Podiumsdikussion zu Frauenbildern in Frankreich und Deutschland

Ach, wäre man doch Französin!

13. Oktober 2017
von Börsenblatt

In der Buchbranche dominieren Frauen – aber nicht in den Chefetagen. Das war schon immer so, aber 2017 ist die Arbeitswirklichkeit von Frauen in der Medienbranche Topthema der Frankfurter Buchmesse. Um die Unterschiede von Frauenbildern in Deutschland und Frankreich ging es bei einer Diskussion im Lesezelt.

Ach, wäre man Französin! Das dachten die deutschen Frauen wohl, nach der Diskussion mit der Schauspielerin Maria Furtwängler, die beim von Runden Tisch "Frauen in Kultur und Medien" von Kulturstaatsministerin Monika Grütters dabei war, mit der französischen Journalistin Cecile Calla, mit Barbara Vinken, Professorin und Autorin ("Die deutsche Mutter") und mit dem frankophonen Filmjournalisten Rüdiger Suchland. Die Moderatorin Bascha Mischka, Chefredakteurin der „Frankfurter Rundschau“, definierte vier Themenfelder – und jedes Mal hieß der Sieger Frankreich.

Wahrnehmung: Perfekt angezogen, entspannt, anziehend: Französinnen, besonders Pariserinnen, gelten als die perfekten Frauen. Selbst wenn sie Feministinnen sind, wie Cecile Calla in Deutschland erfahren hat. Feministinnen in Deutschland dagegen würden eher als frustriert und schlecht gelaunt wahrgenommen. Punkt 1 für Frankreich.

Film: Laut der Studie „Film und Fernsehen in Deutschland“ kommen Frauen in Filmen nur halb so oft vor wie Männer und auch das nur in Beziehungskontexten – es sei denn, sie sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. In Frankreich gibt es Catherine Deneuve und Isabelle Huppert. „In Frankreich wird die Weiblichkeit geliebt und zutiefst bewundert, in Deuschland muss man seiner Weiblichkeit abschwören, um Erfolg zu haben“, so Barbara Vinken. Punkt 2 für Frankreich.

Sex(ismus): Man war sich einig, dass Sexismus auch in Frankreich eine Rolle spielt, gerade weil Flirtebene und sexuelle Verfolgung verwechselt werden können. Generell spiele weibliche Sexualität, libertäre Bekenntnisliteratur usw. aber eine größere Rolle als in Deutschland. „Vergleichen Sie die Beziehung von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre mit der von Hannah Ahrend und Martin Heidegger". empfahl Rüdiger Suchsland zur Verdeutlichung. Punkt 3 für Frankreich.

Mutterfalle: In Frankreich seien Frauen erst Frauen, dann Mütter – da ist sich die Runde einig. Und auch darin, dass das in Deutschland umgekehrt ist. Vollzeit arbeiten mit Kindern? In Frankreich selbstverständlich, in Deutschland immer noch schwierig. Frankreich habe in Sachen Mutterschaft und Berufstätigkeit ein Leitbild, Deutschland einen Leitbildkonflikt, so Vinken. Auch deshalb hätten, je nach Berechnungsgrundlage, 25 bis 40 Prozent der Akademikerinnen in Deutschland keine Kinder. „Je höher das Mutterideal, desto weniger Kinder“, weiß Maria Furtwängler. Punkt 4 für Frankreich.

Hier und da hätte man sich mehr Differenzierung gewünscht: Die Runde war unterhaltsam, aber keineswegs frei von Klischees. Aber das war ja erst der Auftakt: Ob Orbanism Space, Börsenvereins-Bühne oder Business Club – Frauen und ihre Rolle im Medienbetrieb sind Themen der Podien. Wir berichten!