Der kleine Wassermann“ oder „Die kleine Hexe“.

Das Gymnasium will jetzt aber nicht mehr nach Preußler heißen, sondern lieber gar keinen Namenspatron mehr haben. Der Grund: Preußler hatte als 17-Jähriger einen HJ-Roman verfasst.

Das Jugendbuch „Erntelager Geyer“ war die erste Prosa-Veröffentlichung Preußlers. Es erzählt vom Ernteeinsatz einiger Jungs des „Deutschen Jungvolkes“ und spielt in einem Bauerndorf im Sudetenland im Spätsommer 1940. Dabei hat Preußler, dessen Vater ein begeisterter Anhänger der NSDAP war, auch allerlei gängige Klischees aus der NS-Ideologie verwendet.

Preußler habe sich für dieses verfehlte Jugendwerk nicht entschuldigt und nie davon distanziert, argumentiert der Schuldirektor des OPG Pullach. Wie spärlich die Kenntnisse des Direktors zum Werk Preußlers allerdings sind, belegte jüngst die „FAZ“ in einem durchaus süffisant zu nennenden Kommentar von Jürgen Kaube, der von „Cancel Culture“ spricht und darauf verweist, dass Preußler selbst den Roman „Krabat“ als autobiografisch inspiriert bezeichnet. Darin wendet sich ein Zauberlehrling schließlich gegen einen finsteren Hexenmeister. Auch viele andere Medien haben in den vergangenen Tagen über das Thema berichtet, so etwa der br.

Der Name Otfried Preußler sei schon bei der Gründung des Gymnasiums vor elf Jahren mehr als umstritten gewesen, meldete der Merkur. Sowohl die Schulgemeinschaft als auch der Gemeinderat haben laut „Merkur“ mit deutlicher Mehrheit dafür gestimmt, dass das örtliche Gymnasium die Benennung nach Otfried Preußler rückgängig macht. Den Entschluss soll ein Zweckverband aus Kommunalpolitikern absegnen, der im März zusammentritt.

Otfried Preußler zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren im deutschsprachigen Raum. Er war Reporter, später  Schulmeister und später gefeierter Autor. Er schrieb er 35 Bücher, die weltweit über 50 Millionen Mal verkauft und in 55 Sprachen übersetzt wurden.