Die fünf Mitarbeiter des Verlags Mighty Current und des dazugehörigen Causeway Bay Bookstores gelten als nicht auffindbar. Zunächst verschwanden die Verlagsmitarbeiter Lio Bo, Cheung Jiping und Lam Wingkei. Von ihnen fehlt seit Wochen jede Spur. Auch der in China geborene Verlagseigentümer mit schwedischem Pass Gui Minhai gilt als verschwunden. Sein letztes Lebenszeichen, eine Mail aus einem thailändischen Ferienort, lässt sich auf den 15. Oktober zurückdatieren. Im Fall des am 30. Dezember verschwunden Lee Boo lassen sich die Spuren nach Shenzhen, das chinesische Festland, verfolgen.
Lee rief von dort aus seine Frau an und teilte ihr mit, dass er vorerst nicht zurückkehren werde, weil er zur Aufklärung eines Falls beitragen soll, wie seine Frau der „Hong Kong Press“ mitgeteilte. Das Telefonat habe nicht wie sonst üblich auf Kantonesisch, sondern auf Chinesisch stattgefunden. Laut Medienberichten sei dies ein Hinweis, dass die chinesischen Sicherheitsbehörden das Gespräch mitverfolgen wollten.
In Hongkong, der Sonderverwaltungszone, gilt eine eigene Verfassung. Dort haben sich besonders regimekritische Organisationen angesiedelt, auch der inzwischen geschlossene Buchladen gehörte zu den Systemkritikern. Er war besonders bei chinesischen Touristen beliebt, die dort Bücher bekamen, die auf dem Festland verboten sind.
In Hongkong mehren sich die Befürchtungen, dass die Mitarbeiter verschleppt wurden. Das wäre ein deutlicher Verstoß gegen das seit 1997 geltende Prinzip „Ein Land – zwei Systeme“, denn seitdem ist die ehemalige britische Kolonie eine autonome Sonderzone mit einer Verfassung und eigenem Rechtssystem. Dieses Prinzip, das die Autonomie der Sonderzone garantiert, sehen die Menschen nach Medienangaben schon lange bedroht.