Frankfurter Buchmesse

Bauer sucht Startup

13. Oktober 2018
Redaktion Börsenblatt
Nicht alle digitalen Initiativen und Lösungen, die sich auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert haben, bieten einen sofortigen Transfer in unsere Branche. Im »Silicon Vilstal« trafen jüngst zum zweiten Mal urbane Digitalisten auf Menschen in der ländlichen Vilstaler Region. Ziel dieses »Mitmachfestivals« ist unter anderem die Idee, in einer gemeinsamen Erkundung ländliche Probleme und Potentiale mit digitalen Möglichkeiten zu verbinden.

Helmut Ramsauer ist der umtriebige Initiator des Silicon Vilstal. Der Unternehmensberater blickt auf eine 300-jährige Familientradition im Vilstal zurück und engagiert sich wohl auch deshalb für einen lebendigen Austausch zwischen den Menschen in seiner ländlichen Heimat mit urbanen Gründern auf Augenhöhe. Wenn beispielsweise in dem Projekt Bauer sucht Startup junge Gründer eine zeitlang auf einem Bauernhof wohnen, lernen die städtischen Gäste erst einmal die Problemstellungen in der Provinz detailliert kennen, bevor sie gemeinsam mit ihren Gastgebern Lösungsvorschläge erarbeiten und umsetzen.

Das dreitägige Mitmachfestival im Silicon Vilstal lebt von der Bereitschaft der ländlichen Bewohner, sich auf die Chancen digitaler Lösungen einzulassen, aber auch von der Einstellung der zahlreichen Referenten und Startups, hier nicht als Belehrende mit vorgefertigten Ideen und Lösungen zu erscheinen.

THE ARTS+ als Experimentierfeld der Zukunft

Das Silicon Vilstal präsentierte sich in diesem Jahr als Teil des von Holger Volland initiierten und kuratierten Projekts THE ARTS+ auf der Frankfurter Buchmesse. Dieser Space in Halle 4.1 zählt für mich seit seiner Gründung vor drei Jahren zu den Hotspots der Messe, weil dieses Experimentierfeld Museen und Theatern, Galerien und Startups, Universitäten und Ateliers sowie vielen weiteren Anbietern die Gelegenheit zur Präsentation und Vernetzung gibt, Raum zum Vordenken schafft und sich Interdisziplinarität als Programm verschrieben hat.

In meiner Rezension von Holger Vollands Buch Die kreative Macht der Maschinen habe ich kurz über die virtuelle Sängerin Hatsune Miku berichtet, die als Megastar weltweit Konzerte gibt. Ebenfalls auf der THE ARTS+ stellte sich mit dem Projekt MAYA KODES eine weitere virtuelle Sängerin vor. Auf meinem kurzen Video kann man sich einen Eindruck von ihrer Stage Performance verschaffen.

Und auf diesem Video kann man sehen, wie live durch Gesang und Tanz ihre virtuelle Bühnenswhow entsteht.

Startups aus Baden-Württemberg

Vielleicht nicht ganz so spannend wie THEA ARTS+ aber näher am Buch präsentierte die MFG Baden-Württemberg an ihrem Stand fünf Startups, die in dem Wettbewerb Ideentanke als Sieger hervorgegangen sind.

Das Startup Bookbakers stellte mit scriptbakery eine Verlagssoftware für Manuskriptannahme, Verwaltung und Analyse vor, mit dem schon die Verlage Herder, Kladde|Buchverlag, Karl Alber und Kerle arbeiten. Besonders innovativ finde ich die Idee, dass Leser über eine Art crowdfundig die Möglichkeit erhalten sollen, sich eine Lesung in die eigenen Stadt zu holen. Diese Idee ist gerade in der Erprobung und kann hier genauer angeschaut werden. moviefy stellt eine App vor, die eine neue Art des Geschichtenerzählens möglich macht. Einen Überblick zu allen fünf Startups mit weiterführenden Links kann man sich hier verschaffen.