Investoren für Galeria Karstadt Kaufhof gefunden

Für mehr als 70 Filialen soll es weitergehen

10. April 2024
Redaktion Börsenblatt

Zwei Investoren, keine unbekannten Gesichter bei Galeria Karstadt Kaufhof, haben den Kauf der angeschlagenen Warenhauskette mit dem Insolvenzverwalter vereinbart. Die notarielle Beurkundung sei bereits erfolgt, teilt das Unternehmen mit. Dem Insolvenzplan muss allerdings noch die Gläubigerversammlung Ende Mai zustimmen.

Galeria in Gera 2008

Laut Mitteilung von Galeria Karstadt Kaufhof (10. April) handelt es sich bei den Käufern um NRDC Equity Partners, eine in New York ansässige Investmentgesellschaft und BB Kapital SA, das Family Office von Bernd Beetz. Die notarielle Beurkundung sei am 9. April erfolgt.

Das Konsortium aus NRDC Equity Partners und BB Kapital SA strebt die Übernahme und Finanzierung von Galeria im Rahmen eines Insolvenzplans an. Der Insolvenzverwalter der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, Rechtsanwalt Stefan Denkhaus von der Kanzlei Böge Rohde Lübbehüsen (BRL), will den Plan Ende April beim Amtsgericht Essen einreichen; die Gläubigerversammlung wird voraussichtlich Ende Mai darüber abstimmen (Termin: 28. Mai in der Messe Essen).

Der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus sagt: "Wir haben intensiv mit zwei potenziellen Investoren verhandelt und uns gemeinsam mit dem Gläubigerausschuss für die beiden Investmentgesellschaften BB Kapital und NRDC Equity Partners entschieden. Sie haben uns mit unternehmerischem Mut, einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept und nachgewiesener finanzieller Solidität überzeugt."

"Wir sind froh, dass unser Plan einstimmig angenommen und unterstützt wird", sagte Bernd Beetz. "Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: Das Warenhaus. Wir wollen langfristig Investieren, Entwickeln und Wachsen. Die nächsten Wochen sind entscheidend, um die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell zu schaffen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können wir Galeria auf einen erfolgreichen Kurs bringen."

Galeria sei mehr als nur ein Kaufhaus; "es ist eine ikonische Marke, die von allen Deutschen gemeinsam erlebt wird und die Eigentümer verdient, die bereit sind, sie als Ganzes zu betreiben", ergänzt Jack Baker, Founding Partner, NRDC Equity Partners. 

Im Rahmen des Insolvenzverfahrens werde Stefan Denkhaus – nach erfolgter Zustimmung der Gläubigerversammlung – voraussichtlich bis Ende Juli 2024 die Kontrolle über das Unternehmen behalten. Zu diesem Zeitpunkt treten NRDC Equity Partners und BB Kapital SA als Eigentümer ein und die Führung geht vom Insolvenzverwalter über auf Bernd Beetz als Shareholder und Chairman, mit dem bestehenden Management um CEO Olivier Van den Bossche von Galeria.

  • Die Vereinbarung sehe vor, dass das deutsch-amerikanische Investorenkonsortium Galeria als Ganzes erhält und voraussichtlich mehr als 70 Filialen deutschlandweit übernehmen wird. Aktuell gehören laut Medien 92 Filialen zum Unternehmen. 2020 hatten Kaufhof und Karstadt nach ihrer Fusion noch 171 Warenhäuser betrieben.

Bernd Beetz, ehemaliger CEO von Coty Inc. und ehemaliges Galeria-Aufsichtsratsmitglied, bringe umfangreiche unternehmerische Erfahrung in der internationalen und deutschen Einzelhandelsbranche in das Unternehmen ein. Vor seinem Eintritt bei Coty war Beetz bei LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton für den weltweiten Geschäftsbereich Modeparfüm und Kosmetik von Christian Dior verantwortlich. Davor war Beetz 20 Jahre in verschiedenen Managementpositionen bei Procter and Gamble (P&G) in Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz und der Türkei mit anschließender gesamteuropäischer Verantwortung tätig.

  • Da viele Mietverträge noch gemeinsam von dem Insolvenzverwalter und der Galeria-Geschäftsführung mit den Vermietern verhandelt werden, werde die Entscheidung über die Anzahl der zu übernehmenden Filialen erst Ende April fallen.
  • Auch die Unternehmenszentrale soll an die reduzierte Warenhausgröße angepasst werden, mit dem Ziel, Galeria wie ein mittelständisches Unternehmen zu führen.
  • Im Mittelpunkt der nächsten Tage stehen der Interessenausgleich und ein Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat. Eine Transfergesellschaft soll initiiert und sozialverträglich organisiert werden.

NRDC Equity Partners gehört dem Unternehmer Richard Baker, der auch die Mehrheit an der kanadischen Warenhauskette Hudson's Bay Company (HBC) besitzt – auch er kein Unbekannter für Galeria Karstadt Kaufhof. HBC hatte bereits 2015 Kaufhof gekauft und 2018 mit Karstadt fusioniert. Im Juni 2019 übernahm dann Karstadt-Eigentümer Signa des österreichischen Unternehmers René Benko die Anteile von HBC.

Reaktionen

Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl begrüßte gegenüber Medien die bevorstehende Rettung, und: "Es ist klar, dass es erneut zu harten Einschnitten kommen wird, aber es werden auch Tausende von Arbeitsplätzen erhalten bleiben." Man stehe für eine konstruktive und arbeitsplatzsichernde Zusammenarbeit zur Verfügung. Die Gewerkschaft Verdi erwarte, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiere, die Standorte erhalte und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichere. 

Handelsexperten äußerten sich etwa auf tagesschau.de zur Übernahme, waren durchaus auch skeptisch. Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln), meint, da die Warenhäuser sich in höchstfrequentierten, attraktiven Lagen befänden, könnten sie wieder ein Anker für die Innenstädte sein. Das hänge aber davon ab, ob die neuen Investoren einen konsequenten Umbau vorantreiben, das nötige Geld dafür in die Hand nehmen wollen. Denn die Warenhäuser der Zukunft bräuchten ein ganz anderes Konzept. Handelsexperte Jörg Funder halte es für realistisch, dass von den aktuell mehr als 90 Filialen nach einer Sanierung nur noch eine Handvoll übrig bleiben. Nach einer Übergangszeit sei davon auszugehen, dass die Investoren weitere Filialen dichtmachten und nur die wirklich profitablen Standorte weiterbetrieben, so Funder. Aus seiner Sicht könnte es bei den Schließungen vor allem kleinere Städte treffen.