„Zur eigenen Buchhandlung bin ich durch Zufall gekommen“, berichtet Nitsche, die in Karlsruhe Buchwissenschaften und Kunstgeschichte studiert hat. „Meine Großmutter lebt in dem Haus, in dem sich die Buchhandlung befindet. So erfuhr ich, dass der bisherige Inhaber Oliver Klement sein Geschäft, den Bücherwurm, schließen wollte.“ Zwei Nächte hätte sie über die Idee, sich selbst eine Existenz im Buchhandel aufzubauen geschlafen – mit dem Ergebnis: „Warum nicht versuchen und riskieren?“, zumal der Standort seit über 1984 als Ort für Bücher gilt. Ein „Crashkurs“ am media campus in Seckbach bei Frankfurt bestätigte sie auch in wirtschaftlicher Hinsicht in ihrem Vorhaben. Ein zinsfreies Darlehen von Seiten der Familie ebnete den schnellen Weg in die Selbständigkeit.
Am 1. Juni räumte der Bücherwurm das Ladenlokal und für Nitsche begannen sechs äußerst bewegte Wochen, in denen die Geschäftsräume mit viel Unterstützung von Familie und Freunden vom Boden bis zur Decke komplettrenoviert und von Grund auf neu bestückt wurden. „Ich habe modernes Mobiliar mit älteren Elementen kombiniert, viele Pflanzen und runde Tische. Dabei ist mir eine professionelle Ausleuchtung wichtig“, beschreibt sie ihren Stil. In den vier Schaufenstern befinden sich Sitzecken und ein Schaukelstuhl, die Kinderbuchecke ist mit einer Grüffelo-Wandmalerei, Sitzsack, Kissen und Maltafel ausgestattet.
„Rund 45 Prozent des Angebots machen Kinder- und Jugendbücher aus“, beschreibt Nitsche ihr Sortiment. Tausend Ideen habe sie im Kopf, um besonders Kinder und Eltern anzusprechen – darunter Bastel-Workshops und Lese-Clubs für Kinder. Zur Eröffnung hatte sich die junge Buchhändlerin ein Grüffelo-Kostüm vom Verlag Beltz & Gelberg geliehen. Freunde übernahmen den Part in einer ersten Klasse, in einer Kita und nachmittags in der Buchhandlung mit Kostüm und Lesung aufzutreten. „Ein voller Erfolg!“, freut sich Nitsche, die die Erstausstattung im Kinderbuch direkt über die Verlage bestellt hat. „Das waren unglaublich schöne Kontakte; ich konnte viele Fragen stellen und zur Eröffnung gab es viele Give aways“, so ihre Erfahrung. Mit der Zeit will sie weitere Kontakte auch zu kleineren Verlagen knüpfen – „das ist wichtig für Veranstaltungen“.
Als Alternative zum unbezahlten Praktikum in einer Galerie in Karlsruhe und einer möglichen Doktorarbeit zum „Künstlerbuch im 20. Jahrhundert“ fühlt sich Nadine Nitsche in ihrem geschichten*reich am rechten Fleck. „Es ist eine große Freude: Hier bin ich angekommen“, stellt sie fest.
Buchhandlung geschichten*reich Inh. Nadine Nitsche
Aschaffenburgerstr. 27
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